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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi
Autoren: emons Verlag
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alles in trockenen Tüchern ist. Ich habe einen Partner gefunden, der sich auch mit der zunächst kleineren Fläche zufriedengibt. Wir werden die Sache langsam wachsen lassen und erst nach und nach weitere Häuser aufkaufen, wenn sich denn die Gelegenheit dazu ergibt.«
    »Du meinst, wenn du uns aus unserem Zuhause herausgeekelt hast!«, rief einer im Saal.
    »Davon kann keine Rede sein.« Froböss hob beschwichtigend die Hand. »Niemand wird gezwungen, sein Haus zu verkaufen. Unsere Angebote stehen. Ihr müsst nur zuschlagen.« Er suchte den Rufer in der Menge und lächelte freundlich. »Natürlich solltet ihr schnell sein. Wenn ich die Sache morgen anstoße und die Verträge unterschrieben sind, wird es andere Angebote geben.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Heute ist der fünfte Juni. Bis morgen Mittag muss ich es wissen. Dafür habt ihr sicher Verständnis. Je länger man wartet, umso niedriger werden selbstverständlich die Preise, die wir zahlen können. So ein Gebäude wird ja auch älter und verliert an Wert.«
    »Da muss ich ihm ja ausnahmsweise sogar recht geben«, zischte Mila. »Für unsere Häuser wird außer ihm niemand mehr auch nur einen Pfifferling geben. Und die Nachfrage bestimmt den Preis. Dann müssen wir hier wohnen bleiben. Ob es uns gefällt oder nicht.«
    »Ab dem nächsten Monatsersten startet der Umbau. Ich entschuldige mich bereits im Vorfeld für eventuelle Unannehmlichkeiten.« Froböss lächelte ins Mikrofon, nickte und winkte kurz. Es herrschte eine Sekunde Stille, dann brach ein Tumult aus. Einige klatschten, die meisten jedoch pfiffen und buhten ihn aus. An unserem Tisch blieb es still. Ich starrte vor mich hin und wünschte mir, Marion wäre noch am Leben. Sie hätte sicher eine Idee gehabt, was zu tun wäre. Vielleicht hatte ja etwas in dem Buch gestanden? Zu spät. Marion konnte mir nicht mehr helfen. Und auch die anderen nicht mehr, Hilda, Katharina und ihre Nachfolgerinnen, deren Aufzeichnungen ich dank Jane nicht mehr lesen konnte.
    »Du musst deinen eigenen Weg finden, Katharina«, murmelte ich leise.
    »Was?« Mila hatte mich gehört.
    »Nichts, ich hab nur mit mir selbst …« Ich stockte. Meinen Weg. Mit meinen Mitteln. Niemand verlangte von mir, dass ich alles so machte, wie meine Vorgängerinnen es gemacht hatten. Es ging um das Prinzip. Meinen Freunden, den Leuten und dem Dorf zu helfen. Zum Wohle des Ganzen. Wie ich das machte, blieb mir überlassen.
    »Ich bin Journalistin«, sagte ich diesmal laut.
    »Ja.« Mila sah mich immer noch irritiert an. »Und?«
    »Das Wort ist meine Waffe.«
    »Ich bin beeindruckt.« Sie pfiff leise durch die Schneidezähne.
    »Ich kann seine Machenschaften aufdecken und ans Licht bringen. Die Presse hat schon so manchen ins Straucheln gebracht.«
    »Ich dachte, du arbeitest für ein Gartenmagazin.«
    »Jetzt lass sie, Mila.« Ellen legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Sie hat recht. Marion hätte das vielleicht anderes gelöst. Aber sie ist nicht mehr hier.«
    Mila nickte und grinste mich an. »Dann mal los, Frau Reporterin.«
    Ich stand auf, schob meinen Stuhl zurück und folgte Froböss hinter die Bühne, ohne so recht zu wissen, was ich eigentlich vorhatte.
    »Frau Rübchen.« Froböss bemerkte mich und blieb stehen. Er fasste in die Innentasche seines Jacketts und nahm ein Päckchen Zigaretten heraus. Sein Lächeln überstrahlte die Helligkeit des Feuerzeugs.
    »Hier drin dürfen Sie nicht rauchen.« Ich zeigte auf die Verbotsschilder, die unübersehbar an den Wänden prangten. Froböss zuckte mit den Schultern, inhalierte tief und stieß den Rauch in kleinen Ringen wieder aus.
    »Sind Sie mir gefolgt, um mir das zu sagen? Oder lauern Sie auf den Augenblick, da ich gegen irgendein Gesetz verstoße, damit Sie mich anzeigen können?« Er grinste und nahm noch einen Zug.
    »Wissen Sie eigentlich, was Sie mit Ihrem Projekt anrichten?«, fragte ich ihn freundlich, ohne auf sein Geplänkel einzugehen. Wenn er weiter qualmte wie eine Dampflok, würde früher oder später ein Feuermelder losgehen, und er stünde im Regen. Ich schaltete die Aufnahmefunktion meines Handys an. Auch wenn mir klar war, dass ich solche heimlichen Aufnahmen nicht zitieren durfte, konnten sie mir doch als Gedächtnisstütze dienen. Aber er hatte mich auf eine Idee gebracht. Vielleicht beging er wirklich einen Fehler. Niemand ist ohne schwache Stelle. Auch ein Froböss nicht. »Es ist doch auch Ihr Dorf, Ihre Heimat, die Sie zerstören, wenn Sie Ihre
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