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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition)
Autoren: Jack Kerley
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Traktor, und ich fragte mich, ob die beiden Fahrzeuge kollidiert waren.
    Ich hielt am Straßenrand, sprang aus dem Auto und hörte in der Ferne Sirenen. Mix-up folgte mir, ohne das Feuer aus den Augen zu lassen. Der Traktor war ein John-Deere-Modell mit Anhänger, auf dem sich Strohballen auftürmten. Ein Farmer in blauem Overall und Arbeitshemd kniete neben dem jungen Wachmann, der schwere Verbrennungen erlitten hatte und dessen Kleidung vor sich hin glimmte. Sein Gesicht war von Schrotkugeln durchsiebt.
    Der Farmer wandte sich mit entgeisterter Miene zu mir um. »Ich war draußen auf dem Feld, hab’ den Rauch bemerkt und bin mit dem Traktor hierhergefahren. Diesen Mann hier konnte ich aus dem Transporter ziehen, aber da drinnen ist noch einer, hinterm Steuer. Wegen der Flammen konnte ich nichts ausrichten …«
    Ich spähte in den brennenden Transporter. Zu spät. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Mix-up mit der Schnauze an dem Heu auf dem Anhänger schnüffelte. Der Farmer streckte die Hand nach dem Wärter aus, um ihn zu trösten, doch er brachte es nicht übers Herz, den sterbenden Mann zu berühren. Hilflos schaute er mich an und versuchte, Tränen zurückzuhalten.
    »Was sollen wir nur tun?«
    »Hilfe ist schon unterwegs«, rief ich über die lauter werdenden Sirenen hinweg.

Kapitel 5
    Monate vergingen. Bis auf die Aussage des Farmers, er habe bei seinem Eintreffen am Unfallort in der Ferne ein Motorrad gehört, ergaben sich keine neuen Erkenntnisse in Bezug auf Craylines Flucht. Es wurde spekuliert, dass ein Motorradfahrer an dem Holman-Transporter vorbeigefahren war und mit einer Waffe auf das Fenster gezielt hatte. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf diesem Straßenabschnitt betrug 35 Meilen pro Stunde. Obwohl sich nicht mit Sicherheit bestimmen ließ, was mit dem Transporter passiert war, nachdem der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, lag die Vermutung nahe, dass der an die Rollbahre gekettete Bobby Lee kaum mehr als einen Kratzer abbekommen hatte. Ich stellte mir vor, dass er vor Vergnügen gelacht hatte, als sein Befreier ihn aus dem beschädigten Fahrzeug zog, wie ein Teenager nach einer Achterbahnfahrt.
    Den ausgeklügelten Fluchtplan hatte Crayline aller Wahrscheinlichkeit bereits ausgeheckt, kaum dass er von seiner temporären Verlegung in das Institut erfuhr. Es war allgemein bekannt, dass Bruderschaften von Ex-Knackis existierten, und jemand mit einem so diabolischen Charisma wie Bobby Lee Crayline verfügte garantiert über Verbindungen nach draußen und kannte Männer, die ihr Leben riskierten, um später damit prahlen zu können, dass sie ihn bei seiner Flucht unterstützt hatten.
    In der Zwischenzeit wurden in Mobile Menschen niedergeschlagen, erstochen, vergiftet, erschossen und – dieser Fall erregte besonders viel Aufsehen – mit Hilfe eines Staubsaugers getötet. Nicht selten ermittelten Harry und ich achtzehn Stunden pro Tag. Und dann gab es überraschenderweise mal gute Nachrichten. Entgegen unserer Erwartung wurden zusätzliche Finanzmittel freigegeben und kamen dem unterbesetzten Police Department von Mobile zugute. Auf einmal konnte eine Handvoll kompetenter Polizisten und Polizistinnen zum Detective befördert werden, woraufhin sich die Arbeitslast deutlich verringerte.
    Ich dachte gerade über Ferien nach, als mein Vorgesetzter, Lieutenant Tom Mason, sich vor meinem Schreibtisch aufbaute. Seit Jahren versuchte Tom, mich zu einem längeren Urlaub zu überreden. Ich war schon mehrmals kurz davor gewesen, meine Koffer zu packen, doch dann stieg die Kriminalitätsräte jedes Mal abrupt an, und ich begnügte mich mit einem Kurztrip über ein verlängertes Wochenende. So legte ich mir das wenigstens zurecht, während mein Partner immer wieder monierte, ich wäre ein unverbesserliches Arbeitstier, das insgeheim fürchtete, etwas zu verpassen.
    In Wahrheit fühlte ich mich jedoch zunehmend schlapper. Die Fälle, die mir zugeteilt wurden, gaben mir keinen Kick mehr, sondern laugten mich mehr und mehr aus. Nun, da der Druck nachließ, fand ich, dass doch einmal die Zeit gekommen war, freizunehmen und die Batterien aufzutanken.
    »Sie und Harry haben ein hartes Jahr hinter sich«, meinte Tom. »Er hat ordentlich was abgekriegt, und Sie haben während des Sandhill-Falls achtzig Stunden pro Woche gearbeitet. Ganz zu schweigen von dem Wahnsinn, mit dem wir uns momentan herumschlagen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Tom?«
    »Das Department schuldet Ihnen dreiundvierzig
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