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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)
Autoren: Martin Bleif
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den Krebs weiter ausgearbeitet. Seiner Ansicht nach entsteht Krebs durch die Unausgeglichenheit der Körpersäfte, der Dysbalance aufgrund eines Überschusses an schwarzer Galle (melancholia) . Seine einprägsame Vorstellungen über die Ursachen des Krebses verfehlten ihre Wirkung nicht, dominierten fortan die Medizin und die medizinischen Lehrbücher über 1500 Jahre lang. Nur in einer Hinsicht waren sie unzulänglich: Sie waren falsch!

Die zähe Geburt der Medizin als Wissenschaft
    Die Gründe für das hartnäckige, jahrhundertelange Festhalten an einem Irrtum sind merkwürdig, weil sie so offensichtlich sind. Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein war die Medizin nahezu ›blind‹ und ›taub‹, weil sie durch und durch autoritätsgläubig war.
    Die Autorität der Klassiker
wurde für wichtiger erachtet und höher geschätzt als Erfahrung, Beobachtung und Experiment. Daher hatte die damalige Medizin kein wissenschaftliches Instrumentarium entwickelt, womit medizinische Theorien hätten ausgearbeitet und überprüft werden können.
    Die Idee, dass Tatsachenwahrheiten über die Natur durch Beobachtung und Experiment zu suchen sind und auch gefunden werden können, ferner, dass sich eine Wissenschaft nicht in erster Linie auf die Meinung von Autoritäten oder auf kanonische Werke verlassen darf, leitete eine fundamentale Umwälzung des abendländischen Denkens an der Schwelle zur Neuzeit ein. Diese Revolution der Wissensaneignung setzte sich im 16. Jahrhundert durch, überwand das späte Mittelalter in wissenschaftlicher Hinsicht endgültig und mündete später am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts in die modernen Wissenschaften. Die Geburtshelfer dieser modernen Auffassung von Wissenschaft als einer rationalen Methode, Erkenntnisse zu gewinnen, waren Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler, Galileo Galilei, René Descartes, Leonardoda Vinci, Francis Bacon, Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz. Die Grundlagen wurden im späten 16. und im 17. Jahrhundert gelegt.
    Im Kielwasser von Astronomie und von Physik – den Flaggschiffen der wissenschaftlichen Revolution – dümpelten Biologie und Medizin, die Lebenswissenschaften. In der Medizin ereignete sich die wissenschaftliche Revolution erst im 19. Jahrhundert, danach setzte dann die Evolution des medizinischen Wissens ein. Damals erwuchs aus einem Gestrüpp unendlich vieler, vereinzelter medizinischer Fakten der gewaltige Baum der modernen Medizin: Diesem Baum verdanken wir heute unsere Kenntnisse über unseren Körper und seine Krankheiten.
    Das erste Instrument wissenschaftlicher Beobachtung
war das menschliche Auge. Der ärztliche Blick war schon seit der Antike beides, ein Instrument der Diagnostik wie der Forschung. Bis weit in die Renaissance hinein, über eine Zeitspanne über 2000 Jahren, drang er allerdings kaum unter die Oberfläche des Körpers. Aus vorwiegend religiösen Motiven war die Obduktion von Toten über Jahrhunderte hinweg offiziell verboten, aber auch gesellschaftlich tabuisiert; es war also nicht möglich, gesicherte Kenntnisse über das Körperinnere zu erlangen. Unter der Haut lagen weitgehend unbekannte Kontinente.
    Erst Andreas Vesalius veröffentlichte 1543 seinen sehr zuverlässigen Atlas der menschlichen Anatomie De humani corporis fabrica und verscheuchte über Nacht jahrhundertealte Mythen über das Innere des menschlichen Körpers. Dieser berühmte Atlas folgte einem damals völlig neuen Prinzip, das uns heute vollkommen selbstverständlich ist: Alle anatomischen Behauptungen mussten durch Sektion und Beobachtung überprüft werden.
    Mit der Entwicklung des Mikroskops
war es seit dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert möglich, die Welt zu beobachten, die für das bloße menschliche Auge nicht mehr zu erfassen war. Nachdem man schon jahrhundertelang für die Schifffahrt und die Astronomie den Sternenhimmel, den Makrokosmos, beobachten gelernt und durch das Teleskop unendlich verfeinert hatte, öffnete sich mit einem Mal eine weitere, zweite Beobachtungsdimension: der Mikrokosmos , die Welt der Zellen und Gewebe.
    Dieser scheinbar einfachen technischen Entwicklung verdankt die Medizin unendlich viel, unter anderem zwei zentrale Erkenntnisse: Zum einen ermöglichte das Mikroskop die Entdeckung von Bakterien, wodurch viele verheerende Geißeln der Menschheit aufgespürt, erklärt und überwunden werden konnten – Pest, Cholera, Tuberkulose oder Syphilis, denen ganze Generationenzum Opfer fielen. Die zweite, noch
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