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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit
Autoren: Andre Norton
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schreiben? Blake war noch immer mit dem Problem beschäftigt, das der andere ihm am Morgen dargelegt hatte.
    Ein Mensch, in seiner Welt und Zeit geboren und imstande, eine andere Welt aufzusuchen, in der er mit seinen besonderen Fähigkeiten die von ihm ersehnte Macht erringen konnte! Er entdeckte, daß er selbst daran war, sich Phantastereien hinzugeben, die dieses Thema zur Grundlage hatten.
    Wer waren seine Gefährten – besser gesagt, was waren sie? Als Blake einige Stunden darauf zu Bett ging, war er noch immer mit diesem Problem beschäftigt.
    Er erwachte im Dunkeln. Vom anderen Bett kein Laut. Blake warf die Decke zurück und machte sich ans Nachforschen. Das zweite Bett war zerwühlt, aber leer. Er ging an die Tür und öffnete sie einen Spaltbreit.
    Der sich auf Saxton stützende Kittson wurde eben den Wohnungskorridor entlanggeschleppt. Auf Kittsons Hemd war ein dunkler Fleck, und beim Gehen stolperten seine Füße. Gleich darauf traten beide durch die sich am äußersten Ende des Ganges befindliche Tür, die sich sofort hinter ihnen schloß. Auf dem Läufer war ein feuchtglänzender Fleck, so groß wie eine Münze, zurückgeblieben. Blake bückte sich und berührte die Stelle. Seine Finger wurden naß und rot. Blut!
    Er wartete noch immer auf die Rückkehr Saxtons, als der Schlaf ihn übermannte. Als er wieder aufstand, brannte Licht und das zweite Bett war gemacht. Blake zog sich eilig an. Kittson war also verwundet – warum aber die Geheimnistuerei?
    Als Blake auf den Korridor hinausging, hielt er Ausschau nach dem Fleck. Weg! Das hatte er geahnt. Er fuhr mit den Fingern über die Stelle und spürte Feuchtigkeit. Jemand hatte die Stelle sehr gründlich gereinigt, und das erst vor kurzem. Jetzt sah er auf die Uhr. Halb neun. Dienstag morgen. Und er hatte etliche Fragen auf dem Herzen.
    Jason Saxton war allein im Wohnzimmer, vor ihm auf dem Kaffeetisch ein Bücherstapel. Auf dem Knie lag ein Notizblock. Als er aufsah, fiel sein Lächeln so offen aus, daß Blake seine Ungeduld zügelte.
    »Hoffentlich habe ich Sie heute morgen nicht gestört, Walker. Wir leiden an Personalmangel, und ich habe Bürodienst. Sie werden sich heute daher mehr oder weniger selbst überlassen bleiben.«
    Blake murmelte eine Zustimmung und ging in den Speiseraum. Erskine war schon da. Das glatte Gesicht wirkte angespannt und müde, unter den Augen lagen dunkle Ringe. Er brummte etwas, das nach Begrüßung klang, und wies mit der Hand auf das Paneel. Blake zog ein Tablett hervor und setzte sich zum Essen hin. Er überließ es dem anderen, ein Gespräch anzufangen. Erskine aber gehörte offensichtlich nicht zu jenen, die sich morgens am wachsten fühlen. Nachdem Erskine seine Tasse geleert hatte, stand er auf.
    »Viel Spaß!« wünschte er Blake ironisch.
    »Na klar«, antwortete Blake. Er hatte das Gefühl, Erskine habe ihm vor Verlassen des Raumes einen Blick voller Mißtrauen zugeworfen.
    Blake ließ sich mit dem Essen Zeit, da er die Räume für seine Zwecke allein haben wollte. Er vergewisserte sich, daß sich die Bürotür hinter den beiden geschlossen hatte, ehe er an die geplante Aktion schritt.
    In der Mitte des Wohnraumes blieb er stehen und lauschte. Dann ging er durch den Raum und legte das Ohr an die äußere Tür. Er konnte ganz schwaches Stimmengewirr hören, gefolgt vom Öffnen und Schließen der Aktenschränke. Ein Rumpeln – sicher der Lift. Vorsichtig versuchte er die Tür zu öffnen und war nicht im mindesten erstaunt, sie verschlossen zu finden.
    Blake ging zurück in den Gang, auf den die Schlafräume mündeten, und kniete nieder. Auf dem Teppich waren mehr als nur die eine feuchte Stelle, und alle führten zu der Tür, durch die man Kittson vergangene Nacht hinausgeschafft hatte. Auch diese Tür war versperrt. Er horchte an der Tür. Nichts zu hören. Doch das angrenzende Zimmer stand seiner Untersuchung offen. Es glich jenem, das er mit Saxton teilte. Die zwei Betten waren gemacht. Keine Spur von Gepäck. Die Schubladen enthielten Hemden und Unterwäsche, Socken und Schlipse.
    Im Schrank hing eine ungewöhnliche Vielzahl von Anzügen. Die Auswahl reichte von gutgeschnittenen Tweedsachen über ultrakonservative Geschäftsanzüge zu Jeans und zu Pseudo-Uniformen, wie sie etwa von Angestellten des Botendienstes oder dergleichen Dienstleistungsbetrieben getragen wurden. Allem Anschein nach waren die Bewohner mit ihrer Garderobe für alle möglichen Gelegenheiten ausgerüstet. Nun ja, das war bei FBI-Leuten
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