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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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eröffnen?«
    »In der Küche ist man tatsächlich dabei, eine Krebssuppe zu bereiten, und das scheint mit einigem Aufwand verbunden zu sein«, erwiderte der herrschaftliche Gast, der sich auch schon ein wenig in der Küche umgesehen hatte. »Die Köchin arbeitet mit einem verbundenen Finger, der anscheinend zwischen die Krebsscheren geraten ist, und eine Küchenmagd zerstößt gerade die Krebsschalen im Mörser.«
    »Nun, so ein kleines Malheur kann schon passieren, denn bei der Zubereitung der Krebssuppe sind Streitereien in der Küche beinahe unvermeidlich, der Aufwand ist groß und das Küchenpersonal so gefordert wie vielleicht bei keiner anderen Suppe der Welt. Doch ist sie der Mühe wert.«
    Sindbad fuhr sodann in seinen Erläuterungen fort:
    »Es gibt Weibspersonen und auch manche Wirtinnen, die die Zubereitung der Krebse um keinen Preis jemand anderem überlassen würden, und zwar von dem Augenblick an, da die schwarzen Gesellen im sanften Gewimmel, das ja von ihrer Lebensfreude zeugt, im Bast- oder Weidenkorb auf Brennnesseln gebettet ins Haus gebracht werden. Die Arbeit mit ihnen beginnt auf der Stelle, man muss sie sogleich sortieren, auf der einen Seite die kleinen sogenannten Theiß-Krebse (an deren Wohlgeschmack die anderen nicht herankommen, man kann an einem Sommernachmittag bis zu hundert von ihnen verspeisen, doch sollte man beim genüsslichen Essen zwischendurch ein Fußbad nehmen) und auf der anderen Seite separat die großen Exemplare, sogenannte Solokrebse, sie kommen aus Transdanubien und heißen eigentlich Zalaer Krebse. Diese große Sorte ergibt die eigentliche Suppe, die Kleinen dienen nur als Füllmasse.«
    »Aber mit Verlaub«, unterbrach der Herr, »nun möchte ich es aber doch genau wissen. Wie, werden die Krebse gekocht?«
    »Ja, gekocht. Natürlich in Rindsbrühe, nachdem man die lebenden Tiere zuerst so sauber gebürstet hat wie sonst nur die Husarenstiefel. Sicher, der Krebs hat es gar nicht gern, wenn man ihm den Bauch bürstet, und er schnappt mit seinen Scheren verzweifelt nach der einen Hand, die ihn dabei am Rücken hält, und der anderen, die bürstet. Aber diese Prozedur muss sein. Er braucht dann noch ein Bad, bevor er in die brodelnde Fleischbrühe gelangt.«
    »Kommt er etwa bei lebendigem Leibe in die siedende Brühe?«, fragte der Herr mit großen Augen.
    »Nun, da sind die Bräuche ganz unterschiedlich. Manche, vor allem die weichherzigeren Frauen, machen ihm den Garaus, bevor sie ihn in die kochende Suppe geben, sie brechen ihm den Schwanz aus, was seinen unmittelbaren Tod zur Folge hat. Ich persönlich aber bevorzuge Krebse, die noch zappelnd, also lebendig, in die brodelnde Suppe kommen, weil nämlich schon ein einziges halb oder ganz verendetes Exemplar den heiß erwarteten Gaumengenuss verderben kann. Außerdem führt die kochende Brühe augenblicklich zum Tod des Krebses … Im Topf aber wartet er jetzt auf das nötige Salz, den Kümmel, Petersilienwurzel und alle weiteren Ingredienzen, mit denen zusammen er noch eine halbe Stunde lang kochen oder besser: ziehen muss. Wenn er dann herausgehoben wird, ist er, insbesondere der von der kleineren Sorte, so gefügig, dass man mit ihm alles anstellen kann: Schwanz und Scheren ausbrechen, schwarze und bittere Teile aus den Schalen entfernen und an ihrer Stelle den mit Petersilie und Ei vermengten Reisbrei einfüllen. Nur die gelben Teile bleiben in der Schale. Danach kommen die Krebse zurück in die inzwischen abgeseihte Brühe und müssen noch bis zum Auftragen weiter ziehen. Manche Genießer ziehen es vor, Bauchseite, Scheren und Schwanz des Krebses auszulutschen, die Füllung mithilfe eines Löffelchens herauszuholen und sie zusammen mit einem Löffel Suppe zu verzehren. Dies also wäre die Geschichte des kleinen, des Theiß-Krebses.«
    4

    »Aber, aber!«, rief der Herr, der Sindbads Ausführungen bislang aufmerksam gefolgt war. »Sie sprachen doch auch von den großen, den Solokrebsen. Was geschieht mit ihnen?«
    Diese Forderung nach Rechenschaft beantwortete Sindbad folgendermaßen:
    »Das wäre der Punkt, an dem man den Unterschied zwischen den verschiedenen Krebssuppen feststellen könnte. Die großen Krebse fressen die kleinen.«
    »Auch noch im gekochten Zustand?«, fragte der Herr mit ungläubiger Miene.
    »Dann erst recht. Denn wohin sollten die kleinen Krebse fliehen? Sie gelangen unweigerlich samt und sonders in die Schale der großen Krebse. Weil nämlich die Köchin diese kleinen Krebse, wie gesagt, als
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