Krank für zwei
wir ja immer noch zu Eva Peulers Mutter fahren.« Max zuckte mit den Achseln. Von ihm aus konnte es ruhig ins Krankenhaus gehen. Immerhin war da ja wohl an eine Tablette zu kommen. Die zweite schon an diesem Tag. Und es würde sicher nicht die letzte sein.
41
Alexas Anruf erreichte mich gegen drei. Die Frau mußte notorisch unterbeschäftigt sein, oder sie hatte wahrhaftig Nick Knatterton im Blut. Wie anders ließ sich erklären, daß sie mit Max nach Soest gefahren und kurzerhand ins Marienkrankenhaus marschiert war? Leider war die Sache ohne Erfolg gewesen. Sie hatten zwar zwei, drei Personen gefunden, die sich noch an Peuler erinnern konnten, aber warum der Arzt damals ins Sauerland und nicht etwa nach Paderborn gegangen war, hatten sie nicht herausgefunden. Nun saßen sie und Max mittelmäßig frustriert in der Soester Altstadt. Max klagte wohl über Kopfschmerzen, und Alexa selbst ging es auch nicht so gut.
»Ich hab’ wieder Vorwehen«, sagte sie. »Ziemlich nervig, wenn man unterwegs ist.«
»Vielleicht sind es gar keine Vorwehen«, sagte ich aufgeregt. »Vielleicht sind es eher solche, die unmittelbar vor der Geburt anstehen. Komm besser nach Hause!«
»Wir kommen ja gleich. Aber erst trinken wir hier in der Zwiebel einen Kaffee, und danach möchten wir noch etwas erledigen. Eva Peuler hatte eine Mutter. Was ich sagen will, ist, Eva Peulers Mutter lebt noch, wie Max auf der Hinfahrt gnädigerweise erwähnte. Sie wohnt in Hamm, und ich könnte mir vorstellen, daß sie am ehesten weiß, warum Tochter und Schwiegersohn damals nicht nach Paderborn gegangen sind.«
»In Hamm?«
»Das liegt praktisch auf unserem Rückweg.«
»Alexa, ich bitte dich, das ist ein riesiger Umweg.«
»Auf jeden Fall möchten wir dort noch vorbeifahren.«
»Aber deine Wehen.«
»Vorwehen, Vincent, Vorwehen.«
»Na, wenigstens ist Max bei dir.«
»Das sage ich mir auch immer wieder. Sonst hätte ich niemanden, der mir die Ohren volljammert. Ach, Vincent, wir haben da nur ein Problem.«
»Schieß los.«
»Wir wissen nicht, wie Eva Peulers Mutter heißt. Vielleicht weiß irgend jemand im Krankenhaus, wie Eva Peulers Mädchenname war.«
»Tolle Idee. Aber du überschätzt meine Kontakte ein wenig. Ich habe zu den Schwestern nicht gerade ein Vertrauensverhältnis, und für Dr. Lübke bin ich wahrscheinlich auch kein Lieblingspatient. Stell dir vor: Gestern haben sie sogar noch meinen Zimmernachbarn entführt.«
»Warum das denn?«
»Das hängt mit dem Polizeischutz zusammen. Man hielt es für sinnvoller, nur mich allein zu beschützen, um nicht noch die Besucher von Herrn Peters filzen zu müssen.« Noch während ich sprach, hörte ich ein Klopfen an der Tür.
»Kann ich mir vorstellen. Aber trotzdem: Siehst du irgendeine Möglichkeit, an den Namen heranzukommen?« Alexa war penetrant.
Leise öffnete sich die Tür, und Benno schaute um die Ecke. Hinter ihm kam mein Aufpasser ins Zimmer und sah mich fragend an. Ich winkte ihm zu und signalisierte, daß Bennos Besuch völlig okay war.
»Ich sehe eine Möglichkeit«, antwortete ich Alexa. »Sie kommt gerade zur Tür herein. Laß dein Handy an und fahr ruhig schon mal los. Sobald ich den Namen weiß, ruf ich dich an.«
Als Benno an mein Bett trat, hatte ich gleich eine Frage an ihn. »Sag mal, Benno, hast du eine Ahnung, was Eva Peuler für eine geborene war?«
42
Das Haus, in dem Frau Rotbusch wohnte, war wunderschön. Die ganze Straße war phantastisch. Alte Stadtvillen, viel Grün in der Straße und hinter jedem Haus ein Garten, von dem man selbst als Dorfbewohner nur träumen konnte. Die Brüderstraße in Hamm war eine allererste Adresse.
Alexa hatte sich zunächst gewundert, als Vincents Schüler am Apparat gewesen war. Aber dann hatte Benno erzählt, daß er gute Verbindungen zur Verwaltung habe, genauer zu einer Schreibkraft, die dort arbeitete, und auf diesem Wege sei er schnell an den Mädchennamen von Frau Peuler herangekommen. Er habe im Lebenslauf gestanden, den Peuler damals eingereicht hatte. Damals, als er sich um die Chefarztstelle in der Klinik beworben hatte. 1973 Heirat mit Eva Maria Peuler, geb. Rotbusch hatte dort gestanden, schwarz auf weiß.
Alexa hatte sich den Namen sofort notiert. »Dann können wir nur hoffen, daß die Dame nicht ein zweites Mal geheiratet und ihren Namen geändert hat.«
»Viel Glück!« hatte Benno noch gesagt und dann aufgelegt.
Im Telefonbuch hatte nur einmal Rotbusch gestanden. Adele Rotbusch, Brüderstraße 17. Das
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