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Küssen erlaubt - Liebe verboten!

Küssen erlaubt - Liebe verboten!

Titel: Küssen erlaubt - Liebe verboten!
Autoren: Heidi Rice
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und geleitete sie durch die Drehtür in die marmorne Lobby, wo sie der Duft von Rosen, frisch geschnittenen Tannenzweigen und Zimtstangen begrüßte, die in großen Vasen an der Rezeption arrangiert waren. Aber weit intensiver noch nahm sie einen anderen Duft wahr: das Aroma von Mann und Seife, das Jacobs Jackett anhaftete.
    „Warte hier“, sagte er und ging hinüber zur Rezeption, wo er Cassies Mantel einem uniformierten Angestellten reichte. Dieser nahm das nasse Kleidungsstück, ohne mit der Wimper zu zucken, entgegen und lächelte beflissen zu ihr herüber. Als sei es die normalste Sache der Welt, wenn eine offensichtlich zu spärlich bekleidete Frau mit schmutzigen Stiefeln durchs Hotelfoyer stapfte.
    Cassie bemühte sich, möglichst unauffällig zu wirken, als Jace sie durch eine opulent ausgestattete Lounge führte. Vorbei an bequemen Sofas mit Tartanbezug, Tischchen aus poliertem Mahagoniholz und üppigen Grünpflanzen in schmiedeeisernen Ständern. Einige fein gekleidete Gäste nippten aus zierlichen Porzellantassen an ihrem Nachmittagstee und betrachteten sie argwöhnisch.
    Na super. Sie kam sich vor wie Aschenputtel, die in ihren Lumpen beim Ball erscheint.
    Als sie im Aufzug standen, lehnte sie sich erleichtert an die Wand. „Die Leute hier sind so fein!“
    Er lachte schnaubend auf. „Lass dich ja nicht einschüchtern. Die sind nur reich, keine Verwandten der Queen. Jedenfalls die meisten nicht …“
    „Na toll“, erwiderte sie trocken.
    Schmunzelnd drückte er auf den Knopf für die oberste Etage, während er die andere Hand lässig in die Tasche schob. Cassie musste sich zusammenreißen, nicht auf seine muskulöse Schulter zu starren, die sich durch die Bewegung deutlich unter dem Leinenstoff seines Hemds abzeichnete.
    Während der Lift lautlos durch die Stockwerke glitt, glitt auch sein Blick an ihr hinab. Und sosehr sie sich auch dagegen sträubte, konnte sie sich der Hoffnung nicht erwehren, dass ihm gefiel, was er sah.
    Lass das! Das hast du doch alles schon hinter dir, ermahnte sie sich. Und dein Ego ist immer noch ein einziger Trümmerhaufen …
    Doch wie immer starb die Hoffnung zuletzt, so viel war klar.
    „Mit Geld kann man sich vieles kaufen, aber keine Klasse“, beendete Jace seine Ausführungen. „Und ich weiß, wovon ich rede.“
    Seine bittere Bemerkung schnürte ihr die Kehle zu. Noch gut erinnerte sie sich an den zornigen Jungen, der er einmal gewesen war. In der Schule hatte niemand viel von ihm gewusst. Ihn hatte stets der Hauch des Geheimnisvollen umgeben, was die Faszination der zahllosen Mädchen, die ihn anhimmelten, nur noch gesteigert hatte. Nur eins wusste Cassie: dass er aus „schlechten Familienverhältnissen“ kam. Das hatte sie aufgeschnappt, als Ms Tremall, die Leiterin der Abschlussklasse, sich einmal mit dem Rektor unterhalten hatte.
    „Mittlerweile hast du aber mehr als genug Klasse!“, widersprach sie heftig. Die Ungerechtigkeit des geflüsterten Gesprächs zwischen den beiden Lehrern regte sie immer noch auf. Wie alle anderen Lehrer hatten auch diese beiden Jace aufgrund seiner Herkunft von vornherein verurteilt.
    Ihre kämpferische Bemerkung schien ihn zu erheitern. Er hob eine Augenbraue und sagte: „Nein, Klasse nicht, aber dafür Geld …“ Und mit ironischem Ton fuhr er fort: „Das funktioniert genauso gut, finde ich.“
    Sofort kam Cassie sich albern vor. Warum verteidigte sie ihn eigentlich? Er war doch ganz offensichtlich nicht mehr der arme Junge von damals. Im Gegenteil, sein Geschmack für Luxusdomizile ließ eher darauf schließen, dass er irgendwie zu Geld gekommen war. Denk gar nicht erst darüber nach, sagte sie zu sich selbst und verdrängte den Gedanken. Ihr Minderwertigkeitskomplex machte ihr auch so schon schwer genug zu schaffen.
    Ein Signal ertönte, und die Aufzugtüren glitten auseinander. Vor ihnen lag ein marmorner Eingangsbereich, der kaum weniger prunkvoll war als die Lobby im Erdgeschoss.
    Jace nahm seine Schlüsselkarte und öffnete damit eine Tür aus dunklem Mahagoni. Dann trat er zurück und ließ ihr den Vortritt in einen Korridor, von dem mehrere Räume einer Suite abgingen. Am Ende des Gangs glaubte Cassie ein riesiges Wohnzimmer zu erkennen.
    Als sie den dicken Teppich sah, mit dem der Korridor ausgelegt war, blieb sie erschrocken stehen.
    „Was ist los?“, fragte er und nahm ihr das Jackett von den Schultern.
    „Ich ziehe mir lieber die Stiefel aus.“ Matschbraun sähe auf cremefarbener Auslegeware sicher
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