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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Autoren: Mike Shepherd
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so, wie es Vater zufolge schlaue Leute taten.
    »Dann gehst du auch das Eis kaufen«, murrte Nanna.
    Kris hüpfte davon, so überzeugt davon, sie wiederzusehen, dass sie nicht mal zurücksah.
    Jemand tippte ihr auf die Schulter. Mit einem Frösteln drehte sie sich zu einem sommersprossigen Gesicht um und hob das Visier noch rechtzeitig an, um ein »Brauchst du Hilfe, Kuchengabel?« zu vernehmen.
    Im Landehangar ging es geschäftig und laut zu, und so blieb ihr Frösteln unbemerkt. Sie brachte die muntere Antwort »Ganz und gar nicht, Holzlöffel« zustande, wie das ansteckende Grinsen und die herausfordernde Frage es verlangten. Ensign Tommy Li Chin Lien stammte von Santa Maria und aus einer Familie von Asteroidenschürfern. Statt sich auf jener abgelegenen Welt herumzutreiben, war er zur Raumflotte gegangen, um die Galaxie zu sehen, womit er seine Familie und, seiner Urgroßmutter zufolge, seine Ahnen schwer enttäuschte.
    Auf der Offizierskandidatenschule hatten sie stundenlang Geschichten ausgetauscht, wie die jeweiligen Eltern gegen die Berufswahl der Kinder gewettert hatten. Es überraschte Kris, wie schnell sie beide Freundschaft schlossen, eine Frau vom superhochentwickelten Wardhaven und ein Mann aus dieser verrückten Mischung von Irischem und Chinesischem, an der ein so großer Teil der Arbeiterklasse Santa Marias nach wie vor festhielt.
    In diesem Augenblick fuchtelte Tommy mit seinem Universalprüfer vor Kris’ Gesicht herum. Als jemand, der im Vakuum aufgewachsen war, misstraute er Luft und Schwerkraft und betrachtete Schlammsprösslinge wie Kris als hoffnungslose Optimisten, die ganz von ihm abhingen, was die angemessene Paranoia gegenüber dem Weltraum anbetraf. Kris hob den linken Arm, damit Tommy seine Blackbox in ihren Kampfanzug stecken konnte. Während er seine Checks durchführte, arbeitete Kris mit Nelly und wies ihren Personal Computer an, Interfacetests mit dem Kommandonetz auszuführen. Tantchen Tru, inzwischen nicht mehr Leiterin der informationellen Kriegsführung auf Wardhaven, hatte Kris dabei geholfen, Nellys Interfacezu konfigurieren, wie sie Kris schon beim größten Teil der Mathematik- und Computerhausaufgaben geholfen hatte, soweit sie zurückdenken konnte. Nelly fütterte Kris’ Blickfelddisplay mit allen Meldungen und Grafiken, die einem grünen Ensign beim Einsatz zur Verfügung standen   … sowie mit einigen wenigen, von denen der Skipper lieber nicht erfahren sollte, dass Kris darauf Zugriff hatte. Kris und Nelly wurden etwa zum gleichen Zeitpunkt fertig, an dem Tommy seinen Tester von Kris löste. Sie klappte das Visier hoch.
    »Die Reaktionszeit der Tarnjustierung liegt etwa fünf Nanosekunden unterhalb des Optimums, entspricht damit aber noch den Anforderungen der Navy«, knurrte Tommy. Die Raumflotte wurde seinen Erwartungen an Perfektion nur selten gerecht. »Auch dein Kühlsystem liegt nicht ganz so weit im grünen Bereich.«
    »Ich mache mir mehr Sorgen wegen der Heizung. Es ist eine arktische Tundra, wohin ich unterwegs bin; hast du das noch nicht gehört?« Sie grinste.
    Er weigerte sich, die finstere Miene zu unterdrücken, mit der er auf diesen Versuch reagierte, den irischen Zungenschlag von Santa Maria zu imitieren. »Irgendwo da drin hast du auch eine anfällige Dichtung.« Dieses Thema hatten sie schon gehabt, denn einer der Gelatinefilter des Gefechtsanzuges leckte leicht, aber jede Montur an Bord wies wenigstens eine miserable Dichtung auf. Es kursierte als bitterer Witz unter den Soldaten: Gute Dichtungen landeten auf dem zivilen Markt, die schlechten bei den Niedriggeboten für staatliche Ausschreibungen.
    »Ich arbeite nicht auf Asteroiden, Tommy. Ich werde nicht einen Monat in diesem Anzug verbringen.« Kris gab damit die Standardantwort, wie sie auch von den Verantwortlichen im Beschaffungsamt an ihren Vater gingen. Der Premierminister von Wardhaven akzeptierte sie immer. Andererseits sprang er nicht mit den Orbitaljägern ab. Seine Tochter tat dies heute. »Ich binnur eine Stunde im Vakuum, höchstens zwei. Sequim hat eine gute Atmosphäre.«
    »Schlammhuhn«, entgegnete Tommy angewidert.
    »Weltraumbirne«, feuerte Kris zurück und schenkte Tommy dabei ein Lächeln, wie sie es sonst von ihm gewohnt war; dann wandte sie sich dem Leichten Sturmboot zu, das sie und ihre Gruppe transportieren würde. Das Vehikel stellte das blanke Minimum dar, um vom Orbit auf den Erdboden zu gelangen, und bestand nahezu nur aus einem Hitzeschild, der zugleich als
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