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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)
Autoren: Martin Bleif
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werde ich Sie verwirren.
    Warum? Weil sich die Geschichte des Krebses und seiner Erforschung wie ein Krimi liest, und hier wie bei Agatha Christie kann man die Lösung des Rätsels – soweit wir heute von einer Lösung in Bezug auf Krebs sprechen können – erst nach und nach in den weiteren Kapiteln präsentieren. Haben Sie zunächst noch ein wenig Geduld. Sie lernen in diesem Kapitel das ganze Panoptikum der Verdächtigen kennen. Wir werden vielen Spuren folgen; etliche scheinen das Rätsel zu lösen. Sie werden aber feststellen, dass viele Täter infrage kommen und gegen jeden Verdächtigen bezwingende Indizien ins Feld geführt werden können. Sie werden mit all den faszinierenden, aber widersprüchlichen Fakten konfrontiert, die Mediziner seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zusammengetragen haben. Und bald werden Sie zweifeln, ob es sich bei Krebs überhaupt um eine einheitliche Erkrankung handeln kann, die auf ein einziges pathogenetisches Prinzip zurückzuführen ist.
    Die älteste uns bekannte Beschreibung
einer Krebserkrankung verfasste Imhotep, ein angesehener ägyptischer Arzt, um das Jahr 2650 v. Chr. 1 Es sollte noch über 2000 Jahre dauern, bis Hippokrates (ca. 460–377 v. Chr.), der berühmteste Arzt der Antike, dieser Krankheit ihren Namen gab. Er beschrieb ein Krankheitsbild, das besonders dadurch auffiel, dass im menschlichen Körper unaufhaltsam Knoten wuchsen oder sich Geschwulste (Tumoren) bildeten.Scheinbar aus dem Nichts, ohne erkennbare Ursache, entstanden Knoten, die sich nicht behandeln ließen und nach und nach das gesamte umliegende Gewebe zerstörten. Durchbrachen sie die Haut, bildeten sich abscheuliche Wunden, die nicht mehr heilten. Menschen mit derartigen Symptomen waren in der Regel zu Siechtum und Tod verdammt.
    Dieser Krankheit gab Hippokrates den Namen karkinos , im Griechischen das Wort für Krebs . Vermutlich war Hippokrates der Erste, der solche Geschwüre, die in ganz unterschiedlichen Organen und an den unterschiedlichsten Stellen des Körpers auftraten, mit einem einheitlichen Begriff bezeichnete. Außerdem beschrieb er bereits verschiedene Arten von Krebs: Tumoren in der Brust, im Nasen-Rachen-Raum und im Magen, auf der Haut wie im Gebärmutterhals oder im Enddarm. Diese Tumoren, ihre Herkunft und ihre Ursache, blieben allerdings eher ein Rätsel, das als umso unheimlicher empfunden wurde, je länger es nicht gelüftet werden konnte.
    Eine wirksame Behandlung schien es für diese Tumoren nicht zu geben. Chirurgisch konnten hin und wieder oberflächlich gelegene Tumoren mit dem Skalpell entfernt werden, und ganz selten führte dies zu einer Linderung oder sogar zu einer Heilung. Ansonsten aber galt für eine Krebserkrankung – und daran sollte sich in den über 2000 Jahren danach nichts ändern –, was Hippokrates in einem Aphorismus riet: »… es ist besser, die verborgen liegenden Tumoren nicht zu behandeln; denn werden sie behandelt, sterben die Patienten sehr bald, bleiben sie unbehandelt, so leben sie längere Zeit.«
    Etwa 500 Jahre nach Hippokrates führte Claudius Galenus, genannt Galen (129–216 n. Chr.), der zweite Übervater der antiken Medizin, den Begriff »Krebs« auf das Erscheinungsbild der Erkrankung zurück: Der Tumor throne wie ein Krebspanzer in der Mitte, und ein Geflecht von Blutgefäßen laufe auf ihn zu, das den Scheren und Beinen eines Krebses zum Verwechseln ähnlich sehe. Auch wenn seine Erklärung des sprechenden Namens spekulativ klingt – die Bezeichnung »Krebs« hat sich gehalten und trägt bis heute entscheidend zur Mystifizierung der Krankheit bei.
    Galen dürfte einer der ersten Mediziner
gewesen sein, der eine umfassende Theorie aufstellte, wie Krebs entsteht. Die antike Medizin war seit Hippokrates und seinen Schülern von der Vorstellung geprägt, Krankheit entstehe durch die Dysbalance normaler Körperfunktionen. Hippokrates hatte eine Art von Universaltheorie der Krankheit aufgestellt, die ebenso ambitioniert wie erfolgreich war. Er war damit vielleicht der Erste, der sich von magischenKrankheitsvorstellungen verabschiedete und den menschlichen Körper als Teil eines Systems betrachtete, in dem universelle Naturgesetze gelten. Nach Hippokrates’ Humoraltheorie entwickelt sich ein gesunder Körper aus der wohl ausgewogenen Balance der vier Körpersäfte Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Lymphe. Krankheiten entstehen durch eine Störung dieser wohlgeordneten, präformierten Balance. 2
    Diese Lehre hat Galen im Hinblick auf
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