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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Autoren: Mike Shepherd
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zum nächsten Ball der Debütantinnen wieder auf den Schoß Ihrer Mama.«
    Kris erwiderte seinen Blick, das Gesicht starr, ihr Bauch ein pochendes Spannungsknäuel. Thorpe schikanierte sie schon, seit sie an Bord gekommen war. Er war nie mit ihr zufrieden, hackte ständig auf ihr herum. Sie würde es ihm zeigen! »Ja, Sir!«, brüllte sie ihm ins Gesicht.
    Ringsum grinsten die Soldaten, die sich denken konnten, dass der Skipper ein paar wohlgesetzte Worte an diesen grünen Ensign richtete, und ahnten nicht, wie wohlgesetzt sie tatsächlich ausfielen. Der Captain kicherte. Ein finsterer Blick oder ein Kichern oder ein Knurren waren alles, was ihr je aus diesem Gesicht entgegengeschlagen war, seit sie an Bord gekommen war. Tauchten diesmal andere Fältchen rings um die Augen auf, verzogen sich die Mundwinkel auf neue Art? Er wandte sich ab, ehe sie seine Miene besser erkennen konnte.
    Sie konnte nichts dafür, dass Vater sämtliche Gesetze Wardhavens in den letzten acht Jahren unterzeichnet hatte. Sie hatte nichts damit zu tun, dass ihre Urgroßeltern den Namen der Familie überall in den Geschichtsbüchern verspritzt hatten. Der Captain hätte ruhig einmal versuchen können, in einem solchen Schatten aufzuwachsen. Dann wäre er so versessen wie Kris gewesen, sich selbst einen Namen zu machen, sich selbst einen Platz zu erobern. Deshalb war sie zur Navy gegangen.
    Mit einem Frösteln bemühte sie sich, die Angst vor dem Scheitern abzuschütteln. Sie wandte sich ihrem Spind zu und versuchte erneut, den standardmäßig ausgegebenen Größe-Drei-Raumanzug richtig einzustellen. Eins achtzig groß und überall sonst zu klein, so lauteten ihre üblichen Anforderungen an eine Montur. Noch nie hatte sie zivile Kleidung getragen, die dem Leibcomputer nicht reichlich Platz geboten hätte, sich ihr um die Schultern zu legen und die Arme hinab zu erstrecken, aber diese Schutzanzüge hier bestanden aus einem Zentimeter dickem, semirigidem Plastastahl. Nelly, die mehr wert war als sämtliche Computer der Taifun und vermutlich fünfzig Mal so leistungsfähig, war in Gefechtspanzerung ein Problem. Von Marines wurde erwartet, dass sie so schlank wie fies waren; nirgendwo gestand man ihnen ein Übermaß zu. Kris versuchte, die Hauptmasse des Computers auf die Brust hinabzuschieben. An dieser Stelle hatte sie nicht viel zu bieten, während die meisten männlichen Marines dort eine Menge Brustmuskulatur aufzubringen schienen. Sie dichtete die Montur erneut ab, drehte die Schultern, beugte sich vor, bückte sich dann. Ja, so funktionierte es. Sie setzte den Helm auf und drehte ihn, bis sie ein deutliches Klicken hörte. Mit geschlossenem Visier war es etwas warm in dem Anzug, aber geschwitzt hatte sie früher schon.
    »Krissie, bekomme ich ein Eis?«, bettelte Eddy. Es war ein heißer Frühlingstag auf Wardhaven, und sie waren zum Park gelaufen und hatten Nanna ein gutes Stück hinter sich gelassen.
    K ris kramte in ihrer Tasche herum. Sie war die große Schwester; von ihr wurde jetzt erwartet, dass sie vorausplante, wie es Honovi als großer Bruder getan hatte, als sie selbst noch ein kleines Kind war. Kris hatte genug Münzen für zwei Portionen Eis dabei. Vater beharrte jedoch darauf, dass zum Vorausplanen auch gehörte, Mittel zu schonen. »Noch nicht«, sagte sie. »Gehen wir uns die Enten ansehen.«
    »Aber ich möchte jetzt ein Eis!«, ertönte ein solches Klagen, wie es ein Sechsjähriger, der außer Atem war, überhaupt zuwege bringen konnte.
    »Komm schon, Nanna hat uns beinahe eingeholt! Ein Wettlauf zum Ententeich!« Womit sie Eddys Beine schon wieder in Schwung gebracht hatte, ehe Kris auch nur mit der Herausforderung fertig war. Sie besiegte ihn natürlich, aber nur um die gehörige Spanne, die von einer zehnjährigen Schwester gegenüber einem sechsjährigen kleinen Bruder auch zu erwarten war.
    »Sieh nur, die Schwäne sind wieder da!« Kris deutete auf vier riesige Vögel. So folgten die beiden Geschwister dem Teichufer, nicht weit hinter dem alten Mann mit den Körnern, der immer die Vögel fütterte. Kris achtete gut darauf, dass Eddy dem Wasser nicht zu nahe kam. Das musste sie gut hinbekommen haben, denn als Nanna sie schließlich einholte, erteilte sie Kris gar keine Lektion darüber, wie tief der Teich war.
    »Ich möchte ein Eis!«, verlangte Eddy erneut mit der Zielstrebigkeit seiner jungen Jahre.
    »Ich habe kein Geld dabei«, beharrte Nanna.
    »Ich schon!«, wandte Kris stolz ein. Sie hatte vorausgeplant, genau
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