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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Descher
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weitgehend aussparend, zuletzt nicht nur einem vieltausendfachen Mörder, sondern auch einem unumschränkten Autokraten, dem ersten Kaiser, der seinen persönlichen Willen als »unmittelbare Rechtsquelle« (Schwartz) aufstellte, das Attribut »der Große ... nicht ohne Grund« zuerkennen (159).

    Alles Bisherige betraf bloß etwas mehr als zwei Seiten Text der Historikerin.
    Nun offeriert sie im Kleindruck einige »besonders störende Fehler und Entstellungen«. Doch da sie schon im Großdruck wenig, vor allem wenig Wesentliches zu sagen wußte, vielerlei Unrichtiges aber, Richtigstellungen, die Falschstellungen waren, euphemistische Verdrehungen, unredliche Suggestionen, Unterschlagungen, vom Entscheidenden – typisch für den nach der Kirchen- oder Staatsmacht schielenden Geschichtsdarsteller – meist Ablenkendes, ahnt man wohl, welche Bedeutsamkeiten sie im Kleindruck bietet.
    Ich will damit nicht langweilen. Doch pars pro toto ein paar Beispiele (von insgesamt zehn).
    Da werde der Name eines Senators der Konstantinzeit »stets ›Anylinus‹ geschrieben« (152.). Nun, der Name kommt zweimal vor. Wieso also »stets«? Und die Schreibung »Anylinus« ist durchaus nicht falsch. Denn so schreibt u.a. stets auch der »Vater der Kirchengeschichte«, Bischof Euseb. Und selbstverständlich kann man ungezählte Namen griechisch oder lateinisch schreiben, ohne im geringsten einen Lapsus zu begehen. Sie aber behauptet: »er heißt in Wirklichkeit Annulinus ...«
    Zu Seite 223 notiert sie »›Doch noch in seinen letzten Lebensjahren läßt Konstantin sich in einer Porphyrstatue wie Helios abbilden (....)‹ – was bei Deschner für seine eminente Falschheit steht« (152). Davon aber ist in meinem Kontext überhaupt nicht die Rede. Denn es geht hier gar nicht um den Kaiser, sondern um die Kirchenväter, die dessen Sieg über Maxentius mit Hilfe einander widersprechender Legendenlügen zu einem Sieg des Christentums über das Heidentum machen und damit eine bis in den Ersten und Zweiten Weltkrieg fatal fortwirkende politisch-militante »Religiosität«, die »Kaisertheologie«, begründen. Demgegenüber, berichte ich auf Seite 223, erscheint auf Konstantins Münzen noch lange Juppiter Conservator, auch Mars, am längsten jedoch der unbesiegte Sonnengott, Sol Invictus. Dann folgt der von ihr gebrachte Satz, und ich zitiere den Abschnitt zu Ende: »Doch noch in seinen letzten Lebensjahren läßt Konstantin sich in einer Porphyrstatue wie Helios abbilden, ja, noch einen Tag vor seinem Tod schärft ein Gesetz ein, ›daß die heidnischen Priester für immer von allen niederen Lasten frei sein sollen‹. Wie er denn selber der Meinung war, den Gott, zu dem er betete, nie gewechselt zu haben.«
    Wo hätte ich hier Konstantins »eminente Falschheit« auch nur angedeutet? Die Forscherin erfindet es.
    Auf derselben Seite (152) greift sie meine Bemerkung auf und an, der Kopf des Licinius erscheine zunächst, »wie der Konstantins, auf Münzen mit einem ›nimbus‹, einem Heiligenschein: Symbol ihrer inneren göttlichen Erleuchtung« (233).
    Worum geht es? Solange Konstantin den Licinius zur Vernichtung seiner Gegner braucht, loben und preisen die Kirchenväter auch den Licinius. Sobald aber Konstantin sich gegen Licinius wendet, verteufeln die krassen Opportunisten den bisher »Gottgeliebten« und krempeln ihn zu einem Scheusal ohnegleichen um; nun plötzlich ist er grausam und verrückt! Alles, was der Kritikerin dazu einfällt: »Die Gleichsetzung von Nimbus und Heiligenschein stimmt für die Spätantike nicht« (152). Sie lenkt vom Wesentlichen ab. Sie geht auch hier wieder auf meine größeren und großen Anschuldigungen, auf die eigentliche Sache, gar nicht ein und präsentiert stattdessen irgendwelche Nebensächlichkeiten wie »stimmt für die Spätantike nicht ...« Als ob das mein Thema wäre! Doch trifft der Einwand überhaupt für sich genommen? Denn was heißt hier Spätantike? Wie lange dauert sie? Bis 313? Bis 375? Bis 476? Oder bis gegen die Mitte des 7. Jahrhunderts? Darüber gibt es keine communis opinio. Und jeder weiß, solchem Epocheneinteilen, zeitlichem Abgrenzen, Zuordnen haftet immer etwas Willkürliches an – stets nur scheinbare, weil in Wirklichkeit Ungewisse Fixpunkte.
    Fest steht dagegen, daß der Nimbus, der in Form einer verhüllenden oder leuchtenden Wolke göttliche Erscheinungen signalisiert, sich bereits bei Homer zeigt, daß er Götter, Heroen, Könige auszeichnet, Venus etwa, Neptun, Mithras,
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