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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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Patienten. Das ständige Geknatter der Rettungshubschrauber und die Sirenen der Ambulanzen machten das alles allerdings zunichte.
    »Was ist eigentlich vorhin passiert, Princess? Ich meine, als der Radau losging. War eine komische Sache, nicht?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe … « Ich tastete in meiner Tasche nach dem KomLink, aber das hatte ich wohl oben im Zimmer liegen gelassen. »Wie spät ist es überhaupt?«
    »Keine Ahnung. Fragen wir den da.« Reb wies auf einen älteren Mann, der mit einem Infopad auf dem Schoß auf einer Bank saß.
    »Gleich dreizehn Uhr, Junora«, antwortete er auf meine Frage. Das erschütterte mich. Seit meinem Gespräch mit Dr. Martinez waren fünf Stunden vergangen. Es musste etwas sehr Ernstes passiert sein, so lange hatte sie mich noch nie warten lassen.
    Reb fragte den Mann, was vorgefallen sei, und er bot uns an, sich zu ihm zu setzen, um die Nachrichten zu sehen.
    Diesmal war es nicht der ölige Delbert, der Bericht erstattete, sondern ein mir unbekannter Reporter. Er teilte mit, dass das NuYu-Überwachungssystem um acht Uhr dreißig einen Komplettausfall von drei Sekunden gehabt hatte. Die Techniker waren in höchster Alarmbereitschaft, um die Ursache festzustellen, damit ein solcher Fehler sich nicht wiederholte. Dann versuchte er einen beruhigenden Ton anzuschlagen. Im Prinzip sei das nichts Bedeutsames. Alle Funktionen seien sofort wiederhergestellt worden. Durch den Ausfall sei es jedoch zu Irritationen in den Ortungs- und Verkehrsleitsystemen gekommen. Die Amazonen seien im Einsatz und versuchten den Schaden zu begrenzen.
    Man zeigte Bilder von Menschentrauben an den U-Bahn-Stationen, Staus auf den innerstaatlichen Straßen, Warteschlangen vor verschiedenen Einrichtungen.
    »Sie sagen nicht alles«, meinte der Mann. »Es muss Unfälle gegeben haben. Die Ambulanzen kommen im Minutentakt hier an, habt ihr das nicht bemerkt?«
    »Doch. Gerade haben sie zwei Verletzte in mein Zimmer gebracht. Ja, es muss größere Probleme gegeben haben. Warum berichten sie nicht darüber?«
    Er zog sein KomLink aus der Tasche und nahm Kontakt mit jemandem auf. An seiner Miene erkannte ich, dass er erschüttert war. Dann erklärte er: »U-Bahnen und Züge fahren in einem sehr engen Takt, wenn Weichen drei Sekunden zu spät umgestellt werden, Signale verspätet umspringen, Bremsvorgänge zu spät eingeleitet werden … Es hat einige folgenschwere Zusammenstöße gegeben, die Anzahl der Toten und Verletzten steht noch nicht fest. Aber selbst hier in der Stadt sind es über tausend.«
    Reb hielt den Kopf gesenkt. Ich bedankte mich bei dem Mann für die Auskunft und zog an Rebs Ärmel.
    »Komm. Gehen wir ein Stück.«
    Er folgte mir.
    »Sind deine Freunde in Gefahr?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ja, richtig. Aber du hast auch Angst um jemanden.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Kann sowieso nicht mehr zurück.«
    »Wieso denn das nicht? Deine Verletzungen sind doch fast verheilt, oder?«
    »Du weißt wirklich nichts, Princess.«
    »Nein, ich bin doof und weltfremd.«
    Er blieb stehen. Seine Kiefermuskeln waren angespannt, seine Hände zu Fäusten geballt. Er sah unglaublich wütend aus.
    Er machte mir Angst, und gleichzeitig tat er mir leid.
    »Hey, Reb, ich habe meinen Müll bei dir abgeladen, jetzt kannst du deinen auch bei mir loswerden. Keine Sorge, viel Gelegenheit zum Weitertratschen hab ich eh nicht mehr.«
    »Mann, Princess. Mann!«
    »Los, setzen wir uns da drüben hin.«
    Er folgte mir tatsächlich, obwohl ich einen Augenblick dachte, er würde auf dem Absatz kehrtmachen und verschwinden.
    »Was war gestern Abend los, Reb?«
    »Etwas, das du nicht glauben wirst.«
    »Versuch’s.«
    Er schüttelte noch mal den Kopf. »Was weißt du darüber? Was kam in den Nachrichten?«
    Ich erzählte es ihm.
    »Scheiße!«, sagte er und spuckte auf den Boden. Dann sah er mich an, irgendwie schuldbewusst. »Ähm, ’tschuldigung.«
    »Spar dir die Spucke fürs Reden.«
    Er hob die Schultern. »Sie machen Jagd auf uns.«
    »Wer?«
    »Die Raider-Groups.«
    Den Ausdruck hatte ich noch nie gehört.
    »Erklär’s mir, ich bin doof.«
    »Männer, junge, aus den Prex und den Electi. Sie treffen sich, treiben uns aus unseren Quartieren und schlagen uns zusammen. Das nennen sie Raids – Überraschungsangriffe.«
    Ich machte den Mund auf. Und dann wieder zu.
    »Sag ich doch, du glaubst mir nicht.«
    »Hört sich seltsam an, Reb. Wer sind die Prex?«
    »Oh, verzeiht, edle Herrin. Ihr nennt sie höflich
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