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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition)
Autoren: Lara Wegner
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es nicht sagen, ihr nicht die Gewissheit schenken, dass es Liebe war zwischen ihnen, dass es nichts geben konnte, was daran etwas änderte. Seine Wangenmuskeln zuckten, und er kehrte sich von ihr ab, ohne ihr die erseh n ten drei Worte zu schenken.
    „Weshalb willst du dafür büßen? Dich trifft keine Schuld!“, rief sie und wollte ihm folgen.
    Ihr Vater hielt sie auf, indem er die Salontür zuschlug und sich davorstel l te . Ihr Onkel betupfte seine Wange mit einem Taschentuch und half ihrer Mutter vom Boden auf. Juliette flüchtete sich in ihre Arme und schluchzte. Pauline stand verloren herum und hielt den Kopf gesenkt. Viviane trat zu ihr, hob ihr Kinn an und drückte einen warmen Kuss auf ihre Lippen. Das, was sie zu sagen hatte, galt nicht der Jüngsten, und das sollte sie wissen. Sie wandte sich dem Rest ihrer Familie zu.
    „Ihr seid durch und durch erbärmlich. Ein armseliges Pack in Seide und Spitzen und mit schwarzen Seelen und verdorrten Herzen. Ich schäme mich für euch.“
    Ihr Vater fand als erste die Sprache wieder. „Aber mein liebes Kind.“
    „Ich wünschte, ich wäre es nicht, Monsieur. Ich wünschte, ich würde diese Versammlung in diesem Salon nicht kennen. Besser wäre es, ganz ohne Fam i lie zu sein als durch Blutsbande mit Ihnen verbunden zu bleiben.“
    Als sie auf die Tür zuging , gab er den Weg frei. Die einsetzenden Einwände ihrer Mutter, das laute Lamentieren von Juliette, nichts davon war noch von Belang. Ohne Verzug begann sie zu packen. Die gesamte Dienerschaft hatte mitbekommen, was im Salon vorgegangen war. Laut genug waren sie schlie ß lich gewesen. Noch am selben Tag würde es in Paris die Runde machen.
    Viviane reiste noch am selben Tag mit der ersten Postkutsche in Richtung Bretagne ab, wo ihre Großmutter sie willkommen hieß. Die alte Dame sah ihr ins Gesicht, stieß ihren Gehstock mehrfach in das Parkett und sagte nur eines: „Na, das sieht nach gewaltigem Kummer aus . “
     

Epilog
     
     
    D
    er Zweite August 1786.
    Verehrte Mademoiselle Pompinelle,
    verzeihen Sie meine Eigenmächtigkeit, die mein heutiger Brief an den Tag legt, obwohl Sie mich gebeten haben, den Kontakt abzubrechen. So sehr ich Ihren Wunsch re s pektiere, kann ich mich nicht enthalten, Sie über die Vorkommnisse in Paris zu informi e ren. Eines Tages werden sie Ihnen Fragen stellen, und obwohl es Ihnen freisteht, diese nach Belieben zu beantworten, sollten zumindest Sie die Wahrheit kennen.
    Vor zwei Tagen hat das Gericht zu Paris das Urteil über Olivier gesprochen. Dieses U r teil gründet weniger auf seine Beteiligung an dem Diebstahl des Kolliers der Juweliere Boe h mer & Bassange. Wie ich Ihnen bereits in vorherigen Briefen mitteilte, wurde sein Prozess von der Anklage gegen die Frau, die sich bis zuletzt selbst als letzten Sprössling der Linie Valois bezeichnete, abgekoppelt. Wie nicht anders zu erwarten, wurde diese Person nicht von ihrer Schuld freigesprochen. Bis zuletzt hat sie daran festgehalten, dass sie Olivier nicht kenne und ihn noch nie gesehen habe, was ihr hoch anzurechnen ist. Die Fälschung der besagten Briefe, die den Kardinal täuschten, stammte angeblich aus der Feder ihres Sekr e tärs Vilette, der diese Aussage weder bestätigte noch verneinte. Er wurde des Landes verwi e sen, eine Schauspielerin namens Nicolette Lequay, die in den Dienst der Betrügerin getreten war, wurde gar gänzlich von aller Schuld freigesprochen.
    Somit ist in meinen Augen erwiesen, dass auch für Olivier ein Freispruch möglich gewesen wäre . Sie kennen meine Vermutung, und daher will ich kein weiteres Mal auf die Umstä n de eingehen, die ihn dazu gebracht haben, sich der Polizei zu offenbaren und sich selbst als den Fälscher Les Doigts d ’Or zu erkennen zu geben. Ich habe alle Beweise, die seine Selbsta n klage bestätigen konnten, vernichtet, und doch – was nützt dies, wenn er selbst nicht von seiner Aussage abweichen wollte und nichts unternahm, um sich zu retten.
    Sein Prozess wurde im Interesse hochgestellter Persönlichkeiten unter Ausschluss der Ö f fentlichkeit abgewickelt, und es erstaunt Sie gewiss nicht zu erfahren, dass eben jenes Intere s se das Maß seiner Strafe beeinflusste. Er sieht einer lebenslangen Haft auf den Galeeren entgegen und soll als Verräter an der Krone gebrandmarkt werden. Es gibt eine große A n zahl einflussreicher Personen, die es darauf anlegte n , ihn für den Rest seines Lebens hinter Schloss und Riegel zu setzen, und der Einfluss Ihres Vaters –
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