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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Descher
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sinnwidrig. Und führe ich Zitate an, so geschieht es mit aller Sorgfalt. Natürlich zitiere ich regelmäßig aus dem »Zusammenhang gerissen« (154); das habe ich mit allen Zitierenden der Welt gemein. Erstaunlich aber die Verleumdung, ich böte »Zitate aus antiker und moderner (Fach-)Literatur meist verstümmelt« (154). Dies wäre, selbst wenn ich nicht auf der besonders infamen Vokabel »meist« insistiere, durch eine Fülle von Belegen zu untermauern gewesen. Wo sind sie?
    Einen Treffer freilich kann Maria R.-Alföldi wirklich verbuchen (156): meine Verwechslung der Lateranbasilika mit der Basilika am Forum Romanum. Triumph!

    Ich fasse meine Darstellung des Kaisers zusammen, beziehe auch bereits Erörtertes, das mir besonders triftig scheint, ein und konfrontiere damit abschließend, ebenfalls nur kurz, das von der Kritikerin skizzierte »Gegenbild Konstantins«.
    Konstantin I. hat um seiner Karriere willen die Religion seines Vaters Konstantius Chlorus, eines einstigen kaiserlichen Leibwächters, gefälscht, hat illegal zum Kaiser sich erheben und in einer Machtsucht ohnegleichen das diokletianische System der Tetrarchie zerschlagen, drei Mitkaiser ermorden lassen. Konstantin führte sein Leben lang Krieg. Er ist aggressiv »von Anfang an« (Stallknecht); vor Augen stets »nur dieses Ziel einer größeren Herrschaft« (Vogt); dabei immer wieder »furchtbare Härte« (Kornemann) praktizierend: 306 gegen die Brukterer, 310 gegen die Brukterer, 312 gegen Mitkaiser Maxentius, 313 gegen die Franken, 314 gegen die Sarmaten, 315 gegen die Goten, ungefähr um diese Zeit auch gegen Mitkaiser Licinius, wobei Konstantin mehr als 20000 seiner Feinde vernichtet haben soll. 320 gegen die Alemannen, 322 gegen die Sarmaten, 323 gegen die Goten, wobei er jeden, der ihnen beisteht, lebendig zu verbrennen befiehlt. 324 gegen Mitkaiser Licinius, ein »Religionskrieg«, vor dem Konstantin, der schon mit Feldbischöfen ausrückt, »heilig und rein«, mit seiner Soldateska betet und schließlich 40000 Leichen das Schlachtfeld bedecken; 130 Schiffe und 5000 Matrosen versinken vor der Steilküste bei Kallipolis.
    Dem Licinius verspricht Konstantin eidlich das Leben und läßt ihn ein Jahr später erwürgen, auch viele seiner prominenten Parteigänger in allen Städten des Ostens liquidieren. »Diesem großen Vorbild nachzueifern bemühte sich jeder christliche Kaiser«, versichert der katholische Theologe Stockmeier; »beliebig ließ sich darauf verweisen, um ein Ideal [!] vor die Augen der Fürsten zu stellen«. Ja, er wurde zur »Idealfigur ... christlichen Herrschertums überhaupt« (Löwe).
    All dies, hier nur aufgezählt, spiegelt sich bei R.-Alföldi (148) in dem Satz: »Er behauptet sich zunächst, gewinnt dann Schritt für Schritt die Gebiete seiner Mitregenten hinzu, um schließlich 324 das ganze römische Reich unter seinem Zepter zu vereinen.« So gesehen wird Geschichte gewiß eine saubere, aseptische Sache. Blut fließt da kaum, selbst wenn sie noch hinzusetzt: »Er muß wiederholt an den Grenzen kämpfen, um das Reichsgebiet zu sichern«.
    328 zieht Konstantin gegen die Goten, 329 gegen die Alemannen, 332 gegen die Goten, deren Verluste, auch durch Hunger und Frost, auf hunderttausend berechnet worden sind. Und noch in seinem Todesjahr 337 wollte der »Schöpfer des
christlichen
Weltreiches« (Dölger) mit vielen Militärbischöfen zu einem Kreuzzug gegen die Perser ausrücken.
    Von alldem aber, womit Konstantin das christliche Abendland begründete, was Konstantin ja erst – wie mutatis mutandis dann Karl I. – zu »dem Großen« macht, steht bei Maria R.-Alföldi sehr wenig, und dies mehr zwangsläufig in der Polemik gegen mich. Auch von der persönlichen Grausamkeit des Kaisers, für den Menschenleben »keinen Wert« hatten (Seeck), von den durch ihn initiierten »Fränkischen Spielen« (14.–20. Juli), von den »ludi Gothici« (4.–9. Februar), wobei er Gefangene massenweise in der Arena wilden Tieren vorwerfen ließ, findet sich schlechthin nichts; ähnlich von der Meuchelung seiner nächsten Verwandten. Wahrscheinlich gilt diesem brutalen Hinmorden (das sein Sohn Konstantius II. noch im Todesjahr seines Vaters fortsetzt, wie überhaupt Verwandtenmassaker in christlichen Dynastien die Regel bleiben), wahrscheinlich gilt diesem schlimmen Wesenszug des heiligen Großen Maria R.-Alföldis damenhafter Satz, der grotesker kaum sein könnte: »Er scheint sogar zu Jähzorn zu neigen« (158).
    Die vom christlichen
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