Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
L wie Leiche

L wie Leiche

Titel: L wie Leiche
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
ging
als erste hinein und versuchte, Licht anzuknipsen. Aber es funktionierte nicht.
Ich fand dann hinter dem Haus den Sicherungskasten und stellte fest, daß jemand
den Hauptschalter abgedreht hatte. Sie befand sich also allein im Haus, als das
Licht wieder anging. Und dann entdeckte sie Broderick oben auf dem Kronleuchter .«
    Schell
nahm einen Schluck von seinem Scotch. »Die beiden lagen in Scheidung und
stritten sich um die Abfindungsregelung. Und dann bat er sie plötzlich zu einem
Treffen in das Blockhaus. Sie wurde nervös und bat Sie, mit ihr zu kommen.
Stimmt das ?«
    »Ja«,
nickte ich. »Und er hat auch seine kleine Schwester von dieser Verabredung in
Kenntnis gesetzt .«
    »Und
sie hat ihrerseits den Anwalt und Bobo Shanks informiert !« fügte Schell hinzu. »Okay. Mit einigem Glück hat sie hundert Leuten davon
erzählt, und wir haben haufenweise Verdächtige .«
    »Er
war tot, als wir in das Haus kamen«, erklärte ich in festem Ton. »Ich erwarte
nicht, daß Sie mir das glauben, aber...«
    »Warum ?« unterbrach er mich.
    »Warum,
was?«
    »Warum
erwarten Sie nicht, daß ich Ihre Geschichte glaube ?«
    »Weil...«
Ich brach ab und starrte ihn an. »Glauben Sie mir etwa ?«
    »Nicht
alles«, entgegnete er. »Ich kenne Sie, Boyd. Sie sind ein verdammter Halunke,
und ich wette, Sie haben etwas Entscheidendes ausgelassen. Aber dazu werden wir
später kommen. Ich weiß, Sie würden Ihrer armen, alten Großmutter die Brille
wegnehmen, damit sie nicht sieht, wie Sie ihr die Ersparnisse unter der
Matratze hervor stehlen. Aber ich halte Sie nicht für einen kaltblütigen
Mörder. Und nach dem Eindruck, den ich von Melanie Rigby gewonnen habe — dem einzigen erfreulichen Anblick des heutigen Abends übrigens — , kann ich mir auch nicht vorstellen, daß sie ihrem Mann
die Kehle durchsägt, während Sie ihn festhalten. Mehr bin ich im Augenblick
nicht zu sagen bereit .«
    »Ich
hatte schon befürchtet, Sie würden uns beide wegen Mordverdachts festnehmen«,
erklärte ich.
    »Werden
Sie nun aber nicht übermütig !« Er leerte sein Glas und
stand auf. »Und lassen Sie sich nicht etwa einfallen, die Stadt verlassen zu
wollen. Verstanden? Und stecken Sie Ihre Schnüfflernase nicht weiter in diese
Angelegenheit, Boyd. Broderick Rigby war ein großes Tier in Santo Bahia. Dieser
Fall wird Wellen schlagen. Ich habe keine Lust, auf Schritt und Tritt über Sie
zu stolpern .« Er warf mir sein leeres Glas zu, das ich
ungeschickt auffing. »Sie können beide morgen vormittag gegen elf bei mir vorbeikommen und Ihre Aussagen zu Protokoll geben .«
    Er
wandte sich zur Tür, und ich starrte ihm nach. »Vielen Dank«, brachte ich dann
etwas mühsam hervor, weil das Worte waren, die ich aus meinem Munde in
Verbindung mit Captain Schell nicht für möglich gehalten hatte.
    »Danken
Sie mir nicht zu früh«, versetzte er mit einem Blick über die Schulter.
»Vielleicht habe ich morgen früh meine Meinung bereits geändert .«
    Ich
hörte, wie hinter ihm die Haustür zuklappte. Dann nahm ich mein Glas und leerte
es mit einem Zug.
    »Danny !« kam eine schrille Stimme aus dem Schlafzimmer.
    »Ich
weiß schon«, rief ich zurück. »Was machen wir nun ?«
    Zum
Teufel damit! dachte ich plötzlich, weil ich auf einmal sehr genau wußte, was
wir machen würden. Ich strebte dem Schlafzimmer zu und entledigte mich dabei
meiner Kleidungsstücke. Als ich über die Türschwelle trat, hatte ich bereits
nichts mehr am Leibe.
    »Danny?«
Melanie saß hoch aufgerichtet im Bett und blickte mir mit angstvoll geweiteten
Augen entgegen. »Sind wir nun verhaftet ?«
    »Du
wirst es nicht für möglich halten«, sagte ich, »aber Schell akzeptiert unsere
Geschichte. Die wahre Geschichte.«
    »Du
willst mich nicht bloß beruhigen ?«
    »Aber
nein. Ich will jetzt etwas ganz anderes mit dir. Damit du dich entspannst und
hinterher gut schlafen kannst .«
    »Aber
wie soll ich das ?« jammerte sie.
    »Das
werde ich dir gleich zeigen«, erwiderte ich.
    Ich
knipste die Nachttischlampe aus und schlüpfte zu Melanie ins Bett. Sie legte
beide Arme um mich und preßte ihren Körper an den meinen. »Danny«, flüsterte
sie. »Ist wirklich alles in Ordnung ?«
    »Vollkommen«,
versicherte ich. »Du kannst dich jetzt ungeniert gehenlassen .«
     
     
     

4
     
    Am
folgenden Morgen machten wir unsere Aussagen in Schells Büro und unterschrieben
die Protokolle. Anschließend führte uns Schell ins Leichenschauhaus, damit Melanie
ihren toten Ehemann identifizieren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher