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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition)
Autoren: Lara Wegner
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Les Doigts d ’Or genannt wird?“
    Zwei dämliche Fragen binnen weniger Minuten. In eiskalter Penetranz maß er Vilette ab, bis dieser die puderbestäubten Schultern nach oben zog. „In der Tat werden mir gelegentlich goldene Finger nachgesagt. Können wir jetzt zum Geschäft kommen?“
    Ohne darauf zu erwidern , sah sich Vilette in der Dachkammer um, o b wohl es wenig zu entdecken gab. Sie befand sich in einem unscheinbaren Haus eines Hinterhofes, von denen es tausende in Paris gab. Das einzig Au f fallende waren die großen Fenster, durch die ungefiltert Sonnenlicht einfiel und die Schäbigkeit der wenigen Möbel hervorhob. Ein Kanapee aus abg e wetztem Samt, darauf zerknüllte Kissen, eine wacklige Kommode, ein ze r schrammter Tisch mit zwei Stühlen und, direkt unter den Fenstern , der offene Sekretär. Neben einem Bataillon Tintenfässchen stand ein Federhalter aus purem Gold.
    Sobald er das Funkeln bemerkte, schien Vilette zufrieden und zückte ein B i llet aus der Rocktasche. „Madame de La Motte möchte Sie sprechen. Adresse, Tag und Uhrzeit sind hier notiert.“
    Dicht neben seinem Ellbogen legte der Hänfling das Billet auf den Tisch und trat zurück. Olivier rieb über seine Nasenwurzel. Gott, was für ein unsä g lich schlechter Tagesanfang.
    „Glaubt sie etwa, ich mache Hausbesuche?“
    Da Vilette mit dem Kopf wackelte und dabei noch mehr Puderbrösel auf seinen Schultern verteilte, schien zumindest er fest daran geglaubt zu haben. Pech. Olivier konnte es sich leisten, einen Kunden abzulehnen.
    Er erhob sich und streckte die Arme. Jeder gedehnte Muskel jaulte auf. Vor der Kommode füllte er Wasser aus einem Krug in eine angeschlagene Schü s sel.
    „Madame de La Motte kann unmöglich hierher kommen“, sprach Vilette in das Plätschern hinein. „Allein schon, weil die Gassen in diesem Viertel zu schmal für ihre Kutsche sind. Ich kann jedoch versichern, dass eine Unterr e dung mit ihr zu Ihrem Vorteil ausfallen wird.“
    Im Augenblick sah er seine Vorteile eher in einer Mahlzeit, einem Bad und frischer Kleidung. Mit einem gereizten Blick in den Spiegel zu Vilette, zog er die Handschuhe aus und wusch sich das Gesicht. Als er sich aufricht e te und das Wasser aus den Augen blinzelte, war Vilette näher getr e ten.
    „Suchen Sie sich einen anderen“, sagte Olivier und benutzte in Ermang e lung eines Handtuchs die Hemdzipfel, um sein Gesicht zu trocknen. „Ich weiß ja nicht einmal, worum es eigentlich geht . “
    „Es wäre ungehörig, Madame vorzugreifen. Ihr Auftrag ist von außero r dentlicher Brisanz und muss höchst vertraulich gehandhabt werden.“
    „Jeder meiner Aufträge ist vertraulich. Wenn Madame außerstande ist, ihre Seidenschühchen auf das gemeine Pflaster dieser Gegend zu setzen, kommen wir nicht ins Geschäft.“
    Damit zog er das Hemd über den Kopf, ließ es zu Boden fallen und suchte in der Kommode nach einem frischen. Arg zerknittert, aber immerhin sauber.
    Während er es überstreifte und die Knöpfe schloss, knetete Vilette seinen Dreispitz. „Es geht um sehr viel Geld, Monsieur Brionne.“ Bedeutungsvoll weitete er bei diesen Worten die Augen. Die dichten Brauen schossen bis an den niedrigen Haaransatz der Perücke.
    Amüsiert lachte Olivier auf. „Das ist immer relativ. Wie gesagt, suchen Sie sich einen anderen. Meine Zeit ist knapp bemessen.“
    Und außerdem hielt er ihn vom Frühstück ab. Er sah es bereits vor sich. Frisches Brot, dick mit Rahm und Honig bestrichen, dazu einige Tassen sta r ken, schwarzen Mokka.
    Unruhig trat Vilette von einem Fuß auf den anderen, nicht willens , den Rückzug anzutreten. Schließlich platzte es aus ihm heraus. „Madame de La Motte verlangte von mir den besten Fälscher von Paris. Wissen Sie eigentlich, welche Mühen ich auf mich nahm, Sie zu finden? Wenn ich ohne ein Ergebnis vor sie trete, handele ich mir gewaltigen Ärger ein. Ihre Wutausbrüche sind verheerend!“
    „Tja, vielleicht schenken Sie Ihrer Dienstherrin zum Trost ein Blume n sträußchen. Auf Wiedersehen , oder eher Adieu, Monsieur de Vilette.“
    Vilette schluckte, wobei sein Adamsapfel in seinem dürren Hals auf und ab hüpfte. „Monsieur Brionne“, stieß er aus und warf sich in die Brust. „Es geht um Briefe, sehr delikate Briefe.“
    „Diese ganze Geheimniskrämerei wegen einiger Briefe ?“ Laut lachte Olivier auf. „Keine falschen Siegel, keine gefälschten Unterschriften?“
    „Eine falsche Unterschrift braucht es in jedem Fall.“ Vilette tippte mit
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