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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug
Autoren: Marc Ritter
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der Suite und mixte zwei Drinks. »Sex on the beach?«, rief sie ihm zu. »Später. Zuerst in der Badewanne. Und dann von mir aus einmal diese ganze Insel herum.«
    Als er an der Bar fertig war, ging er zum Kopfende des Beckens, stellte das Tablett mit den beiden Gläsern am Rand ab, kniete sich über sie und küsste sie von oben auf den Mund. Sie packte ihn unter den Achseln und zog ihn in das Wasser mit den betörenden Ölen. Sie fielen übereinander her, ohne dass sie von den beiden Gläsern auch nur genippt hatten.
    Eine halbe Stunde später war die Hälfte des Wassers rings um das mit weißem Tuffstein ausgekleidete Becken verteilt. Sie konnte sich nicht erinnern, in wie vielen Stellungen er sie in der Wanne und auf deren Rand geliebt hatte. Sie lagen erschöpft auf dem Rücken am Boden des Minipools und ließen neues Wasser ein. Dann erfrischten sie sich mit den Drinks.
    »Skol, Barbara.«
    »Skol, Craig.«
    Sie stießen an und leerten die Gläser durch die Strohhalme mit gierigen langen Zügen. Danach beobachteten sie den dunklen Nachthimmel, dessen Sterne direkt über ihnen hingen. Vom Strand wehte eine leichte Brise herauf und versetzte die Palmen vor und hinter der Villa in leises Rauschen. Die Tiere der Insel boten alle Stimmen ihres Abendkonzertes dar.
    »Barbara … Dass ich einmal so heißen würde …«, flüsterte sie ihm ins Ohr und kicherte.
    »Du hast ja noch Glück. Barbara ist vielleicht ein bisschen altmodisch. Aber Craig? Wie dieser James-Bond-Darsteller mit Nachnamen. Lächerlich.«
    »Wieso? Der Beruf passt, und auch seine unbegrenzten Möglichkeiten.« Mit diesen Worten umfasste sie unter Wasser sein Geschlechtsteil.
    »Ach,
die
Möglichkeiten meinst du. Dann bin ich beruhigt. Ich dachte, du liebst mich nur wegen der Karte.«
    »Ganz ehrlich: Die macht dich noch attraktiver. Aber da wir sie beide gemeinsam gefunden haben, werde ich durch sie auch attraktiver. Sie gehört mir zur Hälfte. Vergiss das bitte nie.«
    Er schaute ihr tief in die Augen. Gott sei Dank hatte sie endlich die angeklebten Kautschukfalten abgelegt. Er hatte das bereits auf dem Flughafen auf Mahé getan. Sofort nach der Landung war er in die Toilette gegangen und hatte sich das Zeug aus dem Gesicht gerissen.
    Zuerst hatte er es spannend gefunden, dass sie als Paar auftraten, wie sie es in dreißig Jahren vielleicht sein würden. Sein mussten. Sie würden zusammenbleiben. Bis der Tode sie schied. Doch bis dahin war noch viel Zeit. Sie würden sich ihre Falten noch verdienen dürfen.
    »Wie könnte ich das jemals vergessen?«, sagte er.
    Auch sie war froh, dass er seine Maskerade in der Abgeschiedenheit des Resorts nicht tragen musste. Endlich konnte sie seine unvergleichlichen Bernsteinaugen wiedersehen. Er hatte die dunklen Kontaktlinsen herausgenommen. Bei elf Villen auf der ganzen Insel und Leuten, die wie sie ihre Ruhe haben wollten, würde sich niemand an den Mann mit den außergewöhnlichen Augen erinnern.
    Auch sie wollte alt mit ihm werden. Doch ihr Job hatte sie gelehrt, dass jede Beziehung auf einem Deal basierte. Sie blickte ihn mit ernster Miene an. »Weißt du, Schatz, bei so was wird man leicht vergesslich. Aber du erinnerst dich sicher immer daran: Ohne mich wäre die Skitourengeherin in der Lawine erstickt. Sie hätte die Höhle nicht für uns gefunden. Wir wären niemals dorthin gekommen. Die Karte hätten jetzt die beiden alten Ex-Kollegen, Barbara und Craig eins, wenn ich die so nennen darf. Oder wer immer das war.«
    »Wir werden es nie erfahren. Niemand wird es je erfahren. Das ist das Schöne an doppelverdeckten Aktionen: Es gibt keine Unterlagen, die je an die Öffentlichkeit gelangen.«
    »Was für ein irres Glück, Craig.«
    »Okay. Aber das Glück des Tüchtigen. Wie oft hätten wir in unserem Job draufgehen können? Erinnere dich bitte nur mal an Honduras und die ganze Scheiße dort. Von Somalia rede ich jetzt gar nicht.« Der Mann, der sich den Rest seines Lebens Craig Hargraves nennen würde, nuckelte die letzten Schlucke des Cocktails aus dem Glas.
    »Stimmt auch wieder. Aber dennoch, vergiss auch nie, ohne mich wärst du erst gar nicht an die Karte gekommen. Und an die Papiere der beiden auch nicht. Du hättest nämlich nie durch das kleine Felsenfenster gepasst.« Sie wurde wieder heiter. »Du mit deinen starken breiten Schultern, mein Hengst!« Sie kicherte.
    »Ha. Und wie ich dich kenne, willst du auch diesen Punkt auf deinem Kreditkartenkonto verbucht haben!« Craig lachte. »Okay, du
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