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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein
Autoren: Stephanie Laurens
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andere Sache, dies plötzlich mit Sicherheit zu wissen. Schließlich schaute sie auf das Tagebuch, über dessen alte, trockene Seiten sich bereits gierig die Flammen hermachten und sie erst braun färbten und schließlich schwarz.
    »Edward?« Martins Stimme klang vollkommen gelassen, ruhig, doch kühl. »Warum hast du das getan?«
    »Das liegt doch klar auf der Hand.« Damit drehte Edward sich zu Martin, Reggie, Luc und Amanda um und baute sich breitbeinig vor dem Kamin auf. Ganz von sich selbst eingenommen, hob er das Kinn. Amanda stand der Mund offen, als sie verwundert Edwards abschätzige, verächtliche Haltung sah. »Ihr beide - ihr denkt doch immer bloß an euch selbst. Habt ihr auch nur einen einzigen Augenblick darüber nachgedacht, wie viel Schmerz ihr anderen Leuten damit bereiten könnt, wenn ihr diese alte Geschichte jetzt plötzlich wieder hervorkramt - ein Verbrechen, das schon längst abgeurteilt ist, für das Sühne getan wurde und dessen Fall zu den Akten gehört? Die Familien - die Fulbridges, die Ashfords und sämtliche unserer Anverwandten - haben mit diesem alten Skandal schon vor Jahren abgeschlossen. Es hat doch überhaupt keinen Sinn mehr, die Angelegenheit nun noch einmal komplett neu aufzurollen. Was hattet ihr euch denn bloß davon erhofft?«
    Er verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. »Du«, mit dem Kinn deutete er auf Martin, »wurdest bereits vor vielen Jahren - wie heißt es doch so schön? - gewogen, gemessen und für zu leicht befunden. Folglich ist es doch ganz und gar belanglos, ob du dieses Verbrechen nun tatsächlich begangen hast oder auch nicht. Weil alle geglaubt haben, dass du es warst. Das war eben die gerechte Strafe für deine bisherige Zügellosigkeit. Du bist selbst daran schuld.« Edward zuckte mit den Schultern. »Man fand, dass du der Passende wärst, um dir die Bürde der Schuld aufzuladen.« Damit ließ er den Blick einmal durch die Bibliothek schweifen, über das luxuriöse, kostspielige Dekor. »Und du hast doch trotzdem deinen Weg gemacht. Es gibt also überhaupt keinen Grund, warum du die Last nicht auch weiterhin tragen sollst. Das wäre doch das Beste für die gesamte Familie.« Edward sah Amanda an. »Selbst wenn das bedeutet, dass unsere junge Dame hier vielleicht einmal ein paar Abstriche machen muss.«
    Plötzlich hatte Amanda das Gefühl, genau zu wissen, wie ein Hase sich fühlen musste, wenn er einer Schlange gegenüberhockte. Sie kannte Edward schon ihr ganzes Leben lang - und doch konnte sie die Kälte, die ihr nun aus seinen Augen entgegenblitzte, kaum mehr ertragen.
    »Also«, ergriff wieder Martin das Wort. Edward wandte den Blick zu ihm um, während Amanda einmal tief durchatmete. »Dann hast du das Tagebuch also verbrannt, weil du der Ansicht bist, es geschähe mir ganz recht, wenn ich auch weiterhin den Hass der Leute auf mich nähme - den Hass für ein Verbrechen, das ich gar nicht begangen habe -, um damit der Familie einen weiteren Skandal zu ersparen.«
    Edwards Gesichtsausdruck wurde nur noch unnachgiebiger. Und er nickte. »Das ist doch das Beste.«
    »Das Beste für wen, lieber Bruder?« Luc stellte sich neben Martin und versperrte Edward damit den Weg zur Tür. »Bist du dir wirklich sicher, dass du diesen alten Skandal nicht viel eher darum ruhen lassen möchtest, weil nach einer gewissenhaften Untersuchung der Ereignisse sonst womöglich du als der Übeltäter dastehst?«
    Edward stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Selbstverständlich nicht. Jeder weiß doch -«
    »Dass du, wenn du ausreitest, grundsätzlich eine Reitpeitsche bei dir trägst.« Luc nickte. »In der Tat, das weiß wirklich jeder. Genauso wie wir alle wissen, dass du es warst, der Buxton ermordet hat, du, der ihn oben am Froggat Edge abgefangen hat, du, der dort mit ihm einen Kampf angefangen und ihn schließlich über die Klippe gestoßen hat, während du deine Reitpeitsche gegen ihn geschwungen hast.«
    Für einen kurzen Augenblick wirkte Edward regelrecht entgeistert.
    Dann verzog Luc die Lippen zu einem spöttischen Lächeln, und seine Augen blickten kalt wie Eis. »Ganz genau, lieber Bruder. Die Reitpeitsche. Martin hat nie irgendeine Peitsche besessen, hat nie eine gebraucht. Du dagegen kannst ein Pferd ohne Peitsche doch gar nicht bändigen. Und die ganze Familie weiß das.«
    Edward zuckte zusammen, als ob Luc ihn geschlagen hätte. Er verzerrte den Mund zu einer merkwürdigen Grimasse... dann aber fand er wieder die Gewalt über sich selbst.
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