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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste
Autoren: Patrick O'Brian
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angewiesen, sich an Bord der Sophie zu begeben und das Kommando über besagtes Schiff zu übernehmen; außerdem allen Offizieren und Mannschaftsgraden der fraglichen Kriegsslup dies zur Kenntnis zu bringen und sie aufzufordern, Ihnen als ihrem Kommandanten mit allem gebotenen Respekt und Gehorsam auf ihren jeweiligen Stationen zu dienen; während Sie Ihrerseits die Allgemeinen Dienstvorschriften ebenso wie alle Befehle und Direktiven, die Sie von einem vorgesetzten Offizier in Seiner Majestät Diensten erhalten mögen, zu befolgen haben. Vorstehendem haben Sie und alle Ihre Untergebenen zu gehorchen, wobei Sie im Falle der Zuwiderhandlung Gefahr laufen, dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Hiermit erlangt obiger Befehl Rechtsgültigkeit.
    Ausgefertigt an Bord der Foudroyant,
    Auf See, den 1. April 1800.
    An den Ehrenwerten John Aubrey, Esq,
    Kommandant Seiner Majestät Slup Sophie
    im Geschwader von Admiral Thos. Walker.
    Jack Aubreys Augen hatten den Brief im Nu überflogen, aber sein Verstand weigerte sich, den Inhalt zu begreifen oder zu glauben. Mit hochroten Wangen und seltsam abweisender, strenger Miene zwang er sich, noch einmal Zeile für Zeile zu lesen. Beim zweiten Mal ging es schneller, bis zuletzt eine mächtige Welle der Freude in seiner Brust emporstieg, sein Gesicht mit noch dunklerem Rot überzog und seine Kinnlade aufklappen ließ. Laut lachend tippte er sich mit dem Brief an die Stirn, faltete ihn zusammen, entfaltete ihn wieder und las ihn mit gespannter Aufmerksamkeit zum dritten Mal — aus Sorge, er könnte die gedrechselten Formulierungen des dritten Absatzes vergessen haben. Eine eiskalte Sekunde lang drohte der Schreck über das unglückliche Datum ihm den Boden unter den Füßen wegzuziehen, er wähnte diese neue herrliche Welt schon wieder verloren und fürchtete einen grausamen Aprilscherz. Aber dann hielt er den Briefbogen vors Licht, und da war es, trutzig, tröstlich und unumstößlich wie der Felsen von Gibraltar: das Wasserzeichen der Admiralität, der höchst ehrenwerte, wenn auch unklare Anker der Hoffnung. Jetzt konnte Jack Aubrey nicht mehr stillsitzen. Er tigerte im Zimmer umher, warf sich den Rock über, riß ihn wieder herunter, schmunzelte, kicherte und stieß unzusammenhängende Sätze aus wie: »Und da hab ich mir Sorgen gemacht ... Haha! ... So eine schmucke kleine Brigg ... Kenne sie gut... Hätte mich schon glücklich geschätzt, eine Kranhulk zu kriegen oder die Vulture mit der Kleiderkammer ... Hauptsache, irgendein Schiff... Wundervoller Kupferbeschlag — fast die einzige Slup in der Navy mit Hüttendeck ... Hat zweifellos ’ne bequeme Achterkajüte ... Herrliches Wetter — so warm ... Haha! ... Wenn ich nur genug Leute finde, das ist der Pferdefuß ...« Er merkte plötzlich, daß er völlig ausgehungert und halb verdurstet war, stürzte zum Klingelzug und riß ungeduldig daran. Noch ehe die Glocke ganz verstummt war, steckte er schon den Kopf auf den Korridor und brüllte nach dem Kammermädchen. »Mercy! Mercy! Ach, da bist du ja, mein Schatz. Was kannst du mir zu essen bringen — manger, mangiare? Pollo? Kaltes Brathuhn? Und eine Flasche Wein — vino . Nein, zwei Flaschen. Und, Mercy, willst du noch etwas für mich tun, ja? Ich möchte, desirer , ich bitte dich um einen Gefallen: Näh mir, cosare , einen Knopf an.«
    »Aber gern, teniente «, versicherte Mercedes mit lustig geweiteten Augen und weißen Zähnen, die im Kerzenlicht blitzten.
    »Nix teniente! « rief Jack und drückte ihren vollen, weichen Leib so fest an sich, daß ihr die Luft wegblieb. »Jetzt Capitan! Endlich Capitano , hahaha!«
    Am nächsten Morgen fuhr er aus erfrischendem Tiefschlaf auf und war sofort hellwach. Noch ehe er die Augen öffnete, erfüllte ihn bereits das freudige Bewußtsein seiner Beförderung.
    Natürlich ist sie kein Schiff ersten Ranges, jedenfalls nicht ganz, sagte er sich, aber wer in aller Welt wünscht sich denn ein riesiges, schwerfälliges Linienschiff, das an den Schürzenzipfeln der Flotte hängt? Wo liegt die Sophie überhaupt? Ach ja, hinter der Ausrüstungspier, gleich neben der Rattler. Nachher laufe ich hinunter und sehe sie mir an — keine Minute ist zu verlieren ... Oder doch nicht — es wäre unfair, ich muß ihnen Zeit zur Vorbereitung lassen. Richtig, als erstes muß ich die Runde machen und mich bei den zuständigen Stellen bedanken, muß mich auch mit Allen treffen — der gute alte Allen ... Muß ihm unbedingt gratulieren.
    Aber dann lief er
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