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Kuess mich - es ist Karneval

Kuess mich - es ist Karneval

Titel: Kuess mich - es ist Karneval
Autoren: Elizabeth Oldfield
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“Drei.” Robertos Gesichtsausdruck war ernst gewesen, aber jetzt lächelte er.
    “Luiz, der jetzt neun Jahre alt wird, und die zwei kleinen Mädchen, Julia und Natalya, die sieben und sechs Jahre alt sind.”
    Ellen zog die Augenbrauaen hoch. Die Überraschungen kamen wirklich gebünd elt und schnell hintereinander, obwohl die letzte Nachricht eigentlich nicht so erstaunlich war.
    Schließlich hatte sie gewußt; wie sehr Conrado, der Witwer gewesen war, immer gehofft hatte, daß seine Familie noch wachsen möge und Roberto kein Einzelkind bliebe.
    “Die Kinder haben ihren Vater sehr früh verloren”, sagte Ellen voller Mitgefühl: “Mein Vater starb auch, als ich noch ein Baby war…”
    “So lang ist das schon her?” unterbrach Roberte sie. “Das habe ich gar nicht gewußt.”
    “Ich war ein Jahr alt und habe deshalb gar keine Erinnerung an ihn”, sagte sie wehmütig und sah durch das Wagenfenster auf die Straße vor ihnen.
    Der Berufsverkehr schien immer chaotischer zu werden: Rote Ampeln wurden ständig ignoriert, die Spuren unentwegt gewechselt, fahrlässig abgestellte Fahrzeuge bildeten immer wieder eine Gefahr für die Vorbeifahrenden, doch der Verkehrsfluß geriet trotz allem nicht ins Stocken, “Bist du verheiratet?” fragte Ellen, während sie weiterfuhren.
    Sie warf einen kurzen Blick auf seine Hände, - er trug keinen Ehering. Aber das hatte nichts zu bedeuten, Wenn man sein Aussehen, seinen Sex-Appeal und sein Vermögen
    zusammennahm, stellte Roberto de Sa Moreira einen höchst begehrenswehrten Mann dar.
    “Nein”, antwortete er.
    “Lebst du mit jemandem zusammen?”
    “Momentan nicht, auch wenn ich es früher getan habe.” Auf Robertos Gesicht erschien ein Lächeln. “Und ich hatte bereits verschiedene Geliebte.”
    “Viele, nehme ich an”, warf Ellen mit einem scharfen Unterton ein.
    “Da irrst du dich, ich bin schließlich kein Frauenheld”, korrigierte er sie und wirkte leicht beleidigt. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. “Aber ich bin fünfunddreißig Jahre alt und habe ganz normale Bedürfnisse.”
    “Du meinst also, längere Beziehungen reizen dich nicht, sondern nur kurze Affären.”
    “Ich meine damit, daß ich bisher noch nicht die richtige Frau gefunden habe.”
    “Bitte erspar mir derartige Klischees”, seufzte Ellen.
    “Es ist wahr”, sagte er sanft.
    “Darf ich fragen, was du dir unter der ,richtigen Frau’
    vorstellst?”
    Roberto dachte einen Augenblick nach. “Ich möchte eine Frau, die intelligent und sexy ist. Eine Frau, die ihre eigenen Interessen hat, denn ich möchte nicht, daß sie nur durch mich und für mich lebt. Sie muß unbedingt treu sein, so wie ich ihr treu sein werde. Aber im Moment…” Er zuckte die Schultern.
    “Ich bin erwachsen und allein, ist es in diesem Fall ein Verbrechen, hin und wieder Spaß an Sex zu haben? Wenn es um dieses spezielle Thema geht, verhalten sich die Menschen häufig schizophren. Sie sind verrückt nach Sex, trotzdem haben sie diesbezüglich die unterschiedlichsten Schuldkomplexe. Leute wie du, zum Beispiel.”
    “Wie kommst du auf mich?” fragte Ellen abwehrend.
    “Wir würden wohl kaum dieses Gespräch führen, wenn du nicht so eine prüde, zugeknöpfte Engländerin wärst.”
    Ellen verzog das Gesicht. Ihre Freunde und Arbeitskollegen hatten sie schon oft geneckt und ihr gesagt, wie aufsehenerregend ihr Liebesleben sein könnte, wenn sie die Gelegenheiten, die sich ihr ständig boten, endlich wahrnehmen würde. Es war ärgerlich, feststellen zu müssen, daß auch Roberto in ihr das sittsame, anständige Mädchen sah. Sie hatte ganz normale körperliche und sexuelle Bedürfnisse, nur war sie etwas zurückhaltender als andere Frauen.
    “Wo sind wir hier?” fragte sie, bewußt das Thema wechselnd.
    Nachdem sie durch die Straßen der Innenstadt gefahren waren, wo Bürohäuser aus den fünfziger Jahren mit alten Kirchen und modernen Einkaufspassagen konkurrierten, hatten sie eine T-förmige Straßenkreuzung erreicht, und vor ihnen lag glitzernd das Meer.
    Roberto sah kurz zu ihr hinüber und sagte nur lakonisch:
    “Copacabana.”
    Ein prickelndes Gefühl ergriff Ellen. Der Strand, der sich über eine Länge von zwei oder drei Meilen in sanftem Bogen in der Ferne zu verlieren schien, strahlte einen magischen Zauber aus. Auf der dem Land zugewandten Seite gab es viele Straßencafes, elegante Geschäfte und Hotels, hinter denen prunkvolle, mächtige Wolkenkratzer aufragten. Auf der anderen Seite führte ein
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