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Kuess mich - es ist Karneval

Kuess mich - es ist Karneval

Titel: Kuess mich - es ist Karneval
Autoren: Elizabeth Oldfield
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Sitz.
    Nur der Geschicklichkeit und den guten Nerven Robertos hatten sie es zu verdanken, daß es zu keinem Zusammenstoß kam.
    Roberto mußte lächeln. “Jetzt weißt du, warum so viele berühmte Rennfahrer aus Brasilien kommen”, bemerkte er beiläufig.
    “Ich weiß jetzt auch, warum es in Brasilien so viele Staus und Auffahranfälle gibt”, erwiderte Ellen und dachte dabei an einen Unfall, von dem Robertos Vater ihr einmal erzählte hatte. Sie traute sich kaum zu atmen. Aus dem heruntergekurbelten Fenster des Taxis ertönte laute Sambamusik, und zu ihrem Entsetzen begann der Fahrer, dazu rhythmisch hin-und herzuschaukeln. “Ich bin nicht den weiten Weg hierhergeflogen, um bei einem Ubungsrennen für den Grand Prix umzukommen.”
    Sie versuchte witzig zu sein, aber ihre Stimme klang zittrig.
    Roberto griff nach Ellens Hand. “Du mußt keine Angst haben, Querida”, beruhigte er sie, führte ihre Finger an seine Lippen und küßte sie.
    Für einen Augenblick war ihre Furcht verschwunden. Ihr Herz klopfte dumpf, als er mit seinem Mund ihre Hand berührte.
    Sie zog sie zurück. “Mir wäre es lieber, wenn du das Steuer mit beiden Händen festhieltest.” Sie zitterte noch immer.
    “Gut, wie Madame befehlen.” Roberto lachte und kam ihrem Wunsch nach.
    Unmittelbar danach verlangsamte das Taxi seine Fahrt und fuhr jetzt hinter ihnen.
    Ellen faltete die Hände fest in ihrem Schoß. Beruhige dich, sagte sie zu sich selbst. Du reagierst übertrieben. Selbst wenn Roberto mich “Querida” genannt hat, was übersetzt soviel wie
    “Liebling” heißt, so war doch sein Kuß nicht mehr als die charmante, aber übliche Geste eines Brasilianers. Es hatte gar nichts zu bedeuten. Trotzdem blieb die sexuelle
    Anziehungskraft bestehen, und sie spürte, wie es zwischen ihnen knisterte. Sie hatte das Aufflackern in seinen Augen bemerkt und fühlte gleichzeitig ihre eigene Reaktion in dem schmerzhaften Ziehen in ihren Brüsten. Ein Schmerz, der plötzlich das heftige Verlangen in ihr auslöste, mit Roberto zu schlafen.
    Ellen hielt den Atem an. Eigentlich wurde sie nicht so schnell zum Opfer solcher Begierden. Vermutlich war der lange Flug daran schuld, daß ihre Hormone ihr einen Streich spielten.
    “Du möchtest also mit der Seilbahn fahren?” unterbrach er ihre Gedanken. “Und was würdest du außerdem gern tun?”
    “Ich würde gern auf den Corcovado fahren, um die Christusstatue aus der Nähe zu sehen”, antwortete Ellen bereitwillig, dankbar für diese sachliche Unterhaltung.
    “Außerdem möchte ich die berühmten Strände besuchen und …”
    Sie zählte eine ganze Reihe vo n Orten auf, die sie aus ihrem Reiseführer ausgesucht hatte. Roberto schlug ihr noch weitere Ausflugsziele vor und gab ihr wertvolle Informationen.
    “Ich nehme nicht an, daß dein Vater noch einmal geheiratet hat?” bemerkte Ellen, als sich ihr Gespräch über die Ausflugsmöglichkeiten erschöpft hatte. Sie hatte die Frage nur zögernd gestellt. Schließlich wollte sie nicht zu tief in der Vergangenheit wühlen und Dinge zutage fördern, die besser begraben blieben.
    Roberto blinzelte in die Sonne. “Doch, er hat wieder geheiratet.”
    Auf Ellens Gesicht erschien ein Lächeln. “Das ist ja wunderbar! Das freut mich wirklich!” Sie zögerte, und ihr Ausdruck verfinsterte sich. “Hatten Conrado und seine Frau denn genug Zeit füreinander, bevor er starb?”
    “Sie hatten mehr als neun Jahre.”
    “Neun Jahre?” wiederholte Ellen erstaunt.
    “Conrado heiratete, kurz nachdem die Beziehung zu deiner Mutter…” Roberto zögerte, als suche er nach einem passenden Ausdruck. “… zu Ende gegangen war.”
    “Ich hatte gehofft, daß er eine neue Liebe finden würde, aber ich hatte meine Zweifel. Auf jeden Fall hätte ich mir nie vorgestellt, daß es so schnell passieren würde.” Eine Weile war Ellen still und nachdenklich. “Wie ist seine Frau - seine Witwe -
    denn?” fragte sie neugierig.
    “Yolanda ist wie die meis ten Brasilianerin brünett. Sie, ist viel jünger als Conrado - und ganz anders als Vivienne,” In Robertos Stimme hatte sich wieder ein scharfer Unterton eingeschlichen.
    “Aber nun ist Conrado tot”, sagte sie traurig, “und seine Frau muß vor Schmerz außer sic h sein.”
    Roberto bog von der Allee in eine Straße, die sich zwischen den aufragenden Klippen zu der dicht bebauten Innenstadt Schlängelte. “Yolandas größte Sorge sind die Kinder”, erklärte er.
    “Dein Vater hatte also noch mehr Kinder?”
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