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Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich
Autoren: Ruth Adelmann
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gesehen zu haben, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Sie hat etwas verloren, das ich ihr gern zurückgeben möchte .« Das war doch üblich, oder? Ben konnte dem Wachmann nicht sagen, was er ihr wiedergeben wollte, denn er hatte nichts Passendes dabei. Mist! Sonst log er eigentlich viel besser.
    »Geben Sie es mir. Sie kommt öfter, dann gebe ich es an sie weiter .«
    Sein Angebot wurde von einem süffisanten Lächeln begleitet, als würde er Bens Lüge durchschauen. Verdammt. »Ehrlich gesagt würde ich es ihr lieber persönlich zurückgeben .« Ben deutete ein zweideutiges Grinsen an.
    »Verstehe«, sagte der Sicherheitsmann und zwinkerte. »Das Mädchen ist ziemlich hübsch, was ?« Der Sicherheitsmann kratzte sich am Kinn, ehe er sich näher an Ben heranwagte. »Ich durchschaue dich, mein Junge. Aber die Taktik ist gut. Du bist ja richtig ausgefuchst, was ?« Selbstzufrieden grinste er Ben an.
    Hat der mich gerade tatsächlich mein Junge genannt? Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten und achtete darauf, es den Wachmann nicht sehen zu lassen. Ben konnte den Jäger in sich nicht abstellen, besonders, wenn ihn jemand provozierte, ihn »mein Junge« nannte. Aber er wusste, wie er den Wachmann reinlegen konnte. Schließlich hatte man ihn auch deswegen zu dem gemacht, was er war, weil er auf den ersten Blick wie ein sympathischer junger Mann aussah und nicht wie der effiziente Killer, zu dem man ihn geformt hatte. »Sagen wir einfach, ich kann einer so umwerfenden Rothaarigen nicht widerstehen .« Und das war ja nicht mal gelogen.
    »Sie kommt etwa zweimal die Woche her. Ich glaube, sie gehört zu den Kunststudentinnen. Die hängen hier ständig rum. Machen Skizzen und solche Sachen .«
    Sie war keine Studentin. »Vermutlich«, erwiderte Ben.
    »Also los, was stehen Sie hier noch rum? Die besten Chancen haben Sie bei den Skulpturen oder den Renaissance-Sachen .«
    »Danke«, murmelte Ben, bevor er das Gebäude betrat. Seine Schritte hallten auf dem marmornen Boden wider, während er durch die Gänge wanderte, auf der Suche nach ihr. Er brauchte nicht lange, um Sarah zu finden. Ihre roten Haare und die anmutige Gestalt machten es leicht, sie unter den spärlichen Besuchern zu erkennen. Noch immer verstand er nicht, weshalb sie ihre Freizeit in einem Museum verbrachte. Junge Frauen, die dazu noch so hübsch waren wie Sarah, feierten Partys. Sie trafen sich mit Freunden oder verabredeten sich zu Dates. Sarah tat nichts dergleichen.
    Den Wachmann hatte Ben glauben lassen, er wäre hier, um Sarah näher kennenzulernen. Doch in Wahrheit war er hier, um jeden ihrer Schritte zu überwachen, wie ein verdammter Stalker.
    Sollte sich herausstellen, dass Sarah kein normaler Mensch war, musste er sie an die Familie ausliefern, jene geheime Organisation, die für Ben entschied, wer leben und wer sterben musste. Er musste sie verraten, auch wenn bereits der Gedanke an diesen Verrat schmerzte. Es gab keine andere Option. Er musste es tun, egal, wie Ben sich dabei fühlte oder was er wollte. Ben war nur ihr Werkzeug. Ein Gedanke, der ihn immer mehr störte.
    Kurz schloss er die Augen und ballte die Fäuste. Er wünschte, dass es anders wäre. Dass er hier wäre, um Sarah verliebt in sich zu machen. Ben wollte die Vermutung des Wachmannes bestätigen. Doch seine Wünsche zählten nicht. Hatten nie gezählt und würden nie zählen.
    Finde dich damit ab, verflucht noch mal!
    Über sich den Kopf schüttelnd, trat er hinter einen der Mauervorsprünge. Seine düsteren, sinnlosen Gedanken hatten ihn zu sehr abgelenkt. Auf keinen Fall durfte er riskieren, Sarah auf sich aufmerksam zu machen. Noch nicht. Während er um eine der hohen Säulen herumschlich, beobachtete er gebannt, wie Sarah ihren Rundgang machte. Konzentriert studierte sie jede der Skulpturen, bis sie vor einer römischen Göttin innehielt. Zu Bens Erstaunen holte sie einen Skizzenblock aus ihrer Umhängetasche hervor, um die Statue mit einem Kohlestift auf Papier zu bannen. Sie arbeitete mit langsamen, aber keineswegs zögerlichen Strichen. Sie wusste, was sie tat. Er erkannte es daran, wie sie das Spiel von Licht und Schatten aus den verschiedenen Winkeln betrachtete, um dann festere Striche auszuführen.
    Sarah ging völlig in ihrem Tun auf, schien für Ben fast schon der Welt entrückt zu sein. Nahm nichts und niemanden mehr um sich wahr. Weder fielen ihr die anderen Besucher auf, die sie neugierig musterten, noch registrierte sie, dass eine genervte Mutter ihr
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