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Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike
Autoren: Karlheinz Deschner
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Origenisten, noch zu vermitteln, ja, er unterstützte den Jerusalemer Bischof in seiner Fehde gegen die Mönche von Bethlehem, die von ihm vergeblich eine Verdammung des Origenes erwarteten. Jetzt aber rief der alexandrinische Patriarch den cyprischen Metropoliten, vordem von ihm als »Unruhestifter« und »Ketzer« gegeißelt, nun der »allerheiligste« genannt, nach Konstantinopel, und Epiphanius eilte per Schiff von Cypern herbei, sammelte Unterschriften gegen Origenes und hetzte wider Johannes Chrysostomos, der den »Häresien« des Origenes Unterschlupf gewähre. Er tat alles, um die Absetzung des Patriarchen zu erreichen, ergriff aber dann vor dessen Drohungen die Flucht und starb während der Heimreise am 12. Mai 403 auf hoher See. Gleichzeitig kontaktierte Theophilus mit abgekanzelten Prälaten seines Gegners und arbeitete rücksichtslos mit Verleumdung, Bestechung, Betrug. Er sandte Geld an den Hofklüngel und ließ durch Bischof Severian von Gabala und dessen Helfershelfer Predigten des Johannes fälschen und mit allerlei Spitzen auf die Kaiserin Eudoxia zirkulieren, um mit ihrer Hilfe den Patriarchen zu schlagen. 20
    Im Sommer 403, nach erfolgreicher Wühlarbeit seiner Freunde und Zuarbeiter, erschien Theophilus schließlich selbst am Goldenen Horn, nicht ohne vor seiner Abreise erklärt zu haben: »Ich gehe an den Hof, um Johannes abzusetzen«. Er kam mit 29 ägyptischen Bischöfen, einem Anhang von Mönchen, vielem Gold, einer Fülle kostbarer Geschenke für die Umgebung des Kaisers und stieg vor der Stadt in einem Palast der bereits aufgestachelten Eudoxia ab – sie starb im nächsten Jahr an einer Fehlgeburt. Dann zog er in wochenlangen Bemühungen, ein öffentlicher Skandal, den größeren Teil des Klerus von Konstantinopel samt einigen Bischöfen auf seine Seite. Da der Kaiser Johannes Chrysostomos vergeblich den Prozeß gegen Theophil befahl, eröffnete dieser seinerseits im September in Chalkedon (dem heutigen Kadiköy), am asiatischen Ufer des Bosporus, gegenüber der Hauptstadt, ein Konzil im Eichenpalast (ad Quercum), erst kürzlich von dem gestürzten Praefectus praetorio Rufinus (S. 14 f) erbaut, seit dessen Ermordung jedoch kaiserliches Eigentum. Die Anklageschrift nannte 29 Vergehen des hl. Kirchenlehrers (unter anderem, er habe Kleriker blutig geschlagen oder schlagen lassen und eine Menge Edelsteine et cetera aus dem Kirchenschatz verkauft. Diese Verfehlungen ergänzte ein Synodale, der Abt Isaak, durch 17 weitere (unter anderem, der Patriarch habe den Mönch Johannes peitschen, fesseln lassen und fremde Depositen geraubt). 21
    Der Beklagte selbst war nicht erschienen, sandte aber drei Bischöfe. Man prügelte sie blutig und hängte dem einen eine Kette um den Hals, eigentlich für Johannes bestimmt, um ihn, wäre er gekommen, gleich per Transportschiff zu verfrachten. Tatsächlich wurde er, von den »Vätern« nach vielen Sitzungen abgesetzt, im Dunkel der Nacht auf ein Schiff verschleppt, doch einen Tag später bereits rehabilitiert. Eudoxia erschien eine Fehlgeburt als göttliches Strafgericht. Im Triumph holte man den Gedemütigten zurück. Es soll zu Krawallen zwischen Konstantinopolitanern und Alexandrinern gekommen sein, zu Blutvergießen, das Volk nach Theophilus gesucht haben, um ihn ins Meer zu werfen. Fluchtartig verschwand er samt seinen Suffraganen nach Ägypten, begleitet auch von Abt Isaak, der die Rückkehr seines Gegners offenbar fürchtete. Der übrige Theophilus-Klüngel in der Hauptstadt agitierte jedoch gegen Johannes fort, und Theophilus selbst schleuderte ein wildes Pamphlet wider ihn. Ein Mordanschlag freilich mißlang: der Diener des Geistlichen Elpidius, bestochen angeblich durch 50 Goldstücke, erdolchte im Patriarchenpalais vier Menschen, ehe man ihn dingfest machte, seine Auftraggeber aber nicht belangte. Vielmehr setzte man Militär gegen Johannes ein. Der Kaiser weigerte sich, die Kommunion von ihm zu empfangen. Es gab weiter Raub, Mord, Totschlag. Dann exilierte ihn der ihm eher geneigte, doch von Eudoxia abhängige und von gegnerischen Geistlichen gewonnene Regent für immer.

Schenute von Atripe (ca. 348–466!) als Klostervorsteher

    Schenute (saïdisch = Sohn Gottes) war Begleiter Kyrills beim Konzil von Ephesus, wo er »eine hervorragende Rolle spielte« (Lexikon für Theologie und Kirche). Zuvor aber hütete er als Junge in Oberägypten das Vieh – häufig der Beginn einer großen christlichen Karriere. Er kam früh in das Weiße Kloster seines
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