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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume
Autoren: Barbara Wood
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Frauen, die ihnen Respekt einflößten, weil nur sie Babys bekamen und sie selbst nichts von ihrer Mitwirkung bei diesem Prozess ahnten. Überhaupt waren Frauen in den Augen der Männer unberechenbar. Direkt bösartig konnten sie werden, wenn sie nicht an geschlechtlicher Vereinigung interessiert waren und man sie dazu zwang. Dem armen Lippe, der früher Schnabel hieß, hatte man seinen neuen Namen nach einer Auseinandersetzung mit der Großen verpasst: Bei dem Versuch, gegen ihren Willen in sie einzudringen, hatte sie sich zur Wehr gesetzt und ihm ein Stück aus seiner Unterlippe gebissen. Tagelang hatte die Wunde geblutet und dann geeitert, und als sie dann endlich abheilte, blieb ein klaffender Spalt zurück, durch den seine unteren Zähne ständig sichtbar waren.

    Seither machte Lippe wie die meisten anderen Männer einen Bogen um die Große. Die wenigen, die dennoch versuchten, sich mit ihr einzulassen, befanden nach anstrengendem Kampf, dass es die Mühe nicht lohnte, zumal genügend willfährige Frauen zur Verfügung standen. Frosch schmollte vor sich hin. Im letzten Jahr hatten er und ein junges Mädchen, das wegen ihrer Vorliebe für Honigameisen Ameisenesserin hieß, eine geradezu innige Beziehung unterhalten, ähnlich wie Baby und Einauge, die gegenwärtig miteinander schmusten und sich liebkosten und ihr Verlangen stillten. Bei Ameisenesserin verhielt es sich dagegen so, dass sie, seit in ihrem Bauch ein Kind wuchs, nichts mehr mit Frosch zu tun haben wollte und seine Annäherungsversuche mit Schlägen und Fauchen zurückwies. Neu war dies für ihn nicht. Sobald eine Frau niederkam, zog sie die Gesellschaft der anderen Frauen mit Kleinkindern vor.
    Unter viel Gelächter und Geplapper wurden dann gemeinsam die Säuglinge gestillt und die tapsigen Gehversuche der Kleinen überwacht, während sich die abgeblitzten Männer wohl oder übel damit bescheiden mussten, Werkzeuge und Waffen zu fertigen.
    Die Beziehung zwischen Mutter und Kind war die einzig wirklich enge Bindung innerhalb der Familie. Wenn sich ein Mann und eine Frau zusammentaten, dann selten für länger; die Leidenschaft, die anfangs die Beziehung prägte, nahm mit der Zeit ab. Froschs Freund Skorpion hockte sich neben ihn und knuffte ihm mitfühlend gegen die Schulter. Auch er hatte ein zärtliches Verhältnis zu einer Frau gehabt, bis sie dann ein Baby bekam und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Natürlich gab es auch Frauen wie Honigfinderin, die einem einzigen Mann verbunden blieb, vor allem wenn er, wie Löwe es tat, ihre Kinder duldete. Ganz anders Skorpion und Frosch, die kleine Babys als Störenfriede betrachteten und sich lieber mit Frauen abgaben, die keine hatten.
    Frosch spürte, wie die Erregung in ihm aufstieg. Neidisch blickte er hinüber zu Einauge und Baby, die heftig miteinander beschäftigt waren. Einauge wurde erhört, wann immer er es versuchte; stets ließ Baby ihn an sich heran. Gegenwärtig waren sie die Einzigen, die eine feste Beziehung unterhielten, miteinander schliefen und zärtlich einander zugetan waren. Und als einer der wenigen Männer erhob Einauge auch keine Einwände gegen Babys Kinder. Frosch musterte die Frauen und beschloss dann, die eine oder andere dadurch auf sich aufmerksam zu machen, dass er ihnen mit aufforderndem Blick seine Erektion präsentierte. Aber entweder nahmen sie sein Ansinnen nicht zur Kenntnis oder stießen ihn weg. Deshalb ging er zurück zum Feuer und stocherte in der Glut herum, in der er zu seiner Freude noch eine vergessene Zwiebel aufstöberte, die zwar verkohlt, aber genießbar war. Er brachte sie Feuermacherin, die sofort danach griff und gleichzeitig auf die Knie sank, sich mit einem Arm abstützte und mit der freien Hand an dem Leckerbissen herumknabberte. Frosch brauchte nicht lange. Als er fertig war, verzog er sich in sein Bettnest.
    In der Zwischenzeit hatte Löwe sein Mahl beendet. Sein Blick fiel auf Alte Mutter, die an einer Wurzel herumlutschte. Löwe und Alte Mutter stammten von derselben Frau ab, sie hatten an denselben Brüsten gesaugt und als Kinder miteinander herumgetollt. Löwe hatte respektvoll registriert, dass sie im Laufe der Zeit zwölfmal niedergekommen war. Jetzt aber schwanden ihre Kräfte, und irgendwie hatte er das Gefühl, dass es sich nicht mehr lohnte, sie weiterhin durchzufüttern. Deshalb baute er sich vor ihr auf, und noch ehe sie reagieren konnte, schnappte er ihr die Wurzel aus der Hand und schob sie sich zwischen die Zähne.
    Die Große,
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