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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kälter. Fällt dir das Atmen nicht schwerer? Wir müssen mittlerweile sehr rasch dem Gebirge zustreben - allein in den letzten Stunden müssen es einige hundert Meter Höhenunterschied gewesen sein, die wir überwunden haben. Ist dir nicht aufgefallen, daß das westliche Ende jener neuen Vertiefung höher und schwieriger zu überwinden war?”
Larry hatte das für eine durch seine Übermüdung hervorgerufene Täuschung gehalten, aber nun, da Kennard es bestätigte, sah er, daß sich die Landschaft tatsächlich verändert hatte. Sie war karger; die Beeren und Nüsse und Pilze waren seltener geworden und saureren Arten gewichen.
„Wir befinden uns bereits in den Bergen”, sagte Kennard, „und das heißt, daß wir heute abend besser Rast machen und so viele Vorräte suchen, wie wir tragen können. Abgesehen von Schnee und Eis und ein paar wilden Vögeln, die in Bergritzen nisten und von den Beeren leben - die für Menschen giftig sind -, gibt es nichts dort oben.”
Larry wußte, mit Hilfe der terranischen Wissenschaft hatte er sie ein paarmal aus der Klemme geführt, aber ohne Kennards Erfahrung in der Wildnis wären sie schon häufig verloren gewesen.
Nahrung war alles andere als leicht zu finden; sie verbrachten Stunden damit, genug für ein spärliches Abendessen und eine Reserve zu sammeln, die für ein paar karge Mahlzeiten reichen würde, und im Verlauf des folgenden Tages verschwand die Vegetation fast völlig. Dennoch war Kennard in fast jubelnder Stimmung. Wenn sie sich tatsächlich bereits so weit in den Bergen befanden, dann mußten sie sich dem Paß nähern. An diesem Abend klärten sich - wie ein unvermutetes Geschenk - eine Weile Nebel und Dunst, und sie sahen den hohen Gipfel und den darunterliegenden Paß, der sich, im Licht der abendlichen Sonne purpurn und violett schimmernd, keine zehn Meilen entfernt ihren Augen darbot. Das kurze Aufleuchten der Sonne dauerte gerade lange genug, daß Larry die improvisierte Kompaßkarte überprüfen und verbessern konnte, woraufhin er den Paß einmal genau anpeilte und eine Route festlegte. Danach notierte er jede Abweichung, zu der Hindernisse und Felsvorsprünge zwangen, und konnte sie korrigieren. Nun gingen sie nicht mehr nur ungefähr auf ihr Ziel zu, sondern direkt.
Aber das Klettern fiel ihm nun schwerer und schwerer, ungeachtet des Auftriebs, den ihm Kennards Anerkennung verschafft hatte. Es gab steile Hänge, die sie auf allen vieren emporkriechen mußten, wobei sie auf den schlüpfrigen Flächen verzweifelt nach einem Halt suchten; und einmal mußten sie sich einen zwei Zoll breiten Sims unterhalb einer überhängenden Klippe entlangtasten, wobei Larry vor Entsetzen blaß wurde und schwitzte. Kennard überwand all diese Hindernisse mühelos und gewöhnte sich wieder einiges an arrogantem Führergebaren an, und das verdroß Larry. Verdammt, es war schließlich nicht seine Schuld, daß er nicht im Klettern ausgebildet war, und auch die Tatsache, daß ihm in diesen Höhen schwindlig wurde, machte ihn nicht automatisch zum passiv Folgenden. Er knirschte mit den Zähnen und schwor sich, daß er überallhin folgen würde, wohin Kennard ging - auch wenn es schien, daß Kennard häufig einfachere Wege hätte wählen können und versuchte, die Führerrolle bei ihrer Expedition dadurch wieder an sich zu reißen, indem er seine Überlegenheit im Klettern demonstrierte.
In dieser Nacht gingen ihre Vorräte zu Ende; sie schliefen hungrig, kalt und naß an einem vereisten Hang, der etwas weniger steil als der Rest zu sein schien - oder besser, Kennard schlief; Larry fiel selbst das Atmen schwer. Der Morgen dämmerte, und lange bevor es richtig hell war, regte sich Kennard. Er sagte: „Ich weiß, daß du nicht schläfst. Wir könnten ebensogut weitergehen. Wenn wir Glück haben, erreichen wir den Paß noch vor dem Nachmittag.” In der Morgendämmerang konnte Larry das Gesicht seines Freundes nicht sehen, aber das war auch nicht nötig. Seine Gefühle waren so offensichtlich für ihn. als befände er sich direkt in
    Kennards Gedanken: Auf der anderen Seite des Passes gibt es Nahrung, bewohntes Land, Wärme und Menschen, die wir um Hilfe bitten können. Aber der Paß selbst wird eine schwierige Prüfung sein. Selbst mit ein paar erfahrenen Bergführern würde ich ihn nur ungern überqueren. Wenn es nicht schneit, könnten wir durchkommen - wenn der Schnee nicht bereits zu tief liegt. Kann der terranische Junge das ausholten? Er ist bereits völlig erschöpft. Wenn er
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