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Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Titel: Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Autoren: Brandon Sanderson
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inne. In der Ferne schimmerte etwas durch den Nebel. Es waren die Lagerfeuer der Armee seines Vaters.
    Erschöpft stellte er das Weinglas ab. Alkohol würde ihm gewiss nicht helfen. Ich kann es mir nicht leisten einzuschlafen, bis ich mit meiner Arbeit fertig bin, dachte er und zwang sich, zu seinem Stuhl zurückzukehren. Bald würde der Rat zusammenkommen, und er musste seinen Vertragsentwurf noch heute Abend fertigstellen.
    Elant nahm das Schriftstück zur Hand und überflog dessen Inhalt. Sogar auf ihn selbst wirkte seine Handschrift verkrampft,
und die Seite war übersät mit durchgestrichenen Zeilen und Randbemerkungen – Widerspiegelungen seiner Enttäuschungen. Schon seit Wochen wussten sie um das Vorrücken der Armee, doch der Rat stritt immer noch darum, was man dagegen unternehmen sollte.
    Einige der Mitglieder wollten einen Friedensvertrag anbieten, andere glaubten, man solle dem Feind einfach die Stadt übergeben. Wieder andere waren der Meinung, es sei das Beste, unverzüglich anzugreifen. Elant befürchtete, dass die Fraktion, die eine Übergabe befürwortete, beständig an Stärke gewann; daher war sein Friedensvorschlag so wichtig. Dieser Schachzug würde ihm Zeit verschaffen, wenn er vom Rat unterstützt werden sollte. Als König hatte er bereits das Vorrecht, mit einem fremden Diktator Waffenstillstandsverhandlungen zu führen. Sein Vorschlag würde es dem Rat verbieten, etwas Unüberlegtes zu tun, bis Elant wenigstens mit seinem Vater gesprochen hatte.
    Er seufzte noch einmal und legte das Blatt wieder auf den Schreibtisch. Der Rat bestand nur aus vierundzwanzig Männern, doch sie zu einer gemeinsamen Stellungsnahme zu bewegen, war beinahe eine größere Herausforderung als die Lösung all jener Schwierigkeiten, über die sie debattierten. Elant drehte sich um und sah an der einzelnen Lampe auf seinem Schreibtisch vorbei durch die offenen Balkontüren und auf die Lagerfeuer. Über sich hörte er Schritte auf dem Dach. Das war Vin, die ihre nächtlichen Runden machte.
    Elant lächelte zärtlich, doch nicht einmal der Gedanke an Vin konnte seine gute Laune wiederherstellen. Diese Gruppe von Mördern, gegen die sie heute Nacht gekämpft hat – kann ich den Zwischenfall irgendwie für meine Zwecke verwenden? Wenn er diesen Angriff öffentlich machte, würde der Rat vielleicht daran erinnert werden, welche Verachtung Straff Wager für das menschliche Leben empfand. Daher durfte ihm die Stadt keinesfalls einfach überlassen werden. Aber … vielleicht würden sie dann befürchten, dass er auch ihnen Mörder auf den Hals schickte, und sie würden umso schneller aufgeben.

    Manchmal fragte sich Elant, ob der Oberste Herrscher nicht doch Recht gehabt hatte. Natürlich nicht, was die Unterdrückung des Volkes anging, aber doch darin, dass er alle Macht für sich selbst behalten hatte. Das Letzte Reich war höchst stabil gewesen. Es hatte tausend Jahre gewährt, Rebellionen überstanden und die Welt fest im Griff gehabt.
    Aber der Oberste Herrscher war beinahe unsterblich, dachte Elant. Das ist ein Vorteil, den ich nie haben werde.
    Die Einberufung eines Rates war der bessere Weg. Indem Elant dem Volk ein Parlament mit wirklicher Gesetzgebungsbefugnis geschenkt hatte, hatte er für die Stabilität seiner Regierung gesorgt. Das Volk hatte einen König – einen Mann, der für Kontinuität sorgte und ein Symbol der Einheit war. Doch es gab auch den Rat, der sich aus dem Adel zusammensetzte und die Belange des Volkes zu berücksichtigen hatte.
    In der Theorie klang das alles wundervoll. Vorausgesetzt, dieses System überlebte die nächsten Monate.
    Elant rieb sich die Augen, tauchte die Feder in die Tinte und schrieb neue Zeilen auf den unteren Rand des Dokuments.

    Der Oberste Herrscher war tot.
    Selbst ein Jahr später empfand Vin es noch immer als schwierig, das zu begreifen. Der Oberste Herrscher war … alles gewesen: König und Gott, Gesetzgeber und höchster Richter. Er war ewig und absolut gewesen, doch nun war er tot.
    Und Vin hatte ihn getötet.
    Natürlich war die Wahrheit nicht so beeindruckend wie die Geschichten darüber. Es war nicht heroische Stärke oder mystische Kraft gewesen, die Vin geholfen hatte, den Herrscher zu besiegen. Sie hatte lediglich den Kniff herausgefunden, mit dem er sich unsterblich gemacht hatte, und zum Glück hatte sie sich – beinahe durch Zufall – seine Schwäche zunutze machen können. Sie war weder tapfer noch gerissen. Sie hatte bloß Glück gehabt.

    Vin seufzte.
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