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L wie Love

L wie Love

Titel: L wie Love
Autoren: Barbara Haworth-Attard
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mich herabprasseln und dachte an die sechs Wochen zurück, die seit Weihnachten vergangen waren. Es waren sechs ereignisreiche Wochen gewesen.
    An Silvester war ich fünfzehn geworden und mit Greg auf einer Party gewesen – als Kumpel. Und Biff und ich hatten Talia endlich überreden können, in den Weihnachtsferien mit uns ins Kino zu gehen. Und wer hätte das gedacht, Taliaist echt witzig. Sogar witziger als ich! Die Tests im Januar hatte ich alle bestanden, sogar den in Sexualkunde (ich sage nur Banane). Ach, und Biff und ich haben Geld zusammengelegt, um Phillip einen Schulrucksack zu kaufen. Ich reckte mein Gesicht in den Wasserstrahl und dachte an Nannu. Jeden Tag schaute er sich das Album an. Er ist fast wieder wie früher. Die Medikamente schlagen an und er hat nur noch ab und zu eine Gedächtnislücke. Er hat mir gesagt, ich solle allen Jungen auf der Hochzeit sagen, dass er als Erster mit mir tanzen werde.
    Dann verkrampfte sich mein Magen mit einem Mal. Zugegeben, es war Sophias Hochzeit, aber ich spielte eine wesentliche Rolle dabei. Und wenn ich über mein Kleid stolperte? Oder aus Versehen die Blumen losließ? Oder in Ohnmacht fiel? Wenigstens würde niemand merken, wenn ich mein Kleid vollkotzte! (Ihr wisst doch – kotzgrünes Kleid!) Ich fand das total komisch und kicherte über meinen eigenen Witz.
    Biff und Talia waren auch zur Hochzeit eingeladen. Ich hatte Sophia in einem ihrer guten Momente erwischt und sie war einverstanden gewesen.
    Ich zog einen meiner neuen BHs, einen Tanga und ein Unterkleid an und ging wieder ins Schlafzimmer meiner Eltern.
    Sophias Brautkleid hing an der Tür – ein Hauch aus Seide und Spitze. Die Schleppe war hochgerafft, damit sie nicht schmutzig wurde. Erst in der Kirche würde sie heruntergelassen werden, und als Brautjungfer war es meine Aufgabe,darauf zu achten, dass sie schön fiel auf dem Weg zum Altar. Ich strich über die glatte Seide. Wenn ich einmal heiratete, sollte meine Schleppe doppelt so lang sein.
    Mein kotzgrünes Kleid hing daneben, aber es sah gar nicht mehr so kotzig aus, eher apfelgrün. Beinahe hübsch.
    »Komm her.« Sophia erhob sich von der Frisierkommode und machte mir Platz. Sie drehte meine Haare ein, sprühte reichlich Haarfestiger darauf und kleisterte tonnenweise Schminke in mein Gesicht, bis ich aussah wie zwanzig, total vornehm und sexy. Schade, dass das alles an meine Cousins vergeudet war.
    Mom streifte das grüne Kleid vorsichtig über mein geschminktes Gesicht und zog den Reißverschluss am Rücken hoch. »Du siehst wunderschön aus, Teresa. Meine Mädchen, alle erwachsen.« Sie tupfte sich die Augen. »Wasserfeste Wimperntusche«, bemerkte sie.
    Sophia, die immer noch im Unterkleid war, musterte mich kritisch. »Doch, das geht.« Sie runzelte die Stirn und zupfte an Moms Rock.
    »Bemüh dich nicht. Ich bin im achten Monat und sehe auch so aus«, sagte Mom.
    »Stell dir einfach vor, dass Boo-Boo auch auf der Hochzeit ist«, sagte ich.
    »Ja, du hast recht.« Sophia lächelte zum ersten Mal an diesem Tag.
    Mom und ich halfen ihr in das Brautkleid. Es hatte so viele Knöpfe, dass meine Finger am Schluss vom Zuknöpfen ganztaub waren. Ich sage es nicht gern, aber sie war die schönste Braut aller Zeiten.
    Dad kam mit den Blumensträußen herein. Er trug einen Smoking und sah ziemlich gut aus. Ich verstand jetzt, warum Mom ihn geheiratet hatte. Er blieb in der Tür stehen. Tränen stiegen in seine Augen. »Meine schönen Mädchen.«
    »Ich hoffe, du hast ebenfalls wasserfeste Wimperntusche«, sagte ich zu ihm.
    »Der Fotograf ist da«, schrie Hugo von unten zu uns herauf.
    »Hast du deine Rede eingesteckt?«, fragte Sophia.
    Dad erbleichte. Warum musste Sophia ihn unbedingt daran erinnern?
    Obwohl es wirklich spannend war, ob er es bis zum Toast schaffte. Hugo und ich hatten eine Wette abgeschlossen, wie viel er von seiner Rede halten würde, bevor er in Ohnmacht fiel. (Dad, nicht Hugo.) Ich tippte auf zehn, Hugo auf fünf Wörter. Ich hatte meinen ersten Tipp von zwei Wörtern erhöht, nachdem Mom ihn letzte Woche gezwungen hatte, vor uns zu üben.
    Mom und Dad gingen nach unten, nur Sophia und ich waren noch im Schlafzimmer.
    Plötzlich fühlte auch ich mich den Tränen nahe. Ich warf mich auf Sophia und klammerte mich an sie, als ginge es um mein Leben.
    »Mein Kleid! Du verschmierst mein Kleid«, kreischte sie. Dann: »Ach, vergiss das Kleid.« Sie zog mich an sich undumarmte mich. »Ich gehe nicht weit weg. Unsere Wohnung ist nur
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