Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman
Autoren: Jenny Nelson
Vom Netzwerk:
dass er zart und saftig bleibt. Und es wird keine Butter verwendet, nur Olivenöl, frischer Thymian, Kerbel und Zitrone.«
    »Ja, preist den Fisch ordentlich an. Wir verkaufen ihn für dreiunddreißig Dollar die Portion«, setzte Bernard hinzu, ohne den Blick von seinem Klemmbrett zu heben.
    »Echt?«, warf Georgia ein. »Ein bisschen hoch gegriffen für meinen Geschmack, aber beinahe den Preis wert.«
    »Also, dann ist er saftig und sehr geschmackvoll?«, fuhr der Neuzugang hoffnungsvoll fort und wurde mit einem Kopfschütteln belohnt.
    »Nein, zart und raffiniert im Geschmack heißt das. Und sag ihnen, wir bieten dieses Gericht nur an, wenn wir fangfrischen Branzino kriegen. Du wirst sehen, dann geht er weg wie warme Semmeln.«
    Georgia hatte sich ihre Ausbildung am Culinary Institut of America durch Kellnern verdient und wusste genau, wie man ein Gericht beschreiben musste, um es an den Gast zu bringen. Und sie wusste auch, wie man etwaige Überbleibsel in etwas veränderter Form auf die Mittagskarte des nächsten Tages setzen konnte.
    »Hm, okay«, sagte er und nahm noch eine Gabel voll in den Mund.
    Georgia ging mit den Kellnern die restlichen Tagesspezialitäten durch und kaute ihnen die Verkaufsargumente so lange vor, bis sie die einzelnen Zutaten und Vorzüge vor- und rückwärts aufsagen konnten. Als sich die Unterhaltung anschließend
den neuen, von Zac Posen entworfenen Kellneruniformen zuwandte, kippte sie mit ihrem Stuhl zurück, starrte zu der metallblauen Decke hoch und fragte sich, wie lange sie es noch im Marco aushalten würde, beziehungsweise mit Marco. Zugegeben, da war zum einen das großzügige Gehalt, zum anderen die Publicity – zwei Faktoren, ohne die sie niemals in der Lage wäre, ihr eigenes Restaurant zu eröffnen. Nachdem sie sich jahrelang in den Küchen der Toprestaurants von Manhattan die Finger verbrannt hatte, war sie bereit für ihren eigenen Laden. Mehr als bereit. Doch ihre Hochzeit zu planen und gleichzeitig ein eigenes Restaurant zu eröffnen, war selbst für eine Weltmeisterin im Planen wie Georgia ein dicker Brocken. Sie hasste es, sich das einzugestehen, aber ihre Verlobung raubte ihr ein Übermaß an Energie.
    Und es war auch nicht gerade hilfreich, dass Glenn so beschäftigt war mit seinem Job in der auf Medienrecht spezialisierten Anwaltskanzlei, dass er für andere Dinge kaum noch Zeit fand. Als sie sich kennenlernten, hatte er noch davon geträumt, Pflichtverteidiger oder gemeinnütziger Rechtsberater zu werden, doch das Jurastudium, seine Eltern und die verlockende Aussicht auf stattliche Honorare hatten ihm seinen Idealismus schnell ausgetrieben, oder diesen zumindest auf Eis gelegt. Inzwischen sah seine Zukunftsplanung so aus, dass er mit fünfundvierzig aus der Kanzlei aussteigen und für irgendeine nichtstaatliche Organisation arbeiten wollte, doch bis dahin hatten Überstunden, Abendessen und Trinkgelage mit Klienten und zukünftigen Klienten absoluten Vorrang. Erst vergangene Woche hatte er Georgia gebeten, für seinen wichtigsten Klienten, den Hip-Hop-Star Diamond Tee, einen Tisch bei Marco zu organisieren. Und Marco, offenbar ein glühender Tee-Verehrer, hatte dafür gesorgt, dass an jenem Abend der Champagner in Strömen floss. Wenn es um Promis
ging, und nicht nur die aus der A- und B-Riege, war Marco der beste Schleimer seiner Zunft.
    »Ja, Georgia, auch du.« Mit einem lauten Poltern kippte ihr Stuhl nach vorn. Bernard hatte seine Brille abgenommen und fixierte sie mit einem durchdringenden Blick.
    »Was hast du gesagt, Bernard?«
    »Ich sagte, dass uns Marco nicht ohne Grund auf seine Kosten ins Fitnessstudio jagt. Er möchte, dass wir alle gut aussehen und in Form sind – auch die Küchenbelegschaft. Außerdem sind wir gerade dabei, ein Team für den Stadtlauf zu organisieren, falls es jemand interessiert.«
    »Willst du damit sagen, ich bin dick?« Georgia zog den Bauch ein, wie ihre zaundürre Mutter es ihr beigebracht hatte, als sie eine pummelige Sechsjährige war.
    »Dick? Nein. Aber vergiss nicht: Sport treiben ist gut fürs Gehirn.« Er tippte sich mit der Brille an die Stirn. »Und für die Taille. So, das war’s. Ich wünsche einen schönen Abend allerseits.« Er nickte Georgia zu, strich seine Krawatte glatt und marschierte mit aufrechter Haltung davon – die personifizierte Effizienz und Kompetenz.
    »Verlangt Marco jetzt etwa von uns, dass wir Sport treiben? Und das im Pulk? Was kommt als Nächstes – Gruppentherapie? Ein gemeinsames, den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher