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Kreative Bodenarbeit - Tillisch, K: Kreative Bodenarbeit

Kreative Bodenarbeit - Tillisch, K: Kreative Bodenarbeit

Titel: Kreative Bodenarbeit - Tillisch, K: Kreative Bodenarbeit
Autoren: Karin Tillisch
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die Motivation erhöht. Gerade ängstliche Reiter – zu denen ich mich bis heute auch noch zähle – finden durch die Bodenarbeit wieder Vertrauen zum Pferd. Mit beiden Beinen auf dem sicheren Boden und unter fachkundiger, verständnisvoller Anleitung können auf diese Weise Ängste gezielt abgebaut werden.
    Für Pferde bietet die Bodenarbeit auch einen nicht zu unterschätzenden Aspekt: Vom Boden aus ist alles logischer! Pferde sind ausgesprochen visuell orientiert, was sich schon in ihrer Kommunikation untereinander zeigt, die zu mehr als 90 Prozent aus reiner Körpersprache besteht.
    Sitzt der Mensch auf dem Pferd, kann es ihn nicht sehen, sondern nur spüren und hören. Gefordert sind also genau die beiden Sinne, die in der Sprache des Pferdes einen sehr kleinen Teil einnehmen. Daher dauert die Ausbildung unter dem Reiter auch um ein Vielfaches länger als die Ausbildung an der Hand.
    Ist der Ausbildung unter dem Sattel aber eine umfassende Basisarbeit am Boden vorausgegangen, hat das Pferd schon die Lektionen durch rein visuelle Signale lernen können. Wenn der Mensch es hierbei versteht, seine Körpersprache gezielt einzusetzen und sich dadurch dem Pferd verständlich zu machen, wird das Lernen immens schnell vonstattengehen. Den Übergang zur späteren Arbeit unter dem Sattel bildet dann die Stimme, die von Anfang an mit eingesetzt wird. So wird das Pferd auch später vom Sattel aus am Stimmkommando erkennen können, welche Lektion der Reiter nun mit den Hilfen durch Gewichtsverlagerung und Bein- und Zügelhilfen einleitet.

    … wird diese auch auf dem Pferderücken erleben können.
    Was, wann und wie lange?
    Jedes Zuviel kann Schaden anrichten. Wer zu viel reitet und seinem Pferd keinen Ausgleich zum anstrengenden Reitsport bietet, wird es ebenso kaputt machen wie jener, der „nur“ jeden Tag stundenlang mit ihm herumspielt. Ein durchschnittliches Pferd hat eine Konzentrationsspanne von 10 bis 20 Minuten. Nur extrem gut ausgebildete Pferde können sich 30 Minuten und länger am Stück konzentrieren.
    Wenn Shadow mal wieder Besuch von einem Fernsehteam erhält oder ein großes Fotoshooting ansteht, kann es auch sein, dass er bis zu fünf Stunden im Einsatz ist. Um dies schadlos zu überstehen, bedurfte es aber vieler Jahre konsequenter Vorbereitung. Und auch er kann höchstens 40 Minuten am Stück „arbeiten“, dann folgt eine mindestens 20-minütige Pause. Und nach einem solchen Konzentrationsmarathon hat er dann natürlich erst einmal eine ein- bis zweitägige Weidepause.
    Viele Menschen denken leider, dass Bodenarbeit für das Pferd ja nur ein großer Spaß ist und man daher nahezu unbegrenzt üben kann. Ich sah schon Anhänger gewisser Gurus mit ihren Pferden vier oder gar fünf Stunden am Stück die gleiche Lektion üben. Kein Lob, keine Pause. Erst als das Pferd die Lektion dann irgendwann gut machte, gab es eine kurze Pause, ehe dann mit der nächsten Lektion begonnen wurde. Auf diese Weise bekommen diese Leute ihre Pferde zwar irgendwann auch „showfit“, da ihre Pferde einfach nur alles schnell hinter sich haben wollen. Aber von Spiel, Spaß und Vertrauen kann man hier wohl nicht mehr reden. Wenn Sie mal wieder auf einer Messe oder Show sind, schauen Sie den Pferden in die Augen – dann werden Sie sehr schnell erkennen, welche Methoden und Gurus ich meine.
    Bodenarbeit ist für das Pferd manchmal körperlich und geistig ebenso anstrengend wie die Arbeit unter dem Reiter. Der einzige Unterschied ist, dass es nicht noch durch das Reitergewicht belastet wird, was für Rücken und Gelenke schonender ist. Gerade Besitzer junger Pferde, die noch nicht geritten werden können, übertreiben es mit der Bodenarbeit maßlos. Schuld daran sind sicherlich auch einige Trainer und Bücher, die heutzutage vorgaukeln, dass man schon mit Saugfohlen ein komplettes Ausbildungsprogramm an der Hand durchziehen sollte. Und wenn ich dann auf manchen Veranstaltungen sehe, wie Fohlen und Jungpferde sogar schon in Perfektion Zirkuslektionen ausführen müssen, da wird mir als Freund der zirzensischen Arbeit ganz schön schlecht.
    Mit Freizeitpferden kann bis zu zwei Drittel der gesamten Trainingszeit an der Hand gearbeitet werden, also an bis zu vier Tagen in der Woche. Für Turnierpferde empfehle ich die Arbeit vom Boden aus für ein Viertel bis ein Drittel der gesamten Trainingszeit, also zwei oder drei Tage pro Woche.

Ausrüstung
    In Badelatschen kann man keinen Marathon laufen – und mit zu großen oder kleinen
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