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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi
Autoren: Gisa Pauly
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gewesen wie der alte Adelfo, der einmal in seinem Hause überfallen worden war und die Einbrecher mit seinem Krückstock in die Flucht geschlagen hatte. Der Aufenthalt auf dem Baugerüst sei absolut lebensgefährlich gewesen, und dass Wiebke bei ihrem Absturz nicht vor lauter Angst der Schlag getroffen habe, sei ein kleines Wunder. Der Held des Tages aber sei natürlich Niccolò gewesen, ohne den vermutlich weder Wiebke noch Mamma Carlotta mit dem Leben davongekommen wären. »Wie er über das Rohr balanciert ist! Ohne sich festzuhalten! Und obwohl der Sturm so heftig war, dass er uns alle beinahe ins Meer gepustet hätte!«
    Carolin war vor allem an der Frage interessiert gewesen, ob es jetzt mit dem Gesundheitshaus vorbei war. »Die Firma Matteuer-Immobilien müsste am Ende sein. Die Inhaberin tot, ihre Schwester im Gefängnis, Klaus Matteuer ein Pflegefall …«
    Mamma Carlotta war ganz sicher, dass sie die Unterschriftenlisten zerreißen konnten. Wie gut ihr diese Aussicht gefiel, hatte sie jedoch nicht verraten, denn nun bestand die berechtigte Hoffnung, dass ihr niemand vorhalten würde, wie wenig Unterschriften sie gesammelt hatte und wie oft sie dafür außer Haus gewesen war.
    Carolin jedoch war, seit sie den Wunsch hatte, in die Politik zu gehen, streng problemorientiert und nicht mit leichten Lösungen zu begeistern. »Mag sein, dass das Naturschutzgebiet in Braderup nun nicht mehr in Gefahr ist. Aber das heißt nicht, dass wir uns schon zurücklehnen dürfen. Die Frage, wie eine positive Zukunftsgestaltung der Insel aussehen soll, ist immer noch offen. Wir brauchen verbindliche Regelungen für ganz Sylt! Wir können uns keine Bauskandale mehr leisten! Jeder Einzelne muss sich verantwortlich fühlen.«
    Sie erhob sich, um eine außerplanmäßige Sitzung der Bürgerinitiative in die Wege zu leiten. »Wir müssen uns ganz neu organisieren«, sagte Carolin, ehe sie die Küche verließ.
    Felix war ihr zwar gefolgt, aber kurz darauf drangen die Geräusche des Fernsehers aus dem Wohnzimmer. Anscheinend hatte er nun doch ein unpolitisches Formel-1-Rennen vorgezogen.
    Wiebke war mit dem Sahneschlagen fertig und schnitt nun den Mandelkuchen, während Mamma Carlotta den Tisch deckte. »Es ist Sonntag«, murmelte sie. »Domenica gehört la famiglia an den Kaffeetisch. Hoffentlich hält Enrico sich mit dem Verhör nicht so lange auf.«
    »Er wird sicherlich erst kommen, wenn er das Geständnis hat«, meinte Wiebke.
    »Madonna!« Mamma Carlotta fehlten plötzlich die Nerven, auf jeden Teller eine Kuchengabel, neben jede Tasse einen Kaffeelöffel zu legen und die Servietten in Form von spitzen Hütchen aufzustellen. Sie sank auf einen Stuhl. »In meinem Kopf geht immer noch alles durcheinander. Wie ist Enrico nur darauf gekommen, dass Corinna Matteuer in Wirklichkeit Matilda Pütz ist?«
    »Das wird er uns erzählen, wenn er heimkommt.«
    »Und Sie? Wie war das nun eigentlich mit Ihnen, Signorina? Sie haben das Fenster des Baubüros eingeschlagen. Sie waren in Dennis Happes Wohnung! Warum?«
    Wiebke legte das Messer beiseite. »Als ich Klaus gefunden hatte, war da gleich eine große Vertrautheit zwischen uns. Wir haben uns ein paarmal in Flensburg getroffen, und er hat mir schon bald von seiner Affäre mit Matilda erzählt. Sonst wusste niemand davon, nur ich! Er war sicher, dass Matilda ihn genauso liebte wie er sie. Dabei hat sie ihn nur benutzt. Sie wollte das, was ihre Schwester hatte. Corinnas Mann, die Firma, ihr Leben …«
    Mamma Carlotta seufzte und machte einen zweiten Versuch, den Tisch zu decken.
    »Ich wusste von den beiden Anstecknadeln«, fuhr Wiebke fort. »Klaus hatte sie mir gezeigt. Und als er den Schlaganfall gehabt hatte, als er so hilflos dalag, sich kaum noch bewegen und nicht mehr artikulieren konnte … da wollte ich ihm helfen. Die beiden Nadeln hätten verraten, dass er Corinna betrog. Ich wollte nicht, dass sie es erfährt. Er hätte sich ja nicht mehr verteidigen können. Ich wollte die Nadeln verschwinden lassen. Aber ich habe sie nicht gefunden. Anscheinend hatte Matilda sie schon in Sicherheit gebracht.« Auch Wiebke machte nun mit der Arbeit weiter und schnitt den Kuchen, während sie fortfuhr: »Ich wollte die Reportage über Corinna machen, um sie besser kennenzulernen.«
    »Aber Sie sind geblieben, obwohl aus der Reportage nichts wurde«, erinnerte Mamma Carlotta.
    »Ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Matilda sollte mit Ludo Thöneßen eine Affäre gehabt haben? Sie
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