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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Autoren: Harald Schneider
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abermals eine glänzende Idee. Und siehe da, es funktionierte. Zum Schluss betrachtete ich mein künstlerisches Werk, und sogar Lisa schien wieder zufrieden zu sein.
    »Siehst du, mit Papa erlebt man die tollsten Sachen. Wenn du ein bisschen größer bist, gehen wir zusammen eine ordentliche Portion Pommes rot-weiß essen.«
     
    *
     
    Minuten später parkte ich an der von Jutta durchgegebenen Stelle in der Grasnarbe neben der Straße. Ein Spurensicherer sah uns und begann spontan zu lachen. Er kam auf uns zugelaufen und zückte einen Fotoapparat.
    »Das ist das Geilste, was ich je gesehen habe«, meinte er und schoss eine großzügige Bilderserie. »Das lade ich nachher gleich in Facebook hoch, Herr Palzki. Ich wusste gar nicht, dass Sie so sportverrückt sind. Sieht man Ihnen überhaupt nicht an.«
    Nachdem er unverschämt lang auf meinen kaum sichtbaren Bauchansatz gestarrt hatte, wandte er sich lachend wieder seiner Arbeit zu.
    Jutta und KPD hatten mich inzwischen ebenfalls entdeckt. Meine Kollegin plusterte die Backen auf, um nicht laut herauszulachen, Diefenbach wirkte verwirrt. Nicht, dass dies einer Erwähnung wert war, aber dieses Mal vermutete ich den Grund seiner Verwirrung bei mir. Auf einmal schien bei ihm der Groschen gefallen zu sein.
    »Hallo, Herr Palzki. Tut mir leid, dass ich Sie auf dem Weg nach Kaiserslautern abfangen ließ. Ich wusste gar nicht, dass Sie sich für Sport interessieren. Aber Sie wissen ja, wie es ist: Als Kriminalbeamter kann man sich seine Arbeitszeit nicht immer selbst aussuchen. Als kleines Trostpflaster für diesen zusätzlichen Wochenenddienst nehme ich Sie demnächst mit zur südwestdeutschen Minigolfmeisterschaft. Da staunen Sie, was? Ich habe auf sämtlichen Vorderpfälzer Bahnen seit Jahren die Platzreife!«
    Während mir mein Vorgesetzter diesen Schwachsinn ins Ohr drückte, von dem ich nur die Hälfte verstand, kamen immer mehr Beamte auf uns zu, lachten und fotografierten um die Wette. Der von mir vermutete Tatort lag plötzlich wie ausgestorben, was ja irgendwie passte, falls es überhaupt einen Toten gegeben hatte.
    Dies bemerkte auch KPD. Während er mit autoritärer Stimme einschritt und das Personal wieder an die Arbeit jagte, flüsterte mir Jutta zu: »Weiß Stefanie davon? Die wird dich umbringen, mindestens.«
    »Was habt ihr denn alle«, regte ich mich auf. »Es war ein Notfall. Lisa hat unterwegs ein kleines Stinkerchen gemacht. Als Vater kann man doch mal das eigene Kind wickeln, oder? Denk ein bisschen emanzipiert, Jutta.«
    Meine Kollegin stutzte. »Ich wusste bis eben nicht einmal, dass du dieses Wort kennst, Reiner. Ich finde es ja gut, wenn du Stefanie hilfst. Aber auf diese Art und Weise?«
    »Na und? Sonst hätte das nicht gehalten. Ich kann doch nicht mit einem nackten Baby an einem Tatort auftauchen!«
    »Du solltest überhaupt nicht mit einem Baby an einem Tatort sein. Und schon gar nicht mit einem Baby, das in Polizeiabsperrband eingewickelt ist.«
    Ich schaute zu Lisa, die fröhlich vor sich hingluckste. Das rot-weiße Band, in dem ich sie teilweise eingewickelt hatte um die Dreieckstücher zu fixieren, war zugegebenermaßen optisch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber es hielt, und meiner Tochter schien das Knistern der Folie bei jeder Bewegung zu gefallen. Was sollte daran also schlecht sein? Vielleicht hielt die Aufschrift ›Polizeiabsperrung‹ sogar ein weiteres Malheur auf?
    »Jutta, was hat KPD vorhin gefaselt, von wegen Kaiserslautern und Minigolf. Muss ich das verstehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du stehst mal wieder auf dem Schlauch, mein Lieber. Unser Chef dachte, du wärst auf dem Weg zum Betzenberg.«
    »Zu einem Fußballspiel? Wie kommt der auf so einen Mist?«
    Jutta deutete auf Lisa. »Deine Tochter ist ja schließlich ganz auf 1. FCK gestylt. Mehr rot-weiß geht nicht. Mit Lisa kriegst du bestimmt lebenslang Freikarten.«
    Fußball – Kaiserslautern – 1. FCK – rot-weiß – ja, klar. »Da kann ich doch nichts dazu, wenn die die gleichen Farben haben wie unser Absperrband.«
    Wir wurden in unserem Dialog unterbrochen. Einer der Spurensicherer rief mir aus ein paar Metern Entfernung zu: »Wie heißt eigentlich Ihre Tochter?«
    »Lisa«, antwortete ich stolz. »Warum?«
    »Ach, nur so.«
    Irgendwie nahmen die Merkwürdigkeiten überhand. Ich beschloss, weitere Kommentare und Fragen über meine Tochter und mich zu ignorieren und den eigentlichen Grund meines Hierseins zu erfragen.
    »Hören wir auf mit dem Quatsch, Jutta.
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