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Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Künstlerpech: Palzkis achter Fall

Titel: Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Autoren: Harald Schneider
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Lieblingskollege Gerhard, der trotz zurückweichenden Haarkranzes ständig neue Bekanntschaften machte und sein Leben genoss, sowie Jungkollege Jürgen. Jürgen und Gerhard begannen sofort zu lachen. »Das ist ja noch bizarrer als im Internet.«
    »Sind wir nun alle da, meine Herren?«, begrüßte mich Jutta und überreichte mir eine gefüllte Stofftasche.
    »Könnte sein«, antwortete ich. »Warum hat KPD diesen Motorradclub eingeladen? Da hängt so ein komischer Aushang am Schwarzen Brett.«
    Gerhard schaute mich überrascht an. »Seit wann liest du die Aushänge am Schwarzen Brett? Ich wusste gar nicht, dass du überhaupt weißt, wo sich das Brett befindet.«
    Jutta wirkte noch eine Spur überraschter. »Was meinst du mit Motorradclub?«
    »Liest du keine Schwarzen Bretter? Unser Chef will da irgendein Seminar oder so ähnlich veranstalten. Und dazu hat er diesen Club eingeladen. MC Stirnhör, glaub ich. Ein seltsamer Name.«
    Jutta prustete laut heraus. »Das meinst du jetzt nicht im Ernst, Reiner, oder?«
    Nachdem sie meine fragende Mimik richtig gedeutet hatte, klärte sie mich auf. »McStirnhör ist eine der weltweit größten Unternehmensberatungen. Die haben garantiert nichts mit einem Motorradclub am Hut.«
    Ich hakte unbeirrt nach. »Dann ist es mal wieder eine der bedepperten Ideen unseres lieben Vorgesetzten?«
    »Wie man’s nimmt«, antwortete Jutta. »KPD hat große Pläne. Er will die komplette Inspektion umstrukturieren. Es soll ein Modellversuch in Schifferstadt entstehen, als Vorbild für alle anderen Polizeidienststellen in Deutschland und wahrscheinlich der ganzen Welt. KPD sieht sich schon in der Weltgeschichte herumreisen und Referate über sein Projekt halten.«
    Lisa klatschte mir ihr kleines Händchen an die Wange und brachte sich damit wieder in Erinnerung. »Ich hab’s ja verstanden, Kleine. Die liebe Tante Jutta hat dir frische Kleider mitgebracht. Dann werden wir dich mal umziehen.«
    Während ich meine Tochter auf den Besprechungstisch legte, ereiferte sich Jutta.
    »Hör bloß auf mit dem Tanten- und Onkelgedöns, das ist absolut nicht mehr zeitgemäß. Außerdem – «, sie erschrak und zeigte auf Lisa, »sie blutet am Mund. Da muss was passiert sein.«
    Ich schnappte mir eine der Servietten, die immer griffbereit neben der Kaffeekanne lagen, und säuberte Lisas Mund. »Und schon ist sie wieder sauber.«
    Meine Kollegin schaute mich empört an. »Das kannst du nicht machen, vielleicht hat sie sich im Mund verletzt.«
    Um zu verhindern, dass Jutta das Jugendamt anrief, beichtete ich kleinlaut die Wahrheit: »Das war nur Ketchup.«
    »Sag bloß, du hast deine Tochter mit Pommes gefüttert? Hast du deshalb fast eine Stunde gebraucht?«
    »Pommes kann sie doch noch gar nicht kauen«, stellte ich klar. »Lisa hat sich nur ein paar Geschmacksanregungen am Ketchup geholt. So kann sich ihr Körper langsam an die schmackhaften Sachen gewöhnen. Außerdem habe ich das nicht mit Absicht gemacht. Ich war einen Moment abgelenkt.«
    »Wenn das Stefanie gehört hätte«, meinte Jutta und seufzte.
    »Außerdem hat der Imbissbesitzer ein Werbevideo von Lisa und mir gedreht. Das hat auch ein paar Minuten gedauert. Meine Tochter wird eine Berühmtheit werden.«
    Gerhard hatte sich an seinem Kaffee verschluckt. Nachdem er wieder geordnet atmen und sprechen konnte, zeigte er auf Juttas Bildschirm: »Jürgen, würdest du bitte mal den Monitor umdrehen? Ich denke, dass der Server wieder online ist.«
    Alle außer mir grinsten. Selbst Lisa jauchzte. »Was für ein Server?«, fragte ich.
    »Vor etwa einer Viertelstunde ist der Hauptcomputer des Polizeipräsidiums abgestürzt. Zu viele gleichzeitige Zugriffe auf dieselbe Seite.«
    Ich war ratlos. »Muss ich das verstehen? Samstags ist doch sowieso fast niemand hier.«
    Jürgen schaltete per Tastendruck auf die Internet-Einstiegsseite des Polizeipräsidiums. Dann klickte er auf ›Aktuelles‹. Ein beinahe bildschirmfüllendes Foto von meiner Tochter und mir erschien. Darunter hatte ein Witzbold neben Lisas und meinem Namen ›Der jüngste Fan des 1. FC Kaiserslautern, ganz in rot-weiß‹ geschrieben.
    Ich wollte gerade erzürnt reagieren, als wir ein asthmatisches Hüsteln aus Richtung Tür vernahmen. KPD trat ein und blickte automatisch direkt auf den Monitor.
    »Ach, ist der Server endlich wieder online? Ein Kollege aus Ludwigshafen hat mich gerade angerufen. Er hat für diese sehr gelungene Sportfotoserie eine eigene Facebook-Seite ins Internet gestellt.
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