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KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

Titel: KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst
Autoren: Delfried Kaufmann
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schien sich aber den Fall zu überlegen. »Unnötig«, sagte er und zog seinen Hut nach vom. »Ich wollte euch nur warnen. Kümmert euch nächstens nicht darum, wenn jemand verhauen wird. Ihr seht, nicht einmal Berry ist es recht, wenn ihr ihn vor Prügel bewahrt. Er kommt, um sie sich nachträglich zu holen.«
    Er stemmte sich hoch und stiefelte gemeinsam mit seinem Begleiter hinaus.
    »Ich weiß nicht, Jerry«, sagte Phil, »aber ich habe das Gefühl, als wären wir in irgendeine Gang hineingeplatzt.«
    Ich sah den beiden nach, die mit Berry die Bar verließen.
    »Kann sein«, antwortete ich, »aber ich habe keine Lust, mir Gedanken darüber zu machen. Ich bin nicht hier, um den Kollegen von Los Angeles ins Handwerk zu pfuschen. Ich bin hier, um in einem Film mitzuwirken, und das ist schlimmer für mich, als müßte ich eine Bande dynamitgeladener Superbanditen hochjagen. Gehen wir nach Hause. Morgen früh um sechs Uhr erwartet uns Mr. Addams, um uns durch seine Tretmühle zu jagen. Gehen wir schlafen, damit wir die Tortur aushalten.«
    ***
    Pünktlich um sechs Uhr saßen wir im Atelier der CPC. Vorher hatten uns schon die Maskenmänner und -mädchen in den Fingern gehabt, und unsere Alltagsgesichter waren wieder unter fingerdicken Schminkschichten verschwunden.
    Wir warteten bis sieben. Dann erschien Addams, aber er kümmerte sich nicht um uns. Er schrie mit anderen Leuten herum, ließ Scheinwerfer anschalten, die Kamera hin und her fahren und schien ausgesucht schlecht geschlafen zu haben.
    Einmal erspähte ich Tommy Farr und rief ihn an, aber er winkte nur verlegen und verschwand irgendwohin.
    Es wurde acht Uhr, und noch immer fanden wir nicht die Aufmerksamkeit des Regisseurs. Ich steckte mir eine Zigarette an, worauf ein Mann in Uniform angesaust kam und mir das Rauchen verbot.
    Dann kurz, vor neun Uhr, hörten wir Mr. Addams’ Stimme. »Wo sind diese G-men, verdammt? Wie lange sollen wir auf die Burschen warten. Pünktlichkeit ist das wenigste, das ich verlangen kann, wenn sie schon kein Talent haben.«
    Wir stellten uns ihm. Er saß in seinem Feldstuhl neben der Kamera und wippte mit den Beinen.
    »Aha«, sagte er und tat, als hätte er uns jetzt erst erblickt. Neben ihm hockte ein Girl mit einem dicken Buch. »Lesen Sie die Szene vor.«
    »Der G-man betritt die Bar und entdeckte ein Mitglied der Bande am Bartisch auf einem Hocker. Er setzt sich daneben und bestellt etwas. Das Bandenmitglied bemerkt den G-man und zieht einen Revolver. Der G-man, der nicht mehr rechtzeitig zu seiner Waffe greifen kann, benutzt einen günstigen Augenblick, schüttet dem Bandenmitglied sein Getränk ins Gesicht und überwältigt den Mann.«
    »Haben Sie verstanden?« fragte mich Addams.
    Ich nickte.
    »Dann machen Sie es uns vor. Coole, los an die Bar. Coole ist das Bandenmitglied. Probelicht!« brüllte er zur Beleuchterbühne hinauf.
    Ein halbes Dutzend Scheinwerfer richteten sich auf ein Bauwerk aus Holz, Pappe und Glasattrappen. Es stellte offensichtlich eine Bartheke vor, aber diese Bartheke hörte da auf, wo andere erst richtig anfangen. Außerdem war der ganze Laden nach oben offen, und die Scheinwerfer guckten mit ihren Glotzaugen von oben herein.
    Vor diesem Ding standen drei echte Barhocker, und auf einem saß ein Mann, offensichtlich Mr. Coole, der den Gangster spielen mußte. Vor den Flaschenattrappen stand ein Statist in weißer Barmixerjacke.
    Ich stiefelte hin und schwang mich auf den Hocker neben Coole und wartete darauf, daß etwas geschehen möge.
    »Mann, verlangen Sie einen Drink!« brüllte Addams von hinten.
    »Einen Whisky, bitte«, sagte ich zu dem Barmixerstatisten. Ich kriegte es kaum heraus. Ich war heiser vor Aufregung.
    Der Barmixer schob mir ein Glas hin und goß eine farblose Flüssigkeit hinein. Ich nippte daran. Pfui Teufel, es war Wasser. Der Gangster Coole fuhr plötzlich zu mir herum, riß einen Colt heraus und drückte ihn mir vor den Bauch. Ich stand da wie eine Kuh, wenn es donnert.
    »Schütten Sie ihm den Whisky ins Gesicht!« tobte Addams.
    Ich tat es. Der Regisseur heulte auf wie ein auf den Schwanz getretener Hund. Offenbar machte ich alles falsch.
    Addams kam zu uns.
    »Ich mache es Ihnen jetzt vor, Cotton«, sagte er sanft und müde. »Passen Sie auf. Passen Sie genau auf, sonst mag Sie der Teufel holen.«
    Mr. Addams spielte also einen G-man, der in eine Bar kommt. Er war in Hemdsärmeln, trug seine dunkle Brille und sah nicht wie ein G-man aus. Er kam in die Bar mit den Schritten
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