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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Autoren: Mike Shepherd
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Corporal Lis Stimme war eine Folge nervöser Quiek- und Knacklaute.
    Kris war in der Maschine verwurzelt. Die Hand war mit dem Steuerknüppel verschmolzen; ihr Hinterteil gehörte zum Hitzeschild und zum Material der Tragfläche. Ihre Augen hätten genauso gut die Anzeigen für den Angriffswinkel, die Fliehkräfte und die Geschwindigkeit sein können. Die Konzentration jetzt zu unterbrechen, wäre die reinste Qual gewesen. »Wo, Corporal?«
    »Bugabseitig an Steuerbord, zwei, nein, zwei-dreißig, Ma’am, eins tiefer, eins-dreißig. Ich denke, er ist es, Ma’am.«
    Kris riskierte einen Blick. Ja, da flog ein LSB ein Stück weit voraus und unterhalb von ihr, und es bremste nach wie vor, genau wie sie es tat. »Versuchen Sie, Gunny in die Leitung zu bekommen!«, befahl sie und widmete sich wieder der Aufgabe, ein fliegerisches Wunder zu vollbringen.
    »Ich bekomme nur prasselnde Bruchstücke herein, Ma’am.«
    »Klar.« Kris hätte sich selbst eine verpassen können. »Die Ionisation seines Triebwerks liegt zwischen uns.« Einen Augenblick später war es an der Zeit, die Zündphase zu beenden. Kris drehte das Boot, wandte der Atmosphäre den hitzegeschützten Bug zu und machte sich bereit, in die Tiefe zu surfen. Li unternahm mehrere weitere Versuche, Kontakt zu Gunny zu erhalten, aber LSB Zwei bremste nach wie vor und wandte ihnen damit die ionisierten Auspuffgase zu. Kris wies Li an, damit aufzuhören, als die ersten tanzenden Lichter die Schnauze ihres LSB umringten.
    Jetzt folgte der schwierige Teil. Hier kompensierte eine gute Skiffsurferin den gesparten Treibstoff   – falls sie es richtig hinbekam   – und setzte das Boot punktgenau ab. Kris tauchte ihre Maschine schnell und heiß in die Atmosphäre. Dann lenkte sie sie in sachte   – oder vielleicht gar nicht allzu sachte   – S-Kurven, um die zusätzliche Energie abzuführen. Kris maß diese Kurven aus schmalen Augen heraus ab. Sie musste den Hitzeschild zwischen dem sengenden ionisierten Luftstrom und ihrem leicht brennbaren Körper halten. Wenn sie die Kurve zu scharf anging, würden heiße Gase ihr   – und ihren Marines   – die Köpfe herunterbrennen. Wenn sie die Kurve zu weit veranschlagte, schoss sie kilometerweit übers Ziel hinaus. Kris hatte die entsprechenden Bewegungen gelernt, als es noch ein Spiel war und sie eines der besten Skiffe flog, das je auf Wardhaven hergestellt worden war. Jetzt riss sie ihre Maschine erst zur einen, dann zur anderen Seite, dass sie im Sturmwind jaulte   – und es war eine Maschine, mit der sie nicht im Mindesten vertraut war.
    Kris hatte eine Vorflugkontrolle dieser Maschine vorgenommen. Keine ausgebildete Pilotin setzte ihren Hintern in eine Flugmaschine, ohne diese vorab gründlich zu checken. Sie hatte sie jedoch noch nie geflogen! Sie hatte den Namen des Herstellers auf dem Cockpit wiedererkannt. Diese Firma stand im Ruf, gute Boote zu bauen, aber hin und wieder kam es bei der Qualitätskontrolle zu Aussetzern. Kris’ Magen verspannte sich zu einem Knoten, der so fest war wie ihr Griff um den Steuerknüppel. Gehörte dieses LSB zu den guten Produkten, oder existierte irgendwo im Kiel und der Struktur der Tragfläche ein verstecktes Problem? Brach Kris der Mühle das Genick, wenn sie sie zu starken Fliehkräften aussetzte, wenn sie eine zu starke Erhitzung riskierte   – sodass alle an Bord in den Flammentod stürzten?
    Kris zwang sich zu völliger Ruhe, damit sie jedes Ächzen, jedes Stöhnen aus der gepeinigten Konstruktion hören konnte, während sie die Maschine an die Grenzen trieb. Hinter ihr stimmte ein Marine ein ihr fremdes Gebet an und dankte seinem Schöpfer für die Nahrung, die er zu empfangen im Begriff stand. »Eines Tages lachen wir alle darüber«, brummte Kris ins offene Mikro. Falls wir überleben , setzte sie in Gedanken hinzu.
    Das LSB wurde heiß. Trotz der Abschirmung. Kris spürte die Wärme durch ihre Montur; die Temperatur stieg an, bis sie ihr beinahe das Hinterteil versengte. Die Instrumente bestätigten es; sie war inzwischen ein gutes Stück in der roten Warnzone, die der Hersteller angab. Aus den Augenwinkeln maß Kris die Zusatzkrümmung der überlasteten Tragfläche und das zunehmende Flattern der überhitzten Hinterkanten ab. Der Flug des LSB glich inzwischen einem schwerfälligen Watschelgang durch die widerspenstige Atmosphäre, schlimmer als bei jedem Skiff, das Kris jemals geflogen hatte.
    Trotzdem verlangte sie der Maschine noch mehr ab. Bislang flog sie
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