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Kuss der Sünde (German Edition)

Kuss der Sünde (German Edition)

Titel: Kuss der Sünde (German Edition)
Autoren: Lara Wegner
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unerträglichen Hitze einherging. Liebe. Eine kaum zu ertragende, tiefe Liebe.
    „Bleib von mir aus bei ihm“, richtete Viviane spröde das Wort an ihre Schwester. „Mach, was immer du für richtig hältst. Binde dich an einen Lü g ner, der nur durch großes Glück noch nicht hinter Gittern gelandet ist und hoffe, dass du unter dem Kummer, den er dir bringt, nicht zerbrichst.“
    „Ich begleite Sie, Mademoiselle“, sagte Alain mit vorwurfsvoller Miene und bot ihr seinen Arm.
    Ohne weiteren Widerspruch ließ sie sich von ihm hinausführen. Juliette riss die Augen auf. „Ich komme mit!“, stieß sie unvermittelt aus und lief den be i den nach.
    Olivier schien für alle drei vergessen. Sie ließen ihn zurück, hatten ihn b e reits abgeurteilt, ohne zu wissen, weshalb er zu Lüge und Betrug gegriffen hatte. Sie fragten nicht nach dem Grund. Einzig Viviane hatte danach gefragt, und er hatte nichts darauf erwidert. Er würde eine Antwort geben. Vor die Schuld i gen würde er treten, vor die Eltern der beiden und sie dazu bringen, ihren Anteil an dieser Katastrophe einzugestehen. Er wollte den Pompinelles nicht länger ausweichen. Sie würden sich an Antoine Favre erinnern, und die Wahrheit sagen. Er musste wissen, wer für den Tod seines Vaters verantwor t lich war.
    „Was soll das, Olivier?“, fragte Alain, als er hinter den dreien in den Gang hinaustrat .
    „Ich werde auch mitkommen.“
    „Wozu?“, fragte Alain abweisend.
    „Um die Sache ein für alle Mal klarzustellen.“
    Alain sagte daraufhin nichts mehr. Sie verließen das Haus durch die Tür zu den Ställen. Dort wurden sie von Lazare erwartet, der sich an Oliviers Seite gesellte. Zwei Pistolenläufe ragten aus seinem Hosenbund hervor.
    „Olivier, komm mit mir. Geh nach Hause und überlass diese Frauen sich selbst“, mahnte sein letzter verbliebener Freund leise.
    Stumm schüttelte Olivier den Kopf. Er brauchte Klarheit. Gleichwohl seh n te er sich in sein Haus im Bois de Boulogne und in eine bessere Zeit, in der Ninon im Morgengrauen Mokka kochte und der Duft ihn weckte. Er wünsc h te sich, sein größtes Problem wäre noch immer die Comtesse de La Motte und die Frage, ob sie in den Verhören seinen Namen ausplauderte. Vor allem und aus tiefster Seele wünschte er sich jedoch eine Möglichkeit, rückgängig zu machen, was er Viviane angetan hatte. Und dies war mithin der ungewöh n lichste Wunsch, der jemals in ihm aufgekommen war.
     

     
    Wie in einer Luftblase gefangen lenkte Viviane den Hengst durch die Straßen nach Hause. Juliette saß hinter ihr im Sattel, doch obwohl ihre Berührung auf ihren Hüften nur leicht war, konnte sie sie kaum ertragen. Dichtauf folgten Olivier, Duprey und Lazare. Sie fragte sich, wozu die drei sie begleiteten. Im Hinblick auf Duprey schwelte in ihr eine Ahnung. Er wollte sich seiner Ve r antwortung stellen und hegte mit großer Wahrscheinlichkeit eine irrwitzige Absicht hinsichtlich seiner Zukunft mit Juliette, anstatt einzusehen, dass es keine gemeinsame Zukunft geben konnte.
    Was Olivier anging, blieb ihr seine Gegenwart schleierhaft. Auch wenn das Kind ihrer Schwester nicht von ihm war, hatte er die Finger im Spiel. Weshalb sonst sollte Juliette von einer Affäre sprechen, wenn es keine gab?
    Das E inzige , was Ihnen und Ihresgleichen geblieben ist, ist der Hang zur Bosheit , k a men ihr Adriennes Worte in den Sinn.
    Der Morgen graute, und sie stand nach einer Nacht ohne Schlaf einem vol l ends erschütterten Weltbild gegenüber. Zuerst der Verrat an ihrer Liebe, dann die Offenbarungen ihrer Mutter und schließlich die herzlosen Attacken ihrer Schwester. Mehr und mehr fühlte sie sich ausgehöhlt von all den Niederträc h tigkeiten.
    Als sie das Grundstück ihrer Eltern erreichten, hallte der Hufschlag ung e bührlich laut. Die Vögel in den Bäumen schwiegen, anstatt wie üblich zu di e ser Stunde den neuen Tag mit ihrem Gezwitscher zu begrüßen. Die Atm o sphäre schien drückend. Sie bemerkte, wie Olivier zu den Zierbüschen und Bäumen blickte und die Schultern straffte. Jäh wurde sein Gesicht von einer grauen Blässe gezeichnet. Seine Kiefernmuskeln spielten, und er machte eine knappe Geste zu seinem narbigen Kumpan, der mit einer Hand an die Waffen unter seiner Jacke griff. Das Verhalten der beiden gepaart mit der Stille künd e te weiteres Unheil an.
    Viviane stand kurz davor, ihre Schwester aus dem Sattel zu stoßen, eine Kehrtwende zu machen und sie alle ihrer natürlichen Bosheit zu überlassen.
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