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KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

Titel: KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst
Autoren: Delfried Kaufmann
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meint, das Ding hätte sich längst ausgeknallt.
    Ich drehte also meinen Kopf Phil zu und sagte: »Kannst du mir sagen, warum wir dieses Affentheater mitmachen?«
    »Weil es uns befohlen wurde«, antwortete Phil traurig.
    »Schön«, sagte ich. »Also, machen wir es weiter mit, aber wenn es vorbei ist und wir bis dahin von diesem Menschenschinder nicht besser behandelt worden sind, dann werden wir ihn uns im Dunkeln kaufen, wenn er nach Hause geht, und sein Geschrei wird dann anders klingen.«
    »Schluß!« brüllte Addams wütend. »Aufstehen! Locker! Viel lockerer. Schüttelt euch die Hand!«
    Wir taten alles, was er sagte.
    »Licht aus! Kamera aus! Ton Schluß!«
    Die Scheinwerfer erloschen. Der Mann hinter der Kamera tauchte auf. Der Mann am Tongerät nahm den Kopfhörer ab. Mr. Addams kam auf uns zu.
    »Trollen Sie sich nach Hause!« grollte er. »Heute abend um acht Uhr sind Sie pünktlich wieder hier. Sie sollen sehen, wie kläglich Sie trotz Ihres großspurigen Benehmens auf der Leinwand wirken.«
    Wir verkrümelten uns in gedrückter Stimmung. Während wir noch in dem langen Gang nach der richtigen Tür suchten, sprach uns ein Mann an. Es war einer von den Beleuchtern, ein netter schlanker Junge von höchstens fünfundzwanzig Jahren.
    »Laßt euch von Addams nicht ins Bockshorn jagen, Boys«, sagte er freundlich. »Er schreit immer so. Ist einer von den ganz Aufgeregten. Aber wenn er mit Springs reden muß, kriecht er wie eine Schnecke.«
    »Danke für den Trost«, antwortete ich. »Mein Name ist Cotton, und das ist Phil Decker. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns ein wenig über den Rummel hier aufklären würden. Kommen uns vor wie frischgeborene Kälber. Haben Sie Zeit für einen Drink?«
    »Ich bin Tommy Farr.« Er lachte. »Beleuchter bin ich nur aushilfsweise, um etwas Geld zu verdienen. An sich suche ich ’ne Chance als Regieassistent, aber man muß nehmen, was geboten wird. Für einen Drink habe ich jetzt keine Zeit, aber vielleicht heute abend, wenn Sie sich die Probestreifen angesehen haben. Ich bleibe im Atelier und warte auf Sie.«
    Glauben Sie mir, ich war glücklich, eine Seele gefunden zu haben, die es gut mit uns meinte.
    Für die Ereignisse des Abends stärkten wir uns mit einigen Drinks. Dann bummelten wir durch die Stadt und hofften, Marilyn Monroe würde uns begegnen, aber sie schien gerade verreist. Pünktlich um acht Uhr fanden wir uns wieder im Atelier ein. Der Nachtportier brachte uns in einen kleinen Vorführraum, und es begab sich, daß wir dort bis neun Uhr warten durften, ohne daß sich ein Mensch um uns kümmerte. Schließlich erschien Mr. Addams, warf sich in einen Sessel, nahm einen Telefonhörer ab und sprach: »Die Probeaufnahmen von den G-men!«
    Es wurde dunkel. Auf der Leinwand flimmerte es, und dann erschienen Phils und mein Gesicht im Format acht mal zehn Fuß. Ich muß sagen, so dämlich wir unter unserer Schminkschicht in natura ausgesehen hatten, so schön und Errol Flynn gleich wirkten wir hier. Aber was nutzt die schönste Maskenkunst, wenn der Inhaber des Gesichts grinst wie ein Dorftrottel? So dämlich grinste ich von der Leinwand herab, und Phil machte es nicht besser. Dann lachten unsere Schatten an der Wand und schlugen sich auf die Knie. Es wirkte so unwahrscheinlich albern, so unecht und so gekünstelt, daß ich mich schämte. Jetzt unterhielten wir uns. Das war entschieden die beste Szene. Die Dinge, die ich Mr. Addams androhte, klangen durchaus echt. Und zum Schluß standen wir auf. Das war wieder sehr schlimm. Marionettenpuppen hätte es besser gemacht. Wir bewegten uns, als seien unsere Gelenke aus Blechscharnieren.
    Es wurde Licht. Wir wagten Mr. Addams nicht ins Auge zu sehen. Er aber sprach im Tonfall eines Märtyrers: »Ich werde eine furchtbare Arbeit mit Ihnen haben. Sie kosten mich zwei Jahre meines Lebens. Gehen Sie jetzt. Morgen früh bitte pünktlich um sechs Uhr zu den Aufnahmen.«
    Dieser resignierte Satz des Regisseurs wirkte fast noch deprimierender als sein Getobe.
    Wir stiefelten davon wie geprügelte Hunde.
    »Ich weiß nicht«, seufzte Phil. »Du erinnerst dich sicherlich an unsere Ausbildungszeit. Weißt du noch, als wir uns benehmen mußten wie ein Friseur? Ich habe schon Staubsauger verkauft, und keiner hat gemerkt, daß ich ein G-man war. Aber hier…«
    »Ich bin schon Bandenmitglied gewesen«, sagte ich ebenso traurig, »und sie haben erst gemerkt, daß ich ein G-man war, als sie hinter Gitter saßen. Ich bin ein prima
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