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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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schleicht doch mal schnell in diesen Raum, wenn ein Versuch läuft, weil er angeblich irgend etwas vergessen hat. Ich auch. Aber noch sind wir diesseits der Grenze. Wir müssen die Versuche unter anderen Bedingungen fortsetzen.“
    Niemand widersprach, einige nickten. „Gut“, sagte Wenzel, „darin besteht Einmütigkeit, wie es scheint. Was haben Sie noch herausgekriegt?“
    Er erfuhr eine Menge Einzelheiten, die ihm nicht viel sagten, ließ sich aber weiter berichten, denn irgendein Gedanke ging ihm im Kopf herum, eine Frage, die sich stellen wollte, er bekam nur nicht heraus, was sie betraf, doch irgendwann in dem Gespräch würde schon ein Begriff fallen, dem sie sich assoziieren konnte. Meßreihen, differenzierte Funktionen der Teile des RT, auch der Glasstab, der Otto Mohr im Hals steckte, er war höchstwahrscheinlich an jenem Morgen noch ausgetauscht worden gegen einen neuen, der stärker wirkte, alles ganz interessant, aber es führte von der Frage weg; betraf sie etwa weniger den RT als… Ja, na klar, das hätte eigentlich die erste Frage sein müssen, nur die Sorge um die Gesundheit dieser Leute hatte Wenzel davon abgebracht, eine Kontrollfrage eigentlich nur, ohne viel Hoffnung auf ein Ergebnis: „Haben Sie von dem Kranken ein EEG gemacht, wenn er unter dem Einfluß des RT stand?“
    Die andern blickten etwas verwirrt. „Unter Einfluß des RT nicht, sonst ja. Als wir entdeckt hatten, wie es um ihn stand, wollten wir nicht noch mal…“
    „Aber ein Gerät haben Sie hier?“
    Sie hatten eins.
    „Dann machen Sie von mir ein EEG, ich werde mich vor den RT stellen, ich bin auch sehr auf ihn abgestimmt, keine Angst, ich bin noch nicht soweit, daß es mir schaden könnte.“
    Wieder empfand Wenzel die außerordentliche Lust zur Kreativität, allerdings diesmal schien ihm ein klein wenig anderes dabeizusein, ein bitterer Beigeschmack, kam der nun von dem Wissen um die Gefährlichkeit oder davon, daß seine allgemeine Gefühlslage heute weitaus glücklicher war als damals? Jedenfalls ließ sich gut vorstellen, daß hier der Wunsch nach ständiger Wiederholung entstehen konnte, wenn dem Gefühl des Schöpferischen keine ebensolche Wirklichkeit gegenüberstand, und dieser Wunsch nach ständiger Wiederholung war dann wohl der Anfang der Sucht.
    Drei Minuten – das dürfte genügen. Wenzel ging in die Küche, wo die Mannschaft mit den Geräten saß.
    Er ließ sein Enzephalogramm abspielen. Da – G-Spindeln. Nicht sehr ausgeprägt, aber doch erkennbar. Er hatte es halb gehofft, halb befürchtet. Es klärte die Zusammenhänge nicht, es verwirrte sie. Gab es also bei Otto Mohr zwei Todesursachen, die zusammenwirkten? Oder gab es bei den anderen Fällen von Herzversagen ebenfalls noch mehrere Ursachen?
    Doch man durfte wohl nicht erwarten, daß die im großen einfach erscheinenden Zusammenhänge auch einfach blieben, wenn man in sie eindrang. Ob es zwischen dem Rhythmus der Resonanzen und dem der G-Spindeln eine Korrespondenz gab?
    Der kleine Tischrechner, den sie dort hatten, reichte völlig aus. Ja, diese Korrespondenz gab es, und sie war keine einfache Übereinstimmung, es gab zeitliche Verzögerungen zwischen beiden und damit überhaupt eine Menge weiterer Arbeit, die allerdings nicht mehr hier geleistet werden mußte.

    Die Experimentatoren hatten nach einer heißen Debatte alle Pläne über den Haufen geworfen und waren mit dem Zollstock und der Hälfte der Zulieferungen für die Erweiterung zur Anlage Blastron geflogen, der Rest sollte zwei Monate später mit einer Lastrakete folgen.
    Ausgangspunkt war das schon fast mysteriöse Ergebnis jenes Modellexperiments gewesen, bei dem sie unter der EGI die Grenzen überschritten, die sie sich selbst gesetzt hatten. Aber außer diesem Mißerfolg lag ja noch jenes seltsame Verhalten des Sechserrings vor, der erstmals auch im Stadium zwei Energie aufnahm, und plötzlich wollte niemand mehr warten, alle wollten endlich sehen, wieviel davon im wirklichen Experiment geschehen würde.
    Von vornherein hatten sie sich gegen psychisches Versagen gesichert: Eine Automatik war entwickelt worden, die jeden Versuch eine Minute nach Eintritt in das zweite Stadium beenden würde, indem sie das Bläschen oder die Bläschen-Konfiguration auf ein Target lenkte. Außerdem wollten sie nach der Montage der zusätzlichen Einrichtungen zunächst die EGI nicht mehr anwenden, sondern alle die Hunderte von Versuchen durchführen, die am Modell gelaufen waren. Das weitere Programm sah dann
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