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Kuess mich - es ist Karneval

Kuess mich - es ist Karneval

Titel: Kuess mich - es ist Karneval
Autoren: Elizabeth Oldfield
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weißem Teppichboden. Die Gardinen und die glänzende Satinbettwäsche waren in zartem Apricot gehalten, die Frisiertoilette und die Schränke hatten weiße Lamellentüren.
    “Dies ist dein Zimmer. Es hat ein eigenes Bad.” Er stellte das Gepäck ab und dirigierte Ellen wieder hinaus in die Eingangshalle. “Bevor du anfängst auszupacken, muß ich dir noch etwas sagen.”
    Mit energischen Schritten ging er einige Stufen hinauf in das sehr geräumige Wohnzimmer. Ellen folgte ihm und sah sich um.
    Über eine große Terrasse schien die Sonne durch die Verandatür, die von altrosa Seidenvorhängen eingerahmt war.
    Ein zartgrün und rosa gestreiftes Sofa stand auf einem der vielen cremefarbenen Teppiche, die den Marmorfußboden bedeckten.
    Außerdem gab es zwei dazu passende Sessel und einen Couchtisch. An einer der Wände hingen vier Ölgemälde, auf denen Szenen aus Rios Kolonialzeit zu sehen waren. Gegenüber stand ein schöner alter Sekretär. Obwohl die sparsame Möblierung vermutlich den meisten dieser Mietwohnungen entsprach, strahlte dieses Zimmer eine angenehme Atmosphäre aus.
    Mit einer einladenden Geste forderte Roberto Ellen auf, sich auf das Sofa zu setzen. Er selbst ließ sich in einen der Sessel fallen.
    “Conrado hat dir auch ein paar Anteile hinterlassen”, sagte er ziemlich unvermittelt.
    Ellen sah ihn groß an. “Anteile?” wiederholte sie erstaunt.
    “Anteile wovon?”
    “Von der Gesellschaft, die hier in Rio ihre Automobile herstellt. Conrado hat dir zehn Prozent davon vermacht. Die Anteile …”
    “Was für Autos sind das?” unterbrach sie ihn.
    “Du bist gerade in einem von ihnen gefahren.”
    “Das mit dem Schiebedach?” Ellen war beeindruckt.
    Roberto nickte. “Die Anteile an sich haben für dich wenig Wert”, fuhr er fort, “aber ihr Kaufwert dürfte für dich interessant sein. Sie sind rund fünfzigtausend Pfund wert.”
    Ellen lachte nervös. “Donnerwetter!”
    “Du mußt nur noch die Verkaufspapiere unterschreiben, danach muß deine Unterschrift beglaubigt…”
    “An wen soll ich die Aktien denn verkaufen?” unterbrach ihn Ellen.
    “An mich. Conrado hat mir die anderen neunzig Prozent hinterlassen.” Roberte sah auf die Uhr. Er war sichtlich ungeduldig, denn die Zeit wurde knapp. “Also wenn ich heute abend aus dem Büro komme, werde ich zwei Leute als Zeugen…”
    “Spar dir deine Mühe.”
    “Verzeih, ich verstehe dich nicht.”
    “Ich bin mir noch gar nicht sicher, ob ich die Anteile überhaupt verkaufen will”, sagte Ellen wie nebenbei.

2. KAPITEL
    Roberto beugte sich vor. “Du bist nicht sicher, ob du die Anteile verkaufen willst?” fragte er fassungslos. “Aber die fünfzigtausend Pfund würden es dir ermöglichen, ein Fotoatelier zu eröffnen. Du hättest sogar noch genug übrig, um eine neue Fotoausrüstung zu kaufen.”
    “Das weiß ich”, gab Ellen zu.
    “Einer der Leute, die ich heute abend mitbringen werde, ist der Steuerberater unserer Gesellschaft. Er kann dir bestätigen, daß alles seine Richtigkeit hat.” Robertos Miene verfinsterte sich. “Ich habe nicht vor, dich zu betrügen.”
    “Daran habe ich auch überhaupt nicht gedacht”, beruhigte sie ihn.
    “Dann denkst du wohl, es sei besser, die Anteile zu behalten, falls sie im Wert noch steigen sollten? Aber das wird leider nie geschehen. Diese Firma hat bisher kaum Gewinn gemacht, und angesichts der steigenden Kosten wird sie im kommenden Jahr mit Verlust arbeiten. Seit Monaten versuche ich, einen Weg aus diesem Dilemma zu finden, aber wenn die Verkaufszahlen nicht drastisch steigen, wird das unmöglich sein.”
    “Das mag ja sein”, meinte Ellen. “Aber bevor ich irgend etwas unterschreibe, habe ich noch einige Fragen.”
    Roberto sah erneut auf die Uhr. “Welche Fragen?”
    “Wie die Gesellschaft aufgebaut ist.”
    “Also, ich bitte dich”, sagte er ungeduldig, “das dürfte dich wohl kaum interessieren.”
    “Ich möchte es aber wissen”, beharrte Ellen.
    “Mußt du so starrköpfig sein?”
    “Mußt du mich derart überrumpeln?” gab sie zurück. “Aber ich werde dich nicht länger aufhalten und bin gern bereit, meine Fragen für heute abend aufzuheben, wenn du wieder hier bist”, sie lächelte honigsüß, “ohne die Zeugen.”
    Roberto zögerte einen Augenblick, dann stand er auf. “Dein Wunsch ist mir Befehl”, sagte er, indem er sich höflich verneigte. Doch seine Augen straften seine Worte Lügen. Sie funkelten vor Wut. “Ich hatte die Hausangestellte
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