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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition)
Autoren: Jack Kerley
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sprechen?«
    Sie folgte mir, und ich schloss die Tür.
    »Der blufft nur«, meinte sie. »Das macht dieser Schleimer nie und nimmer.«
    »Vielleicht doch, nur um Ihnen zu demonstrieren, wozu er fähig ist«, warnte ich sie. Im Lauf meines Lebens war ich vielen Typen wie Slezak begegnet.
    »Wenn ich das Institut jetzt auch noch gegenüber der Öffentlichkeit verteidigen muss, kostet mich das den letzten Nerv«, seufzte Wainwright, lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das wird die Mitarbeiter beunruhigen und die Forschung in Gefahr bringen. Der Mistkerl hat mich in der Hand.«
    »Slezak tut sein ganzes Leben nichts anderes, als die Schwächen von anderen auszunutzen, Doc.« Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. »Da man davon ausgehen sollte, dass sie Crayline auf jeden Fall hypnotisieren, wäre es vielleicht besser, wenn das hier und unter Ihrer Aufsicht stattfindet, oder?«
    Sie streckte die Hand aus und fuhr mit dem Finger vorsichtig über einen der roten, in die Wand eingelassenen Alarmknöpfe.
    »Wollen wir hoffen, dass es das wert ist«, seufzte sie.

Kapitel 3
    Wir gingen in den angrenzenden Raum mit dem Einwegspiegel, um von dort aus Craylines Hypnose zu beobachten. Die Lautsprecher in dem kleinen, dunklen Kabuff erlaubten es uns, das Gespräch mitzuhören. Der Lautsprecherschalter befand sich neben dem Spiegel. Die ganze Ausstattung erinnerte an ein Aufnahmestudio aus vergangenen Zeiten.
    Slezak, Wainwright und ich ließen uns auf Stühlen nieder und spähten in das andere Zimmer, in dem sich Dr. Needles und Bridges aufhielten. Der Raum war in sanften, neutralen Tönen gehalten, die offenbar beruhigend wirken und von den am Betonboden fixierten Stahlringen ablenken sollten. Das Mobiliar bestand aus zwei Stühlen, einem Tisch und einem Sofa, das vor der gegenüberliegenden Wand stand.
    »Ich bestehe darauf, dass bei der Hypnose ein Pfleger anwesend ist«, forderte Wainwright.
    »Mr. Bridges war früher Soldat«, erklärte Slezak. »Er ist durchaus in der Lage, einzuschreiten, falls die Situation es erfordert.«
    Als hätte er die Worte gehört, drückte Bridges den Rücken durch, schob das Kinn vor und mimte den harten Burschen. Wainwright warf mir einen fragenden Blick zu. Da Bridges als freier Mitarbeiter bei Dunham, Krull & Slezak arbeitete, die häufig Leibwächter, Zwangsvollstrecker und Kopfgeldjäger beschäftigten, musste er knallhart, fies und niederträchtig sein, wenn er auch in Zukunft auf der Gehaltsliste stehen wollte.
    »Das geht in Ordnung«, sagte ich.
    Wainwright griff nach dem Telefon auf dem Tisch neben ihr. »Ich werde jetzt veranlassen, dass Bobby Lee hereingebracht wird.«
    Eine Minute später schlurfte Crayline nonchalant und mit einem Grinsen auf den Lippen herein, als hätte er das Treffen einberufen. Der Mann war knapp einen Meter neunzig groß, hundert Kilo schwer und hatte die breiten Schultern und schmalen Hüften eines Schwimmers. Sein kahlrasierter Schädel war mit zahllosen Narben überzogen, von denen manche aussahen, als trüge er sie schon seit frühster Jugend. Ich überlegte, wann und wie sie ihm wohl zugefügt worden waren. Unter der Anstaltskleidung, die Crayline trug, zeichneten sich seine überdimensionierten Muskeln deutlich ab. Dieser Typ war solch eine Urgewalt, dass bei seinem Eintreten selbst ein Blinder in Habachtstellung gegangen wäre.
    Mit seinen strahlend grünen Augen nahm Crayline seine Umgebung unter die Lupe, als müsse er überprüfen, ob der Raum und die Anwesenden seinen Ansprüchen genügten. Sein Verhalten legte nahe, dass er über den Besuch seines Anwalts und sein Recht auf die bevorstehende Hypnose in Kenntnis gesetzt worden war und er dieser Maßnahme zugestimmt hatte, wenn auch nur, um einer Weile der Monotonie des Gefängnisalltags zu entkommen.
    »Nehmen Sie Platz, Crayline«, forderte Bridges ihn auf.
    Crayline drehte sich so abrupt zu Bridges um, als würde er ihn erst jetzt bemerken. »Sie sind wohl ’ne harte Nummer, was?«
    »Hart genug, Großmaul«, erwiderte Bridges mit herausforderndem Blick und legte die Hand auf die Stuhllehne. »Setzen.«
    Crayline wandte sich ab und flüsterte ein paar Worte.
    »Was war das?«, fragte Bridges und beugte sich vor. »Was hast du gesagt?«
    Crayline drehte blitzschnell den Kopf herum und fletschte die Zähne wie ein Pitbull, der über ein Stück Fleisch herfällt. Bridges wich zurück und stieß mit voller Wucht gegen den Tisch, der über den Teppich rutschte.
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