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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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hatte Gwen ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann gehabt, der sie, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr, abserviert hatte, worauf sie die Stadt verließ.
    »Wie ich sehe, sind Sie wieder da. Ich dachte schon, Sie wären tot.«
    Delaneys Aufmerksamkeit wurde auf die alte Mrs Van Damme gelenkt, die über ein Aluminium-Gehgerät gebeugt auf die Russischen Eier zuwankte, ihr weißes Haar in Fingerwellen gelegt, genau wie in Delaneys Erinnerung. Der Vorname der Frau wollte ihr partout nicht einfallen, und sie wusste auch nicht, ob sie ihn je gehört hatte. Alle hatten von ihr immer nur als »die alte Mrs Van Damme« gesprochen. Inzwischen war
sie so steinalt, ihr Rücken vom Alter und von Osteoporose gebeugt, dass sie sich allmählich in ein menschliches Fossil verwandelte.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, bot Delaney ihr an und stellte sich ein bisschen aufrechter hin, während sie im Geiste überschlug, wann sie zum letzten Mal ein Glas Milch getrunken oder allermindestens mit Kalzium angereicherte Rennies gekaut hatte.
    Mrs Van Damme schnappte sich ein Ei und reichte Delaney ihren Teller. »Etwas hiervon und davon«, ordnete sie an und deutete auf diverse Schüsseln.
    »Möchten Sie Salat?«
    »Davon krieg ich Blähungen«, flüsterte Mrs Van Damme ihr vertraulich zu und deutete stattdessen auf eine Schüssel Götterspeise. »Das da sieht gut aus, und auch ein paar von diesen Hähnchenflügeln. Die sind zwar scharf, aber ich hab mein Pepto-Bismol dabei.«
    Für eine so zarte, gebrechliche Person haute die alte Mrs Van Damme rein wie ein Holzfäller. »Sind Sie mit Jean-Claude verwandt?«, witzelte Delaney, um das ansonsten eher traurige Ereignis ein wenig aufzulockern.
    »Mit wem?«
    »Mit Jean-Claude Van Damme, dem Kickboxer.«
    »Nein, ich kenne keinen Jean-Claude, aber vielleicht gibt es in Emmett einen. Diese Van Dammes aus Emmett geraten immer in irgendeinen Schlamassel und bauen immer irgendwelchen Mist. Letztes Jahr wurde Teddy, der mittlere Enkel meines verstorbenen Bruders, verhaftet, weil er den großen Smokey-Bären geklaut hatte, der vor dem Forstamt stand. Wie ist er bloß auf diese Schnapsidee gekommen?«
    »Vielleicht, weil er Teddy heißt.«
    »Hä?«
    Delaney runzelte die Stirn. »Schon gut.« Sie hätte es gar nicht erst versuchen sollen. Sie hatte vergessen, dass ihr Humor in Hinterwäldlerstädtchen nicht verstanden wurde, in denen Männer die Angewohnheit hatten, ihre Hemdtaschen als Aschenbecher zu benutzen. Sie setzte Mrs Van Damme an einen Tisch in der Nähe des Büfetts und begab sich zur Bar.
    Sie hatte schon immer gefunden, dass dieses ganze Ritual, sich nach Beerdigungen zu versammeln, um sich vollzustopfen wie die Mastschweine und sich sinnlos zu betrinken, ein bisschen seltsam war, doch sie nahm an, dass es dazu diente, der Familie Trost zu spenden. Doch Delaney fühlte sich nicht im Geringsten getröstet. Sie kam sich vor wie auf dem Präsentierteller, doch so hatte sie sich während ihrer Zeit in Truly immer gefühlt. Sie war als Tochter des Bürgermeisters und seiner wunderschönen Frau aufgewachsen und stets einen Tick hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Sie war nie kontaktfreudig und laut gewesen wie Henry und auch nie schön wie Gwen.
    Sie ging in den Salon, wo Henrys Freunde aus der Moose-Lodge-Verbindung sich einen hinter die Binde kippten und aus allen Poren nach Johnnie Walker stanken. Sie beachteten sie kaum, als sie sich ein Glas Wein einschenkte und Gwens flache Schuhe auszog, die ihre Mutter ihr aufgezwungen hatte.
    Delaney wusste, dass sie manchmal zwanghaft war, doch im Grunde litt sie nur unter einer regelrechten Sucht. Sie war ein Shoeaholic. Ihrer Meinung nach hätte Imelda Marcos mildernde Umstände verdient. Delaney liebte Schuhe. Alle Schuhe. Außer Pumps mit flachen, breiten Absätzen. Zu langweilig. Ihr Geschmack tendierte eher zu Stilettos, coolen Stiefeln oder Schnürsandalen. Auch ihre Kleidung war nicht gerade konventionell. In den letzten Jahren hatte sie bei Valentina gearbeitet, einem exklusiven Salon, in dem die Kundinnen hundert Dollar hinlegten, um sich die Haare schneiden zu lassen,
und dafür eine Stylistin in Trend setzenden Klamotten erwarteten. Delaneys Kundinnen wollten für ihr Geld kurze Vinylröcke, Leder-Pants oder hauchdünne Blusen über schwarzen BHs sehen. Nicht gerade die passende Trauerkleidung für die Stieftochter eines Mannes, der viele Jahre lang über das Städtchen geherrscht hatte.
    Delaney wollte gerade den Raum
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