Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Autoren: Mike Shepherd
Vom Netzwerk:
bedeutete diese kurzzeitige Verbesserung jedoch nur, dass sie weniger durchgerüttelt sein würden, wenn sie beim Atmosphäreneintritt verbrannten.
    »Nelly, ich brauche die Skiffnavigation, und ich brauche sie sofort.« Ein Augenblinzeln, und die vertrauten Skiffroutinen nahmen in der Blickfeldanzeige Gestalt an. »Nelly, Anfrage ans GPS : Wo bin ich?« Das LSB wurde zum Punkt in der Blickfeldanzeige, und Vektorlinien breiteten sich von diesem Punkt aus. Sie hatte nicht gebremst, sondern beschleunigt!
    »Corporal, geben Sie mir eine Sichtlinienverbindung zu Gunnys LSB .«
    »Ich habe es schon versucht, Ma’am, aber ich weiß nicht, wo er steckt.«
    Ihr Computer konnte vermutlich sagen, wo der Sergeant relativ zu ihnen sein sollte, aber Nelly tat gerade ihr Bestes, um einen Kurs zu berechnen, mit dem Kris eine weitere Meisterschaft gewann.
    Skiffpokale wurden nicht einfach dafür vergeben, dass man das winzige Bodenziel traf. Von Siegern erwartete man, dass sie dieses Ziel stilvoll erreichten: punktgenau, mit möglichst wenig Treibstoffverbrauch und in möglichst kurzer Zeit. Krisschluckte, als sich das Blickfelddisplay mit den harten Fakten dessen füllte, was sie erwartete. Das LSB war vom Kurs abgewichen und inzwischen knapper an Treibstoff als jedes Skiff, das sie jemals in einem Wettkampf geflogen hatte. Kris musste alles geben, was sie draufhatte, um ihre Marines an irgendeiner Stelle innerhalb von hundert Kilometern Distanz zu einem verängstigten kleinen Mädchen zu landen.
    Kris war Rennen für Pokale geflogen. Sie packte den Steuerknüppel fester und begann ein Rennen um das Leben eines kleinen Mädchens.

2
    K ris reagierte eher auf Basis geschulter Instinkte als nach rationalen Überlegungen. Sie packte den Steuerknüppel fest mit der Rechten und stabilisierte das Boot erst einmal. Sobald das geschafft war, verwandte sie eine Sekunde auf Nellys Suchfunktionen, um sich und ihre Marines sicher auf den Planetenboden zu bringen. Gott sei Dank hatte sie Nelly behalten und den Standardcomputer der Raumflotte mit all seinen Beschränkungen verweigert. »Nelly, ziehe unsere aktuellen Koordinaten aus dem GPS . Nimm die Jagdhütte als Zielpunkt. Zeige mir jetzt einen Flugplan mit geringem Risiko.« Nelly brauchte dafür kaum eine Sekunde; damit waren sie in der Lage, sicher zu landen   – wenn auch mit letzter Kraft und fünfzig Kilometer hinter der Hütte.
    Noch während Kris die Beschleunigungsphase anpasste, damit sie zur angegebenen Flugbahn passte, blaffte sie: »Einen anderen Flugplan! Geh davon aus, dass ich weitere zwanzig Prozent meiner Energie aerodynamisch abbauen kann. Wie viel Treibstoff behalte ich dann übrig?« Kris brauchte eine Sicherheitsreserve. Bei Wettkämpfen war jedes Skiff um zwei Minuten vom nächstfolgenden Skiff getrennt. Heute war Gunnys LSB irgendwo rechts von ihr, nicht weiter als zehn Kilometer, vermutlich weniger. Das hätte ein akzeptabler Sicherheitsspielraum sein können, falls sie noch beide von Tommy zur Landeposition gelenkt worden wären   – jetzt aber nicht mehr, wo Kris am Steuerknüppel einen niedrigen Orbit entlangschlitterte.
    »Nelly, geh zusätzlich davon aus, dass ich um hundert Kilometer nach Norden von Gunnys LSB abgesetzt sein muss.« Innerhalb eines Augenblicks justierte Nelly den jüngsten Flugplan, aber das Ergebnis blinkte in Rot. Selbst unter der Annahme, dass Kris ihre Orbitalbrennphase auf das Minimum beschränkte, bestand keinerlei Möglichkeit, genug Energie auf aerodynamischem Wege abzubauen. Sie musste dann um hundert Kilometer über das Ziel hinausschießen.
    »Gehe von zwanzig Kilometern Abstand aus«, befahl Kris; ihre erste S-Kurve musste die Distanz zu Gunnys LSB erhöhen. Nelly generierte rasch den erforderlichen Flugplan; Kris konnte das schaffen. Ein gelber Knopf in der Blickfeldanzeige blinkte jedoch warnend. Die Treibstoffreserve würde unterhalb der im Sport geltenden Standards liegen, und Kris wäre disqualifiziert worden.
    Bei der Vorstellung, wie es der Maschine ergehen würde, zuckte Kris reumütig die Achseln. Sie sagte: »Mach es, Nelly.« Und bereitete sich auf den Höllenritt ihres Lebens vor. Schon früh hatte Kris gelernt, dass ein Mensch jeden computergenerierten Kurs verbessern konnte. Um all die Pokale nach Hause zu tragen, die in ihrem Zimmer herumstanden, hatte sie ein bisschen Treibstoff hier gespart, ein wenig mehr dort, und das immer aus eigenem Entschluss.
    »Sir, ich meine Ma’am, ich denke, ich sehe den Sergeant.«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher