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KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

Titel: KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst
Autoren: Delfried Kaufmann
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er und ging in die Hütte zurück.
    Purson dirigierte mich in denselben Raum, in dem ich mich schon einmal befunden hatte. Auch der rote Vorhang war noch da, aber diesmal hatte der Unbekannte nicht seinen Platz hinter dem Vorhang gewählt, sondern er stand davor. Er trug eine Trenchcoat und einen Hut, und er hatte eine Strumpfmaske über seinen Kopf gezogen. Außerdem brannte in dem Raum nur eine kleine Lampe in einer Art Nachttischbeleuchtung. Sie gab so wenig Licht, daß ich nicht einmal die Farbe seiner Augen hinter den Schlitzen der Maske erkennen konnte.
    Als er sprach, erkannte ich seine Stimme. Nein, das ist zuviel gesagt. Ich erkannte die Stimme nicht, ich wußte nur, daß ich sie gehört hatte, hier in Hollywood gehört hatte, und nicht mal selten. Und trotzdem wußte ich nicht, wem sie gehörte.
    »Wir sehen uns zum zweitenmal, Cotton«, sagte er.
    »Ich bin überzeugt, daß wir uns schon öfter gesehen haben«, antwortete ich kaltblütig.
    Ich merkte, wie er etwas zusammenzuckte.
    »Sie irren«, entgegnete er knapp. »Sie waren nur einmal in diesem Raum, und ich war hinter dem Vorhang. Damals sind Sie mit dem Leben davongekommen, weil Sie eine Pistole herausrückten. Heute geht es nicht so billig.«
    »Ich muß berichtigen«, antwortete ich. »Damals habe ich nicht die Pistole herausgegeben, um mein Leben zu retten, sondern um Berry zu schonen, den Sie erledigen wollten.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Einerlei. Sie haben sich jedenfalls meinem Willen gebeugt, und ich hoffe in Ihrem Interesse, daß sie es auch heute tun.«
    »Lassen Sie hören, was Sie verlangen.«
    »Sie haben erreicht, was Sie wollten, Cotton. Das Racket ist erledigt. Sie haben die Geständnisse von Mator, Casturio und Kanzeck und die Zeugenaussagen von fünfzig Leuten oder mehr. Ich will nur, daß Sie dafür sorgen, daß die Nachforschungen nach Purson eingestellt werden. Purson ist der einzige Mann, der mich kennt. Natürlich hat er mir versprochen zu schweigen, wenn er gefaßt wird, aber das Risiko ist zu groß.«
    »Wissen Sie, liebes ›Gespenst‹«, sagte ich freundlich, »selbst wenn ich wollte, so könnte ich nicht mehr. Die Fahndung läuft. In Dutzenden von Akten kommt Pursons Name vor. Ich kann ihn nicht einfach streichen lassen.«
    »Erzählen Sie mir nichts. Sie können die Fahndungsanordnung in Ihre Hand bringen und dann sang- und klanglos einschlafen lassen. Ich weiß das genau.«
    »Möglich, daß es so etwas mal in grauer Vorzeit gegeben hat. Heute riskiert keiner mehr seinen Job wegen eines so windigen Geschäfts. Es tut mir leid, Mr. ›Gespenst‹, wir können kein Geschäft miteinander machen.«
    »Sie werden nicht in den Genuß Ihrer Pension kommen, wenn Sie nicht auf meinen Vorschlag eingehen. Ihr letztes Wort?«
    »Werden Sie nicht theatralisch«, erwiderte ich, aber ich spannte meine Muskeln, denn jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.
    »Knall ihn ab«, sagte der Mann in der Strumpfmaske. Er sagte es ganz anders, als er die bisherige Unterhaltung geführt hatte. Er stieß es zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Und er richtete diesen Befehl an Purson.
    »Selbst wenn Sie es noch könnten, Purson«, sagte ich, »so sollten Sie es sich überlegen. Sie erschießen mich, und Ihr Boß, Purson, erschießt Sie, denn Sie sind der einzige Mann, der ihn wirklich belasten kann. Dann drückt er beiden Leichen je eine Waffe in die Hand, und die Polizei glaubt, wir hätten uns beide gegenseitig erschossen. Das Gerede vom ›Gespenst‹ schläft mit der Zeit ein, und er genießt alle Früchte des schönen Geschäfts.«
    Der Mann mit der Strumpfmaske schoß, kaum daß ich das letzte Worte ausgesprochen hatte. Er schoß nicht etwa nach mir, sondern er schoß durch die Tasche seines Mantels hindurch auf Purson. Es war fast bewunderungswürdig, wie schnell er verstand und wie wenig er zu bluffen war.
    Ich hatte damit gerechnet, daß er feuern würde, und ich wußte auch, daß Purson mindestens so gefährdet war wie ich. Noch sprechend, war ich auf ihn zugesprungen und hatte ihn zur Seite gestoßen. Er taumelte gegen die kleine Nachttischlampe und riß sie um. Noch während die Schüsse wie Peitschenhiebe durch den Raum knallten, wurde es dunkel.
    Da wir in Hollywood sind, lassen Sie mich noch einmal vom Film sprechen. Ich habe mal einen Streifen gesehen, in dem zwei Gentlemen – natürlich wegen einer Dame – ein sogenanntes Kuckucksduell ausführten. Sie gingen mit Pistolen bewaffnet in einen dunklen Raum,
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