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Kuess mich - es ist Karneval

Kuess mich - es ist Karneval

Titel: Kuess mich - es ist Karneval
Autoren: Elizabeth Oldfield
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und ihre Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit vor zehn Jahren …
    Conrado de Sa Moreira trat an einem Sommerabend in Ellens Leben, als er ihre Mutter in ihrer Londoner Wohnung abholte.
    Er hatte in einem eleganten Restaurant einen Tisch für zwei Personen reservieren lassen. Doch anstatt unten in der Eingangshalle auf Vivienne zu warten, war er nach oben gekommen und hatte an der Wohnungstür geklingelt. Es war Ellen, die ihm öffnete.
    “Du willst bestimmt dein Geld haben …” Doch statt des pickeligen Jungen mit dem schweren Eimer, den sie erwartet hatte, stand ihr ein elegant gekleideter Herr mit dunklem Haar und silbergrauen Schläfen gegenüber. “Oh, das tut mir leid. Ich dachte, Sie seien der Fensterputzer.”
    “Das ist ein Fehler, der einem leicht unterlaufen kann”, entgegnete der Mann, wobei es in seinen Augen belustigt aufblitzte. “Mein Name ist Conrado.”
    “Du bist sehr pünktlich”, rief Ellens Mutter aus dem Hintergrund und erschien kurz an der Tür ihres Schlafzimmers.
    “Ich habe nicht damit gerechnet, daß ein Brasilianer die Bedeutung des Wortes ,Pünktlichkeit’ kennt.”
    “So gut wie nie, da hast du recht.” Conrado lachte. “Aber ich konnte es nicht erwarten, dich zu sehen.”
    Ellen rollte mit den Augen. Schon wieder ein Mitglied des Vivienne-Blanchard-Fanclubs, dachte sie. Ihre Mutter war auffallend schön. Sie hatte zarte Gesichtszüge und veilchenblaue Augen. Mit ihrem zurückgekämmten blonden Haar, das sie in eine m locker gewundenen, tiefsitzenden Knoten trug, strahlte sie eine gelassene, vornehme Eleganz aus.
    “Du mußt etwas warten, da ich noch nicht fertig bin”, rief Vivienne. Dann wandte sie sich lächelnd an Ellen. “Mein Liebes, bitte führe Conrado ins Wohnzimmer und biete ihm etwas zu trinken an.”
    Das war ungewöhnlich. Mit ihren vierzig Jahren lockte ihre Mutter noch immer die Mähner an. Sie war wie das vielzitierte Licht, in das die Motten willenlos flogen. Aber sie hielt ihr gesellschaftliches Leben stets streng von ihrem häuslichen getrennt. Nie sprach sie über ihre Begleiter, noch weniger empfing sie sie bei sich zu Hause. Doch diesmal war es anders.
    Als Ellen merkte, wie Vivienne in Gegenwart des
    brasilianischen Geschäftsmannes strahlte und entspannt plauderte; wußte sie sofort, daß dieser Mann ihrer Mutter sehr viel bedeutete!
    Ellen konnte dies gut verstehen. Conrado war ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, er war interessant und interessiert zugleich. Und er hatte Zeit für jedermann, auch für die noch etwas unansehnliche, halbwüchsige Ellen. Nach diesem ersten Abend war es zur Gewohnheit geworden, daß Conrado immer auf einen Drink zu ihnen kam. Er unterhielt sich mit Ellen, hörte ihr zu und bot ihr hin und wieder seinen Rat an. Und so begann auch sie, ihn zu mögen.
    Damals war er sechs Wochen in London geblieben. Als dann seine Geschäfte abgewickelt waren und er wieder zurück nach Brasilien geflogen war, erschien Ellen und ihrer Mutter das Leben leer und ereignislos. Doch einige Monate später kam Conrado erneut nach England. Diesmal nahm er Mutter und Tochter für ein Wochenende mit nach Cornwall. In Ellens Erinnerung blieb dies für immer ein ganz besonderes Wochenende, denn sie verbrachten es wie eine richtige Familie.
    Während der folgenden zwölf Monate kam der Brasilianer öfter nach England, und sie verbrachten weitere gemeinsame Wochenenden außerhalb der Stadt. Alles schien perfekt zu sein.
    Doch eines Tages rief Conrado bei Vivienne an, um ihr zu sagen, daß er für einen kurzen Besuch in London sei, diesmal aber seinen Sohn Roberto mitgebracht habe.
    “Conrado möchte morgen abend mit uns essen. Sein Sohn wird auch dabeisein”, berichtete Vivienne, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte.
    Ellen machte ein finsteres Gesicht. Conrado hatte schon oft von seinem geliebten Sohn gesprochen, der seit kurzem in der Firma mitarbeitete. Sie lehnte diesen Goldjungen von vornherein ab, da er ihre familiäre Dreisamkeit nur stören würde. Doch es stellte sich heraus, daß Roberto ein gutaussehender junger Mann war, der dieselbe unwiderstehliche Ausstrahlung wie sein Vater hatte. Bereits nach wenigen Minuten gab Ellen sich geschlagen, und nachdem Roberto sich fast den ganzen Abend ausschließlich mit ihr unterhalten hatte, war sie bis über beide Ohren hoffnungslos in ihn verliebt.
    Nachdem sie schon das dritte Mal zu viert zusammen gegessen hatten, erwähnte Vivienne ihrer Tochter gegenüber, wie glücklich
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