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Kräfte der Comyn - 12

Kräfte der Comyn - 12

Titel: Kräfte der Comyn - 12
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zu sich selbst, „fang nicht an, dir Sachen einzubilden.”
Er mußte vernünftig überlegen. Der Raumhafen lag im Osten der Stadt, also mußte er der Sonne den Rücken kehren und sich immer in diese Richtung halten.
Jemand beobachtet mich. Ich spüre es.
Langsam drehte er sich um und orientierte sich. Wenn er diese Straße nahm und weiter nach Osten ging, konnte er den Raumhafen unmöglich verfehlen. Es mochte ein langer Weg sein, aber schon bald würde er in eine ihm vertraute Gegend kommen. Vor dem Dunkelwerden, hoffe ich. Beim Einbiegen in die enge Straße sah er nervös zurück. Waren das Schritte hinter ihm?
Er befahl sich, mit den Phantastereien aufzuhören. Hier wohnen Leute. Es ist ihr gutes Recht, die Straße hinunterzugehen, also was ist dabei, wenn jemand hinter mir ist? Außerdem ist gar keiner da.
Da erkannte er, daß er sich in einer Sackgasse befand. Die Straße mündete auf einen kleinen offenen Platz und endete vor einer niedrigen Steinmauer und den kahlen Hintereingängen von zwei Häusern. Larrys Gesicht verfinsterte sich. Am liebsten hätte er geflucht. Er mußte es von neuem versuchen, verdammt! Bald ging die Sonne unter, und wenn er im Dunkeln herumirrte, war er wirklich in einer üblen Situation. Er drehte sich um - und erstarrte.
Von der anderen Seite des Platzes her kamen mehrere undeutliche Gestalten auf ihn zu. In dem purpurnen Licht wirkten sie groß und überwältigend, und sie schienen sich ihm mit einem bestimmten Vorsatz zu nähern. Larry wollte sich wieder in Marsch setzen, dann zögerte er. Sie bezogen eine bestimmte Position - ja, sie schnitten ihm den Rückweg zu der Stelle ab, von der er gekommen war.
Jetzt konnte er sie deutlich sehen. Es waren Jungen und junge Männer, sechs oder acht, etwa von seinem eigenen Alter oder etwas jünger, sie trugen schäbige darkovanische Kleidung, das schlecht geschnittene Haar hing ihnen auf die Schultern, und alle Gesichter zeigten höhnische Bosheit. Sie sahen wie Schlägertypen und ganz und gar nicht freundlich aus, und Larry wäre beinahe in Panik geraten. Streng ermahnte er sich: Das ist nur eine Bande von Jungen. Die meisten sehen jünger aus, als ich es bin. Warum sollten sie hinter mir her sein - oder überhaupt ein Interesse an mir haben? Soviel ich weiß, kann es der hiesige Jugendclub auf dem Weg zu einer Abendveranstaltung sein!
Er nickte grüßend und schritt auf sie zu, darauf vertrauend, daß sich die Gruppe teilen und ihn durchlassen werde. Statt dessen schlossen sich die Reihen plötzlich, und Larry mußte stehenbleiben, um nicht mit dem Anführer zusammenzustoßen, einem großen, stämmigen Burschen von sechzehn.
Larry fragte auf Darkovanisch: „Wollt ihr mich bitte vorbeigehen lassen?”
„He, er spricht unsere Sprache!” Der Dialekt des Stämmigen war so rauh, daß Larry die Wörter kaum erkannte. „Und was macht ein Terranan von hinter den Mauern hier draußen in der Stadt?”
„Was hast du hier überhaupt zu suchen?” fiel einer der jungen Männer ein.
Larry nahm sich mit aller Kraft zusammen, um ja keine Angst zu zeigen, und antwortete mit ausgesuchter Höflichkeit. „Ich habe einen Spaziergang durch die Stadt gemacht und mich verirrt. Wenn einer von euch mir sagen könnte, welchen Weg ich zum Raumhafen nehmen muß, wäre ich ihm dankbar.”
Diese kleine Ansprache wurde mit schrillen Lachsalven begrüßt.
„He, er hat sich verlaufen!”
„Ist das nicht furchtbar!”
„Hör mal, Chiyu, glaubst du, der oberste Chef vom Raumhafen wird dich mit einer Lampe suchen kommen?”
„Der arme kleine Junge, ganz allein im Dunkeln draußen!”
„Und nicht einmal groß genug, ein Messer zu tragen! Weiß deine Mama, daß du spazierengegangen bist, Kleiner?”
Larry gab keine Antwort. Allmählich bekam er es schrecklich mit der Angst zu tun. Vielleicht begnügten sie sich damit, ihn zu verhöhnen - vielleicht aber auch nicht. Diese darkovanischen Straßenjungen mochten noch Kinder sein aber sie trugen bösartige lange Messer, und ganz offensichtlich waren sie Schläger. Larry maß den Anführer mit seinen Blicken und fragte sich, ob er es mit ihm aufnehmen könne, wenn es zu einem Kampf kam. Durchaus möglich - diese große Bulldogge war fett und außer Kondition. Ausgeschlossen war es jedoch, daß er sich gegen die ganze Bande auf einmal verteidigte.
Trotzdem wußte er, daß er verloren war, sobald er Furcht verriet. Wenn sie ihn nur aufzogen, mochte ein kühnes Auftreten sie vertreiben. Er ballte die Fäuste, weil er
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