Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
er: »Dann lass ich eben eine los. Das können Sie gar nicht übersehen. Natürlich müssen Sie dann nachher erklären, warum ich das ge tan habe, oder ich spiele nie wieder die Becken in dieser Band.«
    »Eine loslassen?« Brazil verstand gar nichts mehr.
    »Na, die Schlaufe loslassen. Haben Sie schon mal ein fünfundvierzig Zentimeter Durchmesser großes Becken die Straße entlangrollen sehen?«
    »Nein«, musste Brazil zugeben.
    »Also, wenn Sie eins sehen«, sagte Weed, »dann wissen Sie, dass es Scherereien gibt.«
    Lelia Erhart hatte schon Scherereien. Minutiös begutachtete sie das rote Cadillac Cabriolet der Blue-Ribbon-Verbrechens-Kommission, an dem lange blaue Bänder angebracht waren, die, wenn der Wagen endlich auf der Paradestrecke rollte, wunderschön dahinfliegen und flattern würden. Mit Schrecken stellte sie fest, dass keine einzige Azaleenblüte an dem Wagen war. Nicht eine einzige.
    »Wir müssen Bezug nehmen zu Thema und Botschaft von Parade«, sagte sie zu Kommissionsmitglied Ed Blackstone.
    »Ich dachte, die blauen Bänder würden schon dafür sorgen«, antwortete Blackstone, der bereits zweiundachtzig Jahre alt war und den Beweis dafür lieferte, dass Alter keine Rolle spielte. »Ich dachte, man nennt sie Azalea Parade wegen der Azaleen, die überall blühen, und dass niemand erwartet, dass wir den Wagen damit füllen, besonders weil wir ohnehin nicht viel Platz haben.«
    Erhart ließ sich nicht überzeugen und ordnete an, dass der gesamte weißlederne Beifahrersitz und der größte Teil der Rückbank mit weißen und rosaroten Azaleenbüschen geschmückt werden sollte. Dadurch allerdings würde die Zahl der lächelnden und winkenden Kommissionsmitglieder von drei auf eins reduziert.
    »Ich denke, ich muss fahren alleine mit mir selbst«, sagte Erhart.
    »Nun, dann werde ich Ihnen was sagen, Lelia«, meinte Blackstone, stützte sich auf seinen Spazierstock und sah angestrengt durch seine dicke Brille, die er seit seiner Operation am Grauen Star trug. »Sie werden 'ne Menge Ärger mit Bienen bekommen. So viele Blüten. Da werden die Bienen nicht ausbleiben, das verspreche ich Ihnen. Und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht davor gewarnt, die Bänder so lang zu machen. Sechs Meter...« Blackstone war völlig überzeugt. »Wenn jemand ihrem Heck zu nahe kommt, und dann da all diese endlosen blauen Bänder flattern, kann das nicht gut gehen.«
    »Wo ist Jed?« Erhart legte ihre Stirn in Falten.
    »Da drüben.« Blackstone deutete zu einem Baum. Erhart suchte in der Menge und machte Jed aus, der bei einem historischen Feuerwehrwagen stand. Er sprach mit Muskrat, der ihr ein- oder zweimal bereits das Auto repariert hatte. Sie wollte nicht daran erinnert werden, dass Gouverneur Feuer darauf verzichtet hatte, an der Parade teilzunehmen, selbst nachdem Erhart ihm angeboten hatte, mit ihm mitzufahren. Zumindest hatte er Jed befohlen, den Wagen der Kommission zu chauffieren, der ihnen von einem der Patienten von Bull Erhart zur Verfügung gestellt worden war. »Erzählen Sie zu ihm, es ist Zeit jetzt zu kommen«, befahl sie Blackstone. Blackstone bat mit einem Wink Richtung Baum um Beeilung.
    Weder Brazil noch West liebten Menschenansammlungen, doch Hammer hatte sich geweigert, das Bad in der Menge alleine zu nehmen, zumal sie Umzüge und Großveranstaltungen noch mehr verabscheute, als West und Brazil es taten.
    »Ich verstehe nicht, wie Sie das tun können«, beschwerte sich West vom Rücksitz des dunkelblauen Sebring. »Da wartet dieser Psychopath da draußen und will sich mit einer wirklich schrecklichen Tat unsterblich machen, und Sie?« West kam nach vorne, setzte sich auf den Fahrersitz und begann sich die Spiegel einzustellen. »Sie haben es sich in den Kopf gesetzt, in einem offenen Cabrio durch die Gegend zu fahren.«
    »Mir gefällt das auch nicht«, sagte Brazil, kletterte nach hinten und setzte sich neben Hammer. »Bist du sicher, dass du nicht besser mich fahren lässt?«, fragte er West.
    »Vergiss es«, antwortete sie.
    Brazil nahm seinen Block aus der Tasche. »Wir müssen den Mustang-Club finden«, sagte er, »weil wir vor ihnen herfahren. Und« - er fuhr mit dem Finger über die Liste - »direkt hinter Miss Richmond.«
    »Igitt«, sagte West.
    An der Ecke Westover Hills und Basset, gegenüber der Brentwood South, stand Pigeon und direkt neben ihm ein sehr dicker Mann.
    Der Dicke schien etwas vorzuhaben und suchte die Menschenmenge heimlich mit einem Leica-Fernglas ab. Pigeon fischte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher