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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues
Autoren: Marlene Bach
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war.
Normalerweise legt kein Täter Wert darauf, dass sein Opfer bald gefunden wird.«
    »Na ja, aber dieser Mensch scheint doch sehr gestört zu sein.«
    »Nein, dieser Mensch ist sehr klug. Er wollte, dass alle Spuren, die
er bei dem Mord vielleicht hätte hinterlassen können, erklärt waren. Dadurch,
dass er derjenige war, der die Leiche
aus dem Wasser zog. So hätte er sogar seine Brieftasche am Tatort verlieren
können. Seine Spuren mussten ja dort sein.«
    »Aber das …«, Martinsen schüttelte den Kopf, »das würde ja heißen …
Sie denken, ich hätte diese Frau getötet!«
    »Vor einigen Jahren wurde in der Schweiz ein Kind namens Anna
Wyssmer entführt. Das Mädchen wurde nach Deutschland gebracht, in der Nähe von
Lea Rinkners damaligem Wohnort versteckt und schließlich getötet. Lea hat den
Täter gesehen. Sie hat ihn wiedererkannt und erpresst. Und derjenige, den sie
wiedererkannt und erpresst hat, waren Sie.«
    »Ich bitte Sie!« Martinsen hob die Hände. »Was reden Sie denn da?«
    »Der Entführer von damals hat am Tatort etwas verloren. Eine Kappe,
die zu einem Asthmaspray gehört. Daran gibt es DNA -Material,
durch das wir ihn eindeutig identifizieren können.«
    Maria sah es in seinen Augen, nur einen kurzen Moment, bis er sich
wieder im Griff hatte: Martinsen hatte Angst.
    »Wie können Sie nur so etwas behaupten. Ich bin fassungslos. Was für
eine Unterstellung!«
    Er atmete schwer, so als laste die ganze Ungeheuerlichkeit dieser
Unterstellung auf seiner Brust.
    »Sie könnten uns allen viel Arbeit ersparen, wenn Sie einfach die
Wahrheit sagen, Herr Martinsen. Oder soll ich Sie besser ›Hades‹ nennen?«
    »Hades? Wieso Hades?«
    Martinsen griff mit der Hand an den Halsausschnitt seines T-Shirts,
zog daran, als würde es ihm die Kehle zuschnüren. Sein Blick glitt zum Fenster.
    »Sind das Ihre Leute da draußen im Garten?«
    Maria drehte sich um. Hinter der Scheibe waren schemenhaft ein paar
Büsche zu erkennen, sonst nichts.
    »Unsere Leute kommen ganz normal durch die Tür.«
    »Ich sollte vielleicht die Alarmanlage wieder einschalten.«
Martinsen machte Anstalten aufzustehen.
    »Setzen Sie sich! Ihre Erstklässlertricks können Sie sich sparen.
Sie machen hier gar nichts mehr. Herr Martinsen, ich nehme Sie fest wegen …«
    »Da!« Martinsen zeigte in die Dunkelheit. »Da ist doch jemand!«
    Alsberger war aufgestanden. »Sieht wirklich aus, als liefe da
draußen einer rum.«
    Er ging zur Glastür, die in den Garten führte, und öffnete sie. Ein
kühler Luftzug wehte herein. »Ich schau mal nach.« Damit verschwand er in der
Dunkelheit, bevor Maria ihn aufhalten konnte.
    Martinsen hustete. Er räusperte sich, dann lehnte er sich zurück.
    »Sie glauben also, ich hätte einen Menschen getötet?«
    »Ich glaube, Sie haben sogar zwei Menschen getötet.«
    »Sie irren sich, Frau Mooser. Mit Sicherheit. Bei mir sind Sie
schlicht und ergreifend an der falschen Adresse.« Während er sprach, wurde sein
Atmen immer hastiger. »Dass Sie mir das zutrauen, wo ich selbst unter dieser
Sache so leide.«
    Er räusperte sich, räusperte sich noch einmal.
    »Sie kennen mich nicht besonders gut. Aber Sie müssten doch
inzwischen wissen, dass ich zu so einer Tat überhaupt nicht in der Lage bin.
Ich und einen Menschen ermorden! Das ist völlig absurd.«
    Inzwischen war bei jedem seiner Atemzüge ein Geräusch zu hören. Wie
bei einer alten Luftpumpe, die leise quietschend auf und ab fuhr.
    »Entschuldigung.« Martinsen fuhr sich mit der Hand an den Hals.
»Aber die Aufregung, das vertrage ich nicht. Mein Spray. Ich brauche mal mein
Spray. Es liegt in der Küche.«
    Er stand auf, schwankte zwei Schritte zur Seite.
    »Bitte! Ich bekomme sonst keine Luft mehr!«
    Mengert stellte sich ihm in den Weg und holte die Handschellen
hervor.
    »Jetzt legen Sie erst einmal die Hände auf den Rücken, wenn ich
bitten darf!«
    »Hören Sie, es ist gleich …« Martinsen rang nach Atem, den Mund
geöffnet.
    »Jetzt ist gut.« Mengert verzog genervt das Gesicht. »Die Show ist
zu Ende.«
    »Das Spray«, stieß Martinsen hervor. Er beugte sich vornüber,
atmete, hechelnd wie ein Hund. »Schnell!«
    Hilfe suchend streckte er die Hand aus. Dann sank er zu Boden, blieb
liegen, schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Maria eilte zu ihm.
    »Bitte!«, brachte Martinsen leise hervor. »Es ist in der Küche.
Hinten auf der Ablage.« Er deutete mit zitternder Hand auf die Tür hinter ihr.
    »Los, Mengert! Hol ihm
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