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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht
Autoren: Stephanie Laurens
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sich einen Tag Bedenkzeit ausgebeten und sich dann bereit erklärt, ihm zu helfen - oder, wie er es ausdrückte, als Lucs finanzieller Mentor zu fungieren. Luc war unendlich erleichtert und zugleich überrascht gewesen, doch Child hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass er nur deshalb eingewilligt hatte, weil er die Aussicht, der Familie Ashford aus der Misere zu helfen, als eine Herausforderung betrachtete, als eine Aufgabe, die wieder ein bisschen Schwung und Abwechslung in seinen Lebensabend bringen würde.
    Luc hatte es nicht weiter gekümmert, wie Child die Dinge sehen wollte; er war einfach nur froh und dankbar für die Unterstützung gewesen. Und somit hatte das begonnen, was Luc jetzt als seine Lehrzeit in der Finanzwelt bezeichnete. Child war ein strenger, aber auch enorm sachkundiger Mentor gewesen. Luc hatte sich angestrengt, hatte sein Bestes gegeben, und ganz allmählich und Schritt für Schritt war es ihm gelungen, die gewaltige Schuldenlast abzutragen, die wie ein dunkler Schatten über seiner Zukunft und der seiner Familie geschwebt hatte.
    All die Jahre über hatten Luc, seine Mutter und Robert Child eine feste Übereinkunft gehabt, dass unter keinen Umständen jemals etwas über die Notlage der Familie an die Öffentlichkeit dringen durfte; dass alle drei durch nichts jemals auch nur andeutungsweise erkennen lassen durften, wie es wirklich um die Situation der Ashfords bestellt war. Während Luc und seine Mutter dem allein schon deshalb sogleich zugestimmt hatten, weil sie die gesellschaftlichen Konsequenzen fürchteten, war Child in seiner Begründung sogar noch unerbittlicher gewesen - ein Hauch von Armut, und sie würden die Schuldeneintreiber am Hals haben, ihr Geheimnis würde enthüllt sein, und das windige Kartenhaus, das Luc und er, Child, so sorgfältig errichtet hatten, um der Familie einen Vorsprung vor ihren Gläubigern zu verschaffen, würde schlagartig über ihren Köpfen zusammenstürzen.
    Indem sie alle nur denkbaren Anstrengungen unternahmen, um ihre Fassade aufrechtzuerhalten, wobei die Kosten anfänglich von Child persönlich übernommen worden waren, hatten sie es geschafft, ihren Status, ihre gesellschaftliche Stellung zu bewahren. Jahr für Jahr hatte ihre finanzielle Situation sich wieder verbessert.
    Schließlich, als der Schuldenberg nach und nach geschrumpft war, hatte Luc sich unter Childs Führung an Investitionen der spekulativeren Art herangewagt. Er hatte sich als recht geschickt darin erwiesen, riskante Anlagemöglichkeiten zu bewerten und große Profite zu erzielen. Es war ein gefährliches Spiel, aber eines, in dem er sich hervorragend schlug; sein letztes Geschäft hatte sich dann als derart einträglich entpuppt, wie er es sich selbst in seinen kühnsten Träumen nicht erhofft hätte. Er hatte ganz zweifellos das große Los gezogen.
    Lucs Lippen verzogen sich zu einem trockenen Lächeln, als er jetzt im Geiste noch einmal die zurückliegenden Jahre an sich vorüberziehen ließ - all die vielen Stunden, die er damit verbracht hatte, in seinem Arbeitszimmer über Kontobüchern und Investitionsberichten zu hocken, während die Londoner Gesellschaft glaubte, er amüsiere sich mit Prostituierten und Tänzerinnen von der Oper im Verein mit seinesgleichen. Mit der Zeit hatte er Gefallen daran gefunden, sich mit Fragen der Vermögensbildung zu beschäftigen, die Gesetze des Geldmarktes zu studieren, darüber Bescheid zu wissen, wie sich Geld vermehren ließ. Und wieder Stabilität in das Leben seiner Familie zu bringen. Das allein war schon Belohnung genug gewesen.
    In vieler Hinsicht war der gestrige Tag das Ende einer Epoche gewesen, der letzte Tag eines ganz bestimmten Kapitels in seinem Leben. Aber er würde niemals all das vergessen, was er von Robert Child gelernt hatte. Und darum hatte er jetzt auch keineswegs vor, sämtliche Regeln, die sein Leben in den vergangenen acht Jahren bestimmt hatten, gleich wieder über Bord zu werfen. Und er wollte auch keineswegs seinen Abschied nehmen aus jener Arena, in der er nicht nur unerwarteten Sachverstand offenbart, sondern auch seine eigene Rettung gefunden hatte.
    Nachdem er zu diesem Schluss gekommen war, blickte Luc mit noch mehr Zuversicht in die Zukunft als ohnehin schon. Und er überlegte, was er sich von dem nächsten Abschnitt seines Lebens erwartete - und dachte noch einmal gründlich über das nach, was Amelia ihm angeboten hatte.
    All die Jahre über hatte er den Gedanken an eine reiche Heirat als
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