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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich
Autoren: Ruth Adelmann
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störrisches Kind maßregelte.
    Sarahs Anblick faszinierte ihn. Der verträumte Ausdruck in ihren Augen, der konzentrierte Zug um ihre sinnlichen Lippen …
    Sie war hundertmal schöner als die perfekten weiblichen Linien der Aphroditestatue . Die kleine rosa Zunge, die beim konzentrierten Malen ihre Unterlippe entlangfuhr, ließ ihn alles andere als kalt.
    Sarah war eine Künstlerin, stellte Ben fest. Er konnte sich nicht erklären, wieso er plötzlich einen Anflug von Stolz verspürte, doch so war es.
    Ben war erstaunt über diese neue Entdeckung, wirklich überrascht war er allerdings nicht. Es passte zu dieser außergewöhnlich schönen Frau, deren stille Anmut ihn von der ersten Sekunde an gefesselt hatte. Er schimpfte sich einen Idioten, versuchte, sich zusammenzureißen. Aber es war sinnlos. Seine Gedanken und Gefühle für Sarah machten alles nur unnötig kompliziert. Wie wollte er sie ausliefern, wenn er alles, was Sarah betraf, an sich heranließ? Selbst wenn es nicht zum Äußersten kam und sie tatsächlich beschließen sollten, dass sie unschuldig war, selbst dann konnte er nicht in ihrer Nähe bleiben, sie kennenlernen. Nicht, wenn er verhindern wollte, dass sie ihnen jemals in die Hände fiel.
    Hör endlich auf, sie anzuschmachten! Es war einfach nur erbärmlich. Und es musste aufhören. Sofort.
    Kurze Zeit später hielt Sarah inne und ließ mutlos ihr Malzeug sinken. Der verlorene traurige Ausdruck trat wieder in ihr Gesicht. Es versetzte ihm einen Stich, sie so zu sehen.
    Wütend stopfte Sarah ihre Blätter in ihre Tasche und hetzte so hastig zum Ausgang, dass er Mühe hatte, ihr unauffällig auf den Fersen zu bleiben. Sie ignorierte den Sicherheitsmann, der sie eingehend musterte, ehe sie die Stufen hinunterlief und abrupt am Treppenabsatz stoppte.
    Ben traute seinen Augen kaum, als Sarah ihren Zeichenblock in die Mülltonne warf. Als wäre ihr plötzlich kalt, rieb sie sich über die Arme, senkte den Blick und eilte zur großen Promenade, die über einen langen Spazierweg zu einer Straßenbahnstation führte.
    Nachdem Ben sich vergewissert hatte, dass niemand ihn beobachtete, fischte er die Zeichnungen aus dem Abfalleimer und ließ sie in seiner Manteltasche verschwinden.
    Erst als er kurze Zeit später hinter Sarah in der kaum gefüllten Straßenbahn Platz genommen hatte, was ihn überraschte, da es das erste Verkehrsmittel war, das sie bisher benutzte, betrachtete er ihre Zeichnungen, und ihm stockte der Atem.
    Sarah war begabt, vielleicht ein wenig ungeübt, aber begabt. Jeder Strich saß und strotzte vor Leidenschaft. Für ihn waren die Zeichnungen außergewöhnlich. Er musste nicht viel von Kunst verstehen, um zu erkennen, dass ihre Bilder förmlich lebten. Er blickte schwarz-weißen Schönheiten aus Kohle geschaffen entgegen, die aussahen, als könnte man sie berühren. Er strich über die Linien des skizzierten Frauenkörpers und faltete das Blatt behutsam zusammen. Fast zu spät bemerkte er, dass Sarah dabei war, auszusteigen. Er musste sich beeilen, sie noch einzuholen. Nun, wo er ihre Zeichnungen kannte, musste er es wissen. Er musste wissen, wieso sie immer so traurig war.
     
    Mit jedem Tag wurde es schwieriger für Ben, Distanz zu halten. Er hatte Sarahs Zeichnungen an die Wand neben seinem Bett geheftet. Daneben befanden sich sämtliche Überwachungsbilder, die er mit der Handykamera seines Smartphones aufgenommen hatte. Wenn er sich die Wand ansah, dachte er nur eins: Er war ein Stalker! Ein Stalker, der Sarah hinterherschnüffelte wie ein Besessener, der sich nicht mehr unter Kontrolle hatte.
    Es stimmte. Ben hatte den Auftrag, Überwachungsfotos zu machen und sie zu übermitteln. Allerdings hatte er nicht den Befehl erhalten, die Bilder auszudrucken, um sie ansehen zu können, was er häufig tat, wenn er wie so oft nicht einschlafen konnte.
    Man sollte meinen, dass er es satthaben sollte, sie anzusehen, nachdem er den ganzen Tag nichts anderes tat. Aber nein. Das reichte ihm noch nicht. Er berauschte sich auch noch die halbe Nacht an ihrem Anblick. Als wäre sie seine Droge. Nicht mal nach den verdammten Zigaretten war er einst so verrückt, die er sich mühsam hatte abgewöhnen müssen.
    Mist! Jetzt hatte er es gedacht. Er war verrückt nach ihr. Nach der Vorstellung, Sarah für sich zu beanspruchen. Zwecklos, es noch länger zu leugnen. Schon wieder wanderte sein Blick von Bild zu Bild. Jedes von ihnen zeigte einen kleinen Ausschnitt aus Sarahs Leben. Und je länger er sie ansah,
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