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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens
Autoren: Patricia Cornwell
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High in Gold und Grün schloss sich hinten an. Prächtige, leuchtende Uniformen in allen Farben und Formen erstreckten sich über eine gute Meile, schätzte Weed. Der Festzug setzte sich in Bewegung. Die Band, die die Parade anführte, schmetterte »God Bless America«, was jedoch ziemlich vom Original abwich, auch die Trompeten waren daneben. Weed stand hoch erhobenen Hauptes da. Er wippte auf den Zehenspitzen, um sich zu lockern.
    »Linker Fuß raus, Spitze dehnen, Spitze dehnen und ordentlich strecken«, rezitierte er. Jameson sah ihn verächtlich an.
    »Linke Ferse sechs Zentimeter hoch, Ballen und Zehen bleiben auf dem Boden.« Weed übte mit einer schnellen, akkuraten Bewegung flaches Auf-der-Stelle-Marschieren, den low mark time. »Am Ende eines jeden Takts Knöchel rauf zum Knie, die Zehen das Bein entlang abwärts gestreckt, Fuß flach.« Er führte einen perfekten high mark aus. »Auf dem Schlag den linken Fuß auf den Boden, dann mark time, einfaches Im-Takt-Marschieren.«
    »Mann, hör auf, du nervst«, sagte Jameson.
    »Nein«, antwortete Weed.
    Kürzlich noch konnte Jameson ihn einschüchtern. Doch nachdem Weed verhaftet und eingesperrt worden war, nachdem er seine Verteidigerin gefeuert und mit der Richterin einen Deal ausgehandelt hatte, kannte Weed keine Angst mehr. Vor niemandem.
    »Drei, vier, stopp. Nach links, nach rechts, Fuß über Kreuz, mark time hut und eins, zwei, drei, vier, Gewicht auf Zehen.« Sein Krebsschritt war tadellos.
    »Ich hab dir doch verdammt nochmal gesagt, du sollst damit aufhören«, zischte Jameson.
    »Versuch's doch.«
    »Ich schlag dir den Arsch voll.«
    »Hoffentlich schlägst du den besser als deine Trommel«, sagte Weed.
    »ACHTUNG!«, brüllte der Dirigent von ganz vorne.
    Weed nahm Haltung an. Einen Nachteil hatten seine Becken: Sie waren wirklich schwer.
    »BAND, Achtung, stillgestanden!«
    Angespannt blickte er nach vorne auf den Fahnenträger. Wenn die Holzblasinstrumente vorwärts marschierten, dann war er als Nächstes dran.
    Smoke hatten den schwarzen Stanley-Werkzeuggürtel aus Nylon nicht zufällig gestohlen, als er in Bubbas Werkstatt eingebrochen war. Die extra tiefen Taschen waren perfekt, das war ihm damals gleich klar gewesen, denn er plante ja schon eine ganze Weile.
    Er trug eine ausgetragene, schmutzige Jeans, ein dreckiges T-Shirt und völlig runtergetretene Red-Wing-Stiefel. Die farbbekleckste Baseballkappe hatte er sich tief über die Augen gezogen. Er trug eine Oakley-Sonnenbrille und hatte sich seit Tagen nicht rasiert. Niemand achtete auf ihn, als er durch die Vorgärten ging, um die Parade zu sehen wie jeder andere auch. Smoke hatte, als die Bands Aufstellung nahmen, von seinem Posten auf dem Parkplatz der George Wythe High School alles gründlich in Augenschein genommen. Er wusste, wo jeder Einzelne stand. Er hatte Weed gesehen. Smoke war unmittelbar an der Polizeichefin und den beiden Cops, die in der Aula der Godwin gesprochen hatten, vorbeigegangen. Es machte ihm einen Höllenspaß. Smokes Nerven summten. Seine Adern pumpten Adrenalin, und er war fast manisch. Verborgen in den Packtaschen um seine Hüften steckte die gestohlene Beretta mit vier Zehn-Schuss-Magazinen und zwei Fünfzehn-SchussMagazinen in Reserve, sowie seine Glock mit drei mal siebzehn Schuss. Alles in allem hatte er hunderteinundzwanzig Winchester-115-Grain-Silvertip-High-Power-Patronen.
    Er beobachtete, wie alte Jaguars und Chryslers vorbeirollten, dann entdeckte er den Corvette Club. Die Leute winkten und applaudierten, das Wetter war phantastisch und jeder bester Stimmung. Er machte ein Stück Rasen aus, das ein wenig anstieg und etwas höher über der Straße lag als andere. Dort hielt ein Kerl mit seiner grauen Maus ein Picknick ab. Sie hatten ein rotkariertes Tischtuch auf dem Boden ausgebreitet. Smoke hatte den perfekten Platz gefunden. Er ging auf das Pärchen zu, verschränkte seine Arme und sah hinunter, als die Veteranen der Kriege in Übersee und das Rote Kreuz vorbeimarschierten.
    Bubba erkannte den Stanley-Werkzeuggürtel sofort wieder. Irgend so ein Bauarbeitertyp hatte ihn um. Der große schwarze Gürtel mit den tiefen Taschen war genau der Gleiche, der aus Bubbas Werkstatt verschwunden war. Bubba stellte die Schärfe seines Glases noch genauer ein und schwenkte auf das Gesicht des Burschen.
    Er sah wie fünfzehn oder sechzehn aus, ein wenig kümmerlich und blass. Die Taschen beulten sich und wirkten schwer. Den gepolsterten gelben Riemen hatte er so eng
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