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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz
Autoren: H Nygaard
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wieder. Jedes
Mal, wenn du hier auftauchst, bin ich dem Knast ein erhebliches Stück näher
gerückt.«
    Lüder gab Horst die
Hand. »Du darfst dich glücklich schätzen, Deutschland zu retten.«
    »Das habe ich schon
öfter getan und bin immer noch nicht Bundeskanzler.« Horst winkte ab. »Aber die
retten das Land ja auch nicht. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich brauche deinen
fachmännischen Rat in einer Sache, in der du ein wahrer Experte bist und von
der ich – zugegeben – weniger verstehe.«
    Horst Schönberg
lachte und bewegte drohend den Zeigefinger. »Was soll das heißen? Willst du
jetzt auch fremdgehen?«
    Lüder boxte ihm
scherzhaft in die Seite. »Ich denke, du hast auch noch andere Hobbys und
Talente. Ich möchte mich im Internet bewegen, ohne Spuren zu hinterlassen.«
    »Das ist nahezu
nicht möglich«, erklärte der Freund ernsthaft. »Die Spezialisten bekommen so
etwas heraus, sonst würde man der Leute, die mit Viren und Würmern das Netz verseuchen,
nie habhaft werden.« Dann zwinkerte der Mann mit dem Lausbubengesicht mit den
Augen. »Komm mal mit«, forderte er Lüder auf und zog mit ihm in eine bessere
Rumpelkammer, die er großzügig »Chefbüro« nannte, in der er sich aber so gut
wie nie aufhielt. Horst Schönberg schaltete ein Notebook an, stöpselte ein
Handy daran, und kurz darauf flackerte das Symbol eines Browsers auf.
    »Kann man in diesem
Fall nicht das Handy lokalisieren?«
    »Schon«, räumte der
Freund ein, »aber das bringt nichts. Ich habe keine Ahnung, wem es einmal
gehört hat. Ich habe das Ding beim Pokern an irgendeiner Hotelbar gewonnen. Ich
kann dir nicht einmal mehr beschreiben, wie der Typ aussah, der es als
Wetteinsatz mitgebracht hat. Und außerdem werden wir uns hinter verschiedenen Servern
verstecken. Ich kenne da eine Serveradresse in Weißrussland.«
    Lüder zog einen
Zettel hervor, auf dem er die fotografierte Notiz aus Kwiatkowskis Hotelzimmer
abgeschrieben hatte. »Ich möchte gern auf dieses Konto sehen.«
    Horst Schönberg
versuchte, die entsprechende Internetseite aufzurufen. Nach mehreren Anläufen
gelang es ihm. Sie gaben die Zugangsdaten vom Spickzettel ein.
    »So ‘n Schiet«,
fluchte Schönberg und besah sich die Bildschirmmaske. »Wie bei einem Safe ist
hier ein zweiter Zugangsschlüssel erforderlich. Kennst du den?«
    Lüder schüttelte
resigniert den Kopf. »Nein. Der Bruder Leichtfuß, von dem ich die Daten habe,
hat mir nur einen Code hinterlassen. Das war’s dann wohl.«
    »Man muss mit der
Dummheit der Menschen rechnen«, erwiderte Horst Schönberg und wiederholte den
ersten PIN im zweiten
Schlüsselfeld.
    »No access.« Die Eingabe wurde vom System als
falsch zurückgewiesen. Gleichzeitig erschien die Meldung, dass es nur noch
einen weiteren gültigen Versuch gebe, bevor alle Transaktionen für dieses Konto
gesperrt würden.
    Lüder kratzte sich
am Kopf, während Horst den Rechner abschalten wollte.
    »Moment«, unterbrach
ihn Lüder. »Das ist nicht mehr als ein Versuch. Aber auf den anderen
Unterlagen, die ich gefunden habe, war eine handschriftliche Notiz, die
sachlich nicht zum Dokument passt, auf dem sie niedergeschrieben ist.«
    Lüder blätterte auf
seinem Handy, bis er die abfotografierte Kopie des Grundbucheintrags für das
Anwesen von Rasmussen fand. Dort war auf dem Rand per Hand eine Zahlenfolge
notiert. Auf dem Handydisplay war es allerdings so klein, dass man die Ziffern
nicht identifizieren konnte.
    »Gib mal her«, sagte
Horst und übertrug das Foto vom Handy auf einen seiner Computer. Dann zauberte
er das Foto auf den Bildschirm und vergrößerte es, bis die Zahlenfolge deutlich
zu sehen war.
    »Mensch, hat der Typ
‘ne Klaue«, maulte Horst und tippte mit der Spitze eines Kugelschreibers auf
die Zahlen. »Das hier. Ist das eine Eins oder eine Sieben? Und hier. Fünf oder
Sechs?«
    Gemeinsam musterten
sie die undeutlichen Ziffern. Nach langem Hin und Her entschieden sie sich für
die Eins und die Fünf.
    Horst tippte die
Ziffernfolge in das Feld ein, mit dem der zweite Zugangsschlüssel zum Konto
abgefragt wurde. Dann stieß er einen überraschten Pfiff aus, nachdem sich die
Eingabe als der erforderliche Zugangscode erwiesen hatte. Sie hatten Zugriff
auf die Konteninformationen. Aus der Anzeige auf dem Bildschirm war zwar nicht
der Inhaber zu erkennen, aber der Saldo wies einen Betrag von eins Komma drei
Millionen US -Dollar aus.
    »Donnerlüttchen«,
entfuhr es dem Werbemann. »Hast du geerbt?«
    »Ich nicht, aber
jemand
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